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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Küche … Katja … sie wird in einem Jahr in der ganzen Welt berühmt sein!«
    Sie glaubte es ihm. Ihr Gesicht hellte sich wieder auf. »Wie lange bleibst du in Sarajewo?« fragte sie, indem sie den Kaffee trank.
    »Drei Tage nur, angelo mio … dann fahren wir zurück nach Zabari.«
    »Ich auch? Ich wollte mir hier eine neue Stelle suchen. Ich muß noch Geld verdienen für deine – wie hieß das?«
    »Cafeteria! Aber das ist doch Dummheit, Katja. Wenn die Sperre in Zabari fertig ist, läuft mein Vertrag ab. Dann fahren wir in einem schönen Zug nach Triest, von Triest nach Rom, von Rom nach Capri. Du wirst sie alle übertreffen … die Amerikanerinnen, die schlanken Engländerinnen, die schmalhüftigen Griechinnen, die grazilen Französinnen und die Deutschen, die gleich, wenn sie ins Lokal kommen, rufen: Herr Ober – ein Pils! Oder: Herr Ober – ein Schnitzel mit Bratkartoffeln! Katja – sie werden dich bewundern und dich umschwärmen wie die Motten das Licht. Und ich werde stolz sein und mich in deiner Schönheit sonnen.«
    Was er sagte, glaubte er selbst nicht. Schon der Gedanke, daß die Gäste seines Lokals Katja ansahen, erzeugte in ihm die Übelkeit der Eifersucht. Aber er spielte den Großzügigen und glänzte vor Katja wie ein Pfau, der sein glitzerndes Rad schlägt und nach dem Weibchen gurrt.
    Drei Tage wohnten sie in einem kleinen Hotel nahe der Bosna. Sie sahen aus dem Fenster auf den Fluß und die Bogenbrücken, auf die Moscheen des islamischen Teiles der Stadt und den Bazar mit den bunten Wimpeln. Unter ihrem Fenster, am Ufer der Bosna, knieten jeden Morgen die Waschfrauen und schlugen mit Holzklatschen den Schmutz aus der Wäsche, die sie nachher im fließenden Wasser spülten. Ein Limonadenverkäufer rief sein süßes Getränk aus … Brezelbäcker und Silberhändler standen an den Ecken und stürzten sich auf die Fremden. Ein Bettler saß vom frühen Morgen bis zum späten Abend gegenüber dem Hotel auf der Erde und hatte seinen Mund weit offen. Man sah einen zahnlosen Gaumen, besät mit Geschwüren. Wovon er lebte, wie er essen konnte, das wußte niemand und sah keiner. Aber er lebte und saß auf der Erde. Wie sagte doch Kennif? Allah ist groß! Nur der Mensch erkennt es nicht …
    Es waren drei Tage aus dem Märchenbuch von 1001 Nacht.
    Pietro Bonelli war nach diesen drei Tagen überzeugt, daß er ein Glückspilz sei und daß es überhaupt keinen Menschen auf der Welt gäbe, der sich mit seinem Glück messen konnte.
    »Onassis hat Millionen«, sagte er einmal zu Katja. »Rockefeller hat Milliarden, den Aga Khan beten einige Millionen als Halbgott an … sie alle sind arm gegen mich! Denn nur Pietro Bonelli hat das Glück, von dir geliebt zu werden …«
    Am vierten Tag fuhren sie zurück nach Zabari … die elegante, kokett gewordene Katja Dobor und der vor Stolz wie ein englischer Kröpfer einherstolzierende Bonelli.
    Ihr Einzug in das Dorf war überwältigend. Schon die Fahrer der Transportkolonne, mit der sie zurückfuhren, schnalzten mit der Zunge und sagten: »Na, Puppe!«, was Bonelli bereits sehr mißfiel … im Dorf rotteten sich die Bauernburschen zusammen und stierten Katja wie einem Weltwunder nach, als sie trippelnd und hüftenschwenkend in Bonellis Küchenbaracke verschwand. Josef Lukacz kratzte sich den Kopf – es war das Pech Bonellis, daß er gerade aus Plewlja gekommen war, um einen defekten Betonmischer abzuholen.
    »Katja«, sagte Lukacz entgeistert. »Es ist, als ob der Mond plötzlich heller ist als die Sonne …«
    Um so dunkler wurde es bei Pietro Bonelli. Während sich in seiner Kantine die Arbeiter stauten und die Theke belagerten, hinter der Katja bediente, während es unterirdische Tritte gegen Schienbeine gab und Kämpfe um den Platz vor Katjas Ausschnitt (ein Kleid, das sie sich nach einem Pariser Modenblatt selbst genäht hatte), erlitt Bonelli einen Rückfall in die düstere Zeit der ersten Wochen von Zabari.
    Er holte aus dem Magazin gerade einige Flaschen Slibowitz und einige Dosen Würstchen, als wieder aus der dunklen Ecke eine Faust hervorschnellte und Bonellis linkes Auge traf. Brüllend warf er die Flaschen und die Würstchendosen hin … aber der Täter war schon in der Nacht verschwunden, schemenhaft und katzengleich.
    Bonelli schrie und kreischte. Er tanzte wie ein Irrer auf dem Hof herum und brüllte Flüche, die auf keinem Index stehen, da sich der Index schämen würde, sie aufzunehmen.
    Trotz sofortiger Kühlung mit Alkohol, trotz Borwasser und

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