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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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habe!«
    Jossip schüttelte den Kopf. Er wischte sich den fettigen Mund mit dem Ärmel seiner Jacke ab. »Das Wort einer Frau ist hohl wie ein alter Baum … der erste Sturm wirft ihn um!« Er sah sie groß an. »Sie werden dich verhören, Tag und Nacht, und du wirst die Wahrheit sagen. Nein – du wirst frei sein, wenn ich Rache genommen habe. Dann wirst du das letzte, große Grauen erleben, ehe du zurück nach Zagreb gehst. Du wirst die Welt nicht wiedererkennen … du wirst um sie weinen …«
    »Die Welt! Weißt du überhaupt, was die Welt ist, Jossip?«
    Er nickte. »Meine Berge – sonst nichts. Was hinter und vor ihnen liegt, sind Länder, Meere und Völker, die mir so fremd sind wie die Sterne, so gleichgültig wie das Gesicht des Mondes! Sie gehen mich nichts an, und sie kümmern sich nicht um mich. Aber meine Berge, meine Weiden, meine Täler und Schluchten … das ist eine Welt, die ich sehe, die ich kenne, die ich liebe, in der ich geboren bin und in der ich sterben werde! Und diese Welt werde ich vernichten …«
    »Dann vernichtest du auch dich, Jossip!«
    »Ich weiß. Aber es wird eine große Vernichtung werden. Eine herrliche Vernichtung. Es wird sich lohnen, mit ihr unterzugehen!« Seine Augen leuchteten auf … es war ein fast irres Feuer, das ihn ergriff. Er beugte sich über den Tisch vor und sah Elena ins Gesicht. Sein Mund war verzerrt. »Ich kann nicht leben ohne Rosa … und Rosa wird mit vernichtet werden. Auch dein Ralf … die tausend Arbeiter … das ganze Dorf … das ganze Vieh … die Wälder, die Berge, die Tiere …« Er keuchte vor Erregung. »Ich werde nichts zurücklassen. Nichts!«
    Elena erhob sich vom Tisch. »Du bist wirklich verrückt«, sagte sie stockend. Sein flackernder Blick erzeugte Angst in ihr.
    Er schloß die Augen und lehnte sich zurück.
    »Sie haben mich dazu gemacht …«, sagte er leise. »Sie wollten es nicht anders … Sie haben mir Rosa genommen …«
    An dieses Gespräch dachte Jossip, als er im Garten der Suhajas saß und auf Rosa wartete. Als er sie kommen sah, erhob er sich und kam ihr entgegen. An den offenen Ställen für die Schafe trafen sie sich.
    »Was willst du hier, Jossip?« fragte sie. Sie ging an ihm vorbei, aber er hielt sie am Ärmel fest.
    »Ich muß dir etwas zeigen, Rosa. Ich habe in den Bergen etwas entdeckt, etwas Wunderbares, Rosa. Ein Märchenreich … ein Palast der Feen und Kobolde …«
    Rosa drehte sich um. »Du träumst, Jossip.«
    »Nein, nein, Rosa! Gestern nacht suchte ich ein Schaf. Es war ausgebrochen und irrte in den Felsen umher. Ich folgte ihm, und plötzlich stand ich vor einer Höhle. Es war, als habe sich der Felsen geöffnet, als habe eine Zauberhand den Berg geteilt. Zitternd stand das Schaf davor. Ich band es an und ging ganz langsam in die Höhle, Schritt für Schritt, mit den Händen mich an den Wänden vorwärts tastend. Und plötzlich öffnete sich der Gang zu einer weiten Halle, und es glitzerte in ihr wie von unzähligen Diamanten … Dicke Säulen wuchsen vom Boden an die Decke, und von der Decke hingen breite Falten glitzernden Gesteins. Ich hatte eine Fackel mit und ließ den Schein kreisen … da war es, als stünde ich in dem unterirdischen Palast eines Geisterkönigs: Die Decke war aus Diamanten, die Wände aus Kristall, und der Boden schimmerte wie Gold im Licht meiner Fackel. Und von weit her … ganz leise, aber deutlich zu hören, rauschte es im Berg, als stürzte ein silbernes Wasser über viele, viele Treppen …«
    Rosa hatte mit staunenden Augen zugehört. Ihre Brust hob und senkte sich schneller, eine innere Erregung hatte sie erfaßt.
    »Ein unterirdisches Wasser?« fragte sie leise. »Es rauschte in dem Felsen?«
    »Und die Halle war wie voll Gold.« Er faßte wieder ihren Arm. »Komm, Rosa … ich will sie dir zeigen …«
    »Es war wirklich Wasser?«
    »Ich glaube es! Ein unterirdischer Fluß.«
    Rosa erfüllte die Entdeckung Jossips mit Glück. Sie glaubte, es sei der unterirdische See, den Meerholdt seit Wochen suchte, nach dem sie seit Tagen bohrten und dessen kleinen Abfluß sie am Fuße des Felsens entdeckt hatte.
    »Gehen wir sofort, Jossip!« sagte sie eifrig.
    Er nickte. »Am besten steigen wir durch den Wald … ich will nicht, daß die Arbeiter am Berg uns sehen. Es soll ein Geheimnis bleiben, das nur du und ich kennen.«
    Sie gingen durch die hereinbrechende Nacht aus dem hinteren Garten heraus und stiegen den steilen Felspfad empor, der um den Wald herumführte und dann durch

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