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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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absoluter Ruhe … das linke Auge wurde blau und bildete die freudige Sensation von Zabari. Selbst Meerholdt kam in das Zimmer Bonellis und drückte ihm sein Beileid aus. Katja saß neben ihm auf dem Bett und kühlte das Auge mit feuchter Watte.
    »Es war wieder Josef!« schrie Bonelli und war nur mit Mühe im Bett zu halten. »Ich kenne diesen Hieb! Morgen bringe ich ihn um …«
    Am nächsten Tag war Lukacz schon wieder in Plewlja und betrank sich vor Kummer und Wonne. Für Josef aber kamen andere Konkurrenten, diesesmal sogar aus den Reihen von Bonellis Landsleuten. Sie brachten Katja ein Mandolinenständchen, und Mario, der singende Holzfäller, schluchzte eine Arie aus La Boheme und lockte damit Katja im Nachthemd an das Fenster.
    Bonelli biß in die Kopfkissen und verfluchte den Einfall, Katja aus Sarajewo wieder nach Zabari gebracht zu haben. Dann fiel ihm der Chefarzt ein, der Stationsarzt, der Barbier Kennif, und er setzte sich seufzend ins Bett und kraulte sich den Kopf.
    »Wen Gott strafen will, dem gibt er eine schöne Frau«, sagte er. Dann nahm er einen Eimer Wasser und schüttete ihn über den singenden Mario … kurz vor dem hohen C, das dadurch kläglich mißlang. »Diabolo!« schrie er aus dem Fenster. »Das nächstemal schieße ich!«
    Er riß Katja zurück und schloß das Fenster mit einem Knall. »Im Sommer heiraten wir!« sagte er energisch. »Und dann kaufe ich mir ein Maschinengewehr und schieße auf jeden, der dich nur ansieht!«
    Katja Dobor lächelte still.
    »Er hat eine so schöne Stimme«, sagte sie.
    »Wer?«
    »Mario …«
    Wie ein Irrer zertrümmerte Bonelli zwei Stühle, ehe er stöhnend ins Bett sank.
    Wie sagten doch die Chinesen: Eine kleine hübsche Eselin ist teurer als ein starkes häßliches Kamel …

5
    Aus Belgrad war eine kleine Studienkommission nach Zabari gekommen. Es waren drei Herren vom Staatlichen Geologischen Institut. Sie hatten die Aufgabe festzustellen, ob wirklich in dem großen Felsen über dem Dorf ein See eingeschlossen sei.
    Hauptmann Vrana hatte neben dem Austritt des Wassers eine Gruppe Soldaten stationiert. In Zelten wohnten sie am Waldrand und bewachten Tag und Nacht die Umgebung des geheimnisvollen Baches. Niemand durfte sich dem Felsen nähern – in seiner rigorosen Art hatte Vrana befohlen, auf jeden zu schießen, der sich in der Umgebung der ›Quelle‹ – wie er den Wasseraustritt nannte – bewegte. Nur Jossip machte eine Ausnahme … er mußte seine Herde in den Bergen hüten und konnte ungehindert in seinem Gebiet umherstreichen.
    »Jossip ist ein guter Trottel«, sagte Vrana zu seinen Unteroffizieren. »Er kann jederzeit passieren. Aber bei jedem anderen dreimal Halt rufen und dann sofort schießen. Befehl aus Belgrad!«
    So sah Jossip aus der Nähe, wie die drei Geologen aus Belgrad Gesteinsproben entnahmen, wie sie den Berg vermaßen und in den Felsen herumkletterten, um irgendwo einen Eingang zu dem unterirdischen See zu finden.
    Sie suchten vergebens, denn Jossip hatte die Felsspalte, die in den Berg führte, mit dicken Steinen geschlossen. Sie sah genau so zerklüftet aus wie alle anderen Felspartien, und keiner ahnte, daß hinter ihr sich ein gewaltiges Reich der Natur öffnete, das bisher nur eines Menschen Fuß betreten hatte. Ein Mensch, der sein Geheimnis verteidigte, um schreckliche Rache an den Menschen zu nehmen.
    Daß Rosa – ohne es zu wissen – den See, seinen See, an Meerholdt verraten hatte, erschütterte Jossip mehr als alles andere. Die Geologen konnte er irreführen, auch Meerholdt suchte vergebens einen Zugang … Rosa konnte er nicht betrügen. Sie war ein Kind der Berge, sie würde die Spalte finden und mit ihr das letzte, schreckliche Mittel seiner Rache an Meerholdt.
    Jossip wußte, daß ihm nur wenig Zeit blieb, sein Dorf zu vernichten. Schon hatte man aus Belgrad Spezialbohrgeräte angefordert … große Lastwagen brachten stählerne Gerüste, die man am Fuße des Felsens aufbaute, Ölbohrtürmen gleich. Eine starke elektrische Leitung und ein dickes Rohr wurden vom Tal aus den Hang hinaufgelegt, ein Überlaufbecken aus Beton wurde gemauert, eine Baracke entstand am Waldrand.
    Die Technik kam in sein Reich!
    Jossip stand bei den Arbeitern, als sich die ersten Bohrer in das Gestein fraßen. Knirschend, durch fließendes Wasser gekühlt, drangen die armdicken Stahlstangen in das Innere des Berges vor.
    Jossip lächelte. Sie bohrten an der falschen Stelle. Der See lag seitlicher, mehr zum Steilhang hin … hier

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