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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich. »Bei allen Ikonen – das ist eine Sauerei! Und du verkaufst es den Arbeitern als echten Slibowitz?!«
    »Es steht ja auf der Flasche«, beharrte Bonelli eisern.
    Er grinste frech, aber es war ihm nicht wohl in seiner Haut. Kommandieren konnte ihn Osik nicht … dazu war er ein freier Mann. Aber er konnte den Arbeitern sagen: Trinkt keinen Tropfen mehr bei Bonelli! Der Kerl betrügt euch! Wen ich ab heute bei Bonelli sehe, dem kündige ich! Und dann war Bonellis Kantine nur noch einen Haufen Dreck wert, und er konnte Zabari auf dem schnellsten Wege verlassen, ehe man ihm beide Augen auf einmal blau schlug. Es war eine sehr dumme Situation für Bonelli.
    Stanis Osik setzte sich vor die Theke.
    »Was hast du außer Slibowitz?« fragte er.
    »Tiroler Wein …«, stotterte Bonelli.
    »Weiter!«
    »Anisette … Pfefferminz … einen Anis … Cinzano … Aperitif … Kognak …« Bonelli schwitzte ehrlich und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Und so weiter …«
    »Und alles ist so ein Mist wie dein Slibowitz?« Osik trommelte mit den dicken Fingern auf die Tischplatte. »Gib mir einen Kognak …«
    Bonelli seufzte. Er griff unter die Theke und goß seinen geliebten Napoleon ein … den Privatkognak, der rein war wie kein anderer. Diesen brachte er Osik. Stanis roch am Glas … er sah Bonelli an … er roch noch einmal und trank dann den Kognak mit kleinen, genießerischen Zügen.
    »Hm!« machte er. »Woher, du alter Gauner?«
    »Direkt aus Frankreich!«
    »Und was kostet ein Glas?«
    Bonelli sah an die Decke. »Herr Osik – gibt es einen hier in Zabari, der einen solchen Tropfen zu würdigen weiß? Nur drei, Herr Osik! Sie, Herr Meerholdt und ich! Darum ist der Kognak unverkäuflich!«
    »Und was kriegen meine Arbeiter?«
    »Eine Spezialmarke! Wollen Sie sie probieren?«
    »Der Himmel bewahre mich davor! Ich habe von deinem Spezial-Slibowitz genug!« Osik sah Bonelli aus seinen kleinen Augen an. »Wieviel Prozent Wasser setzt du zu?«
    Bonelli kaute an der Oberlippe. »Ich verstehe nicht …«
    »Wieviel Wasser?« brüllte Osik.
    »Auf sechs Flaschen eine ganze Flasche!«
    Stanis Osik hieb sich auf die Schenkel. »Du Erzgauner! Du Höllenhund!«
    Bonelli hob wieder die Hände. »Ich tue es nur aus gesundheitlichen Rücksichten. Alkohol in starkem Maße erregt die Sinne! Alkohol macht süchtig … Alkohol hebt den Drang nach den Frauen …«
    »Halt's Maul«, sagte Osik grob.
    »Und wir haben keine Frauen hier! Wir leben wie auf einer Insel. Darum dachte ich: Mische ein wenig Wasser in den scharfen Schnaps … das tut den Armen gut! Wasser schadet nicht, Wasser beruhigt. Ich habe es nur aus Menschenfreundlichkeit getan … aus purer Nächstenliebe! Ich habe mit ihnen gefühlt und kenne ihre Nöte! Glauben Sie mir …«
    Stanis Osik erhob sich. Er betrachtete Bonelli wie ein ausgestelltes Gemälde. »So etwas wie dich müßte man in Spiritus legen und für alle Zeiten aufheben!« sagte er. »Eine solche Ansammlung von Frechheit und Schlauheit haut einen glatt um!« Er faßte Bonelli an den Rockaufschlägen und zog ihn zu sich heran. »Ab morgen bekomme ich täglich eine Flasche Napoleon, verstanden?!«
    »Sehr gut, Herr Osik!«
    »Und deine Spezialmischungen behältst du bei!«
    »Jawohl, Herr Osik!« schrie Bonelli. Er strahlte.
    »Aber –« Osik hob die Hand. »Du verkaufst sie ab heute zum halben Preis …«
    Bonelli warf die Flasche Slibowitz gegen die Wand, als Osik die Kantine verlassen hatte, und fluchte wie ein piemontesischer Eseltreiber. Dann kletterte er auf einen Stuhl und änderte auf der Preistafel, die über der Theke hing, die Preise um. Und jedesmal, wenn er einen alten Preis durchstrich und einen neuen dahinter setzte, seufzte er tief auf und bestätigte sich immer wieder, daß er ein schweres Schicksal habe.
    Der Zustand Rosas besserte sich zusehends. Der Bluterguß war zurückgegangen, die Rippen schmerzten nicht mehr … der Arzt hielt es nicht für nötig, sie nach Sarajewo zu bringen und zu röntgen. »Wir haben es schlimmer gesehen, als es ist«, sagte er zu Meerholdt nach der letzten Untersuchung. »Es ist das alte Lied … Katzen sind zäh!« Dabei lächelte er zufrieden und zwinkerte Meerholdt zu. »In zwei Tagen darf sie sogar aufstehen … die frische Bergluft wird ihr gut tun und sie kräftigen. Nur –« Der Arzt hob den Zeigefinger wie ein Lehrer – »keine Aufregungen! Auch nicht –« er hüstelte – »in der Liebe! Schonung, mein Bester. Vollkommene Schonung. Das

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