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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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herausreißen und einfach lynchen? Können Sie das verhindern?«
    »Das ist doch Dummheit.« Osik schob die Teetasse fort. »Keiner hätte ihn gelyncht!«
    »Wissen Sie das so genau?« Vrana lächelte hämisch.
    Meerholdt fuhr herum. »Wenn Sie so reden, Herr Hauptmann, dann haben Sie hier Ihre Hand im Spiel. Dann haben Sie schon zweihundert Mann organisiert, welche die sogenannte ›Volksmeinung‹ darstellen und einen legalisierten Mord begehen!«
    »Mord? Mein bester Herr Meerholdt – Sie verkennen die Wut der Volksseele! Ich bin nur ihr Fürsprecher, weiter nichts.«
    »Sie sind Soldat! Offizier!«
    »Aber doch immerhin ein Kind dieses Volkes!«
    Stanis Osik sprang auf. »Lassen Sie diese albernen Phrasen weg, Vrana! Sie haben einen Verrat geplant … fast kann man Jossip bewundern, daß er Sie so gut durchschaute und in seinem Fuchsbau blieb! Aber das Los meiner Tochter ist dadurch nicht gemindert worden, im Gegenteil – jetzt wird Jossip sie besonders scharf bewachen! Er weiß jetzt, daß wir nicht an ihren Tod glauben! Ein Toter ist eine reale Sache … er schweigt vor allem! Aber ein Entführer kann ausbrechen, er kann sich bemerkbar machen, er ist eine Gefahr! Glauben Sie, daß Elena zart behandelt wird? Ich nicht! Und darum ist ihre Einstellung eine Gemeinheit!«
    Er brüllte plötzlich. Hauptmann Vrana wurde blaß.
    »Ich verwahre mich dagegen! Ich bin Offizier!«
    »Ein Dreckskerl sind sie!« schrie Osik. »Ein Misthund! Ein Scheißhaufen!«
    »Herr Osik!« Vrana trat ein paar Schritte vor. »Ich werde das nach Belgrad melden! Ich werde um die Erlaubnis bitten, mich mit Ihnen duellieren zu dürfen!«
    »Einen Scheißdreck dürfen Sie!« Osik hieb mit der Faust auf den Tisch. Die Teetasse sprang empor und klirrte zu Boden. Pietro Bonelli steckte den Kopf durch die Tür; als er sah, welche Luft im Zimmer herrschte, verzog er sich schnell. »Melden Sie es nach Belgrad! Ich werde auch etwas melden! Ich werde mit Marschall Tito selbst sprechen und vorschlagen, daß Ihnen eine ganze Kompanie in den Hintern tritt, ehe man Sie auf die Straße wirft!« Er schob Vrana, der etwas antworten wollte, mit einer Armbewegung zur Seite und trat an das Fenster. »Dort oben, in den Felsen, dort muß Jossip sein! Mein Gott – es sollte doch nicht so schwer sein, auf einem so kleinen Raum ein Versteck zu finden!«
    »Die schwarzen Berge sind ein einziges Labyrinth.« Meerholdt beugte sich wieder über die Karte. »Sehen Sie bloß diese Luftaufnahmen an! Zerklüftet wie ein Mondgebirge! Wir brauchen Jahre, um einen Flecken von einem Quadratkilometer bis ins einzelne zu untersuchen!«
    Stanis Osik schnaufte. Er wischte sich mit seiner schwammigen Hand über die Augen. »Ich werde selbst mit Jossip reden!«
    Vrana lächelte maliziös. »Sie?«
    »Ja. Ich. Ich werde allein mit einem Lautsprecher in den Berg gehen und mit ihm reden! Und keiner folgt mir! Und wenn Sie, Vrana, eine Dummheit machen und Ihre Dreckskerle herumpostieren oder sogar selbst in die Nähe kommen, knalle ich Sie ab! Und ich werde es in Belgrad verantworten können!«
    Hauptmann Vrana schwieg. Er kannte den langen Arm Osiks bei Marschall Tito, er wußte, daß Osik Recht bekam, wenn er wollte, er wußte, daß er nur ein Stück Dreck war, das in einer Hauptmannsuniform steckte und Befehle entgegennahm.
    Ralf Meerholdt sah von der Karte auf.
    »Darf ich Sie begleiten, Herr Osik?«
    »Auch Sie nicht, Meerholdt! Keiner!«
    »Jossip ist zu allem fähig. Er könnte Sie überwältigen.«
    »Was hätte er davon?«
    »Was hatte er davon, als er Elena entführte? Als er ihren Tod vortäuschte – wir wollen hoffen, daß er vorgetäuscht ist!«
    »Das kann ich Ihnen sagen: Er wollte die Arbeit am Stauwerk stoppen! Er wollte Unruhe in die Leute bringen! Er wollte auf kalte Art sabotieren! Ist es ihm nicht gelungen?! Hatten Sie nicht einen Aufstand im Lager?! Stockte der Bau nicht fast zwei Wochen lang, bis auf die notwendigsten Arbeiten? Jetzt hat er sein Pulver verschossen – er weiß es! Sein Plan zieht nicht mehr – und er behält Elena nur aus eigener Sicherheit. Sie soll ihn nicht verraten … vor allem nicht seinen Schlupfwinkel! Kann man es ihm verübeln? Er mißtraut allen!«
    »Weil er selbst ein Schwein ist!« Vranas Stimme war heiser vor Wut.
    »Weil er Sie kennt!« Osik wandte sich ab. »Heute abend steige ich auf! Meerholdt, Sie fahren mir den Lautsprecher bis zum Waldrand und verschwinden dann. Und Ihre komischen Typen, Hauptmann Vrana, die Sie da oben

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