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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine seiner dicken Zigarren an. Der Arzt wollte sie ihm wegnehmen, aber Osik schlug ihm auf die Hand. »Lassen Sie das, Doktor. Ich weiß, daß ich ein Wrack bin … aber das Wrack soll wenigstens noch qualmen, wenn es schon nicht mehr fahren kann! Wenigstens nach außen hin lassen Sie mich den starken Mann spielen!« Er lächelte und wandte sich dann wieder an Meerholdt und Hauptmann Vrana. »Machen wir es anders. Ich kann mich entsinnen, daß die Deutschen uns Partisanen in den Bergen nicht ausräuchern konnten … sie fuhren deshalb mit großen Lautsprechern durchs Gebirge und forderten uns auf, uns freiwillig zu ergeben. Sie sicherten uns das Leben zu und volle Freiheit. Wäre das nicht ein Weg? Wir fahren mit drei Lautsprechern in die Felsen und bitten Jossip, Elena herauszugeben. Ich wäre sogar bereit, ihm die 100.000 Dinare zu geben!«
    »Verrückt!« Vrana schüttelte wild den Kopf. »An einem Strick ziehe ich ihn hoch! 100.000 Dinare für einen Verbrecher und Saboteur!«
    »Reden Sie bei mir nicht mit der Terminologie volkseigener Staaten! Ich will mein Kind wiederhaben, wenn es lebt! Dafür verspreche ich ihm 100.000 Dinare!«
    »Und ich hänge ihn auf!« sagte Vrana störrisch.
    »Das werden Sie nicht! Wenn ich Jossip mein Wort gebe, müssen Sie mich schon neben ihm aufhängen! Was hat er denn gemacht? Meerholdt lebt, Rosa lebt, Elena wird auch leben!«
    »Für Entführung gibt es in Amerika die Todesstrafe!«
    »Amerika!« Osik lächelte breit. »Sie, Hauptmann Vrana, als Repräsentant einer sozialistischen Regierung, als Offizier eines ›freien Volkes‹, führen das Beispiel eines verruchten kapitalistischen Staates an?! Sie stellen ein System, das wir bisher immer verbrecherisch nannten, als Vorbild dar? Aber Herr Hauptmann – was soll ich von Ihrer Linientreue denken?!«
    Vrana sah zu Boden. Er war blutrot geworden und zuckte mit den Augenlidern.
    »Bieten Sie ihm das Drecksgeld«, sagte er wütend. »Und wenn er es genommen hat, werden wir ihn den ordentlichen Gerichten übergeben. Wegen Körperverletzung und versuchter Notzucht!«
    »Das steht Ihnen frei! Aber Sie hängen ihn nicht auf!«
    Vrana lächelte breit. »Es wäre besser, er hängt, Herr Osik. Wissen Sie, was drei Jahre Steinbruch bedeuten?«
    Stanis Osik wandte sich ab. »Ich danke Gott, daß ich noch nicht so völlig materialisiert bin wie Sie. Meerholdt – gehen wir und montieren wir ein paar Lautsprecher ab.«
    Am Abend fuhren drei Jeeps in die Schluchten, und vier Männer trugen Lautsprecher an den Rand des Waldes. Von allen Seiten schallte es bald durch den stillen Abend, immer und immer wieder … 100.000 Dinare … Straffreiheit … Für Elenas Rückgabe freies Geleit für Jossip Petaki.
    Jossip lag an der Tür und hörte die Worte aus dem Lautsprecher. Auch Elena saß aufrecht an der Wand und lauschte auf die Sätze.
    »Mein Vater sucht mich! Hörst du … dir wird nichts geschehen, wenn du mich freiläßt!«
    Jossip lehnte sich gegen die Tür. »Ich glaube es nicht.«
    »Mein Vater hat noch nie sein Wort gebrochen!«
    »Aber die anderen. Hauptmann Vrana …« Jossip nickte, er kannte seine Landsleute. »Und Fedor wird sich rächen … Jede Nacht streift er durch den Wald. Ich habe ihn gestern gesehen, als ich Wasser holte.«
    »Mein Vater und auch ich werden mit Vrana und Fedor sprechen.« Elenas Stimme wurde eindringlich. »Wir werden dich in die Stadt schaffen zu einem Arzt … Du wirst ein reicher Mann sein, mit 100.000 Dinaren! Die ganze Welt steht dir offen, Jossip …«
    »Meine Welt ist hier«, sagte er dumpf. »Ich will nicht hinaus aus den Bergen!«
    »Du wirst elend sterben, Jossip! Deine Beine werden schon gelähmt … du hast den Wundbrand! Ein Arzt kann dich noch retten! Du bist ja wahnsinnig, dieses Angebot zurückzuweisen!«
    Jossip schüttelte den Kopf. »Sie wollen mich töten! Sie locken mich heraus … und dann töten sie mich! Kein Tier, nichts auf der Welt ist gemeiner als der Mensch! Ein Löwe brüllt und peitscht mit dem Schwanz die Erde, und du weißt – jetzt springt er dich an! Ein Wolf heult und hetzt dich zu Tode … eine Schlange richtet sich auf, ihre Zunge züngelt, und sie stößt vor und schlägt ihren Giftzahn in dein Fleisch. Bei allen weißt du – jetzt tötet es dich! Jetzt gibt es kein Zurück … nur der Mensch lächelt, verspricht, gibt dir die Hand der Freundschaft, und mit dieser Hand zieht er dich zu sich heran und erwürgt dich! Mit einem Lächeln … mit einer Zufriedenheit, die

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