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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hervortrat, und fuchtelte mit beiden Armen durch die Luft.
    »Haben Sie ihn erreicht?«
    Osik nickte. »Ich habe ihn gesprochen.«
    »Was?« Ralf Meerholdt fuhr sich mit dem Finger in den Kragen, als sei er plötzlich zu eng geworden. »Sie haben ihn gesprochen?«
    »Ja.«
    »Und Elena?«
    »Sie lebt …«
    »Sie lebt!« Hauptmann Vrana tobte. »Und Sie sind noch immer dafür, daß man diesen Kerl leben läßt und nicht ausräuchert?!«
    »Ja. Er hat versprochen, Elena gesund zurückzubringen, wenn –«, er stockte und sah die drei groß und mit entsetzten Augen an – »wenn Sie und alle hier, alle in Zabari getötet sind!«
    Hauptmann Vrana biß sich auf die Lippen. »Er ist verrückt geworden.«
    Osik wandte sich an den Arzt. Er sah ihm ins bleiche Gesicht und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was er vorhat! Aber es muß Irrsinn sein, denn solch ein Plan ist undurchführbar. Aber ich brauche Medikamente. Doktor … ich brauche einige Binden, Penicillinsalben, Schmerztabletten, Wunddesinfektionsmittel.«
    »Und Zyankali!« sagte Vrana giftig.
    »Ich habe Jossip versprochen, es ihm hinaufzuschicken.«
    Vrana schlug sich an die Stirn. »Versprochen! Einem Verbrecher versprochen! Krepieren soll er wie ein toller Hund! Doktor, wenn Sie die Mittel herausgeben, legen Sie ein paar Pillen Gift bei! Schreiben Sie drauf: zum Schlafen! Es ist keine Lüge … er wird danach schlafen!«
    Stanis Osik sah Meerholdt hilfesuchend an. Die Unterredung mit Jossip hatte in ihm allen Widerstand gebrochen.
    »Sorgen Sie dafür, Meerholdt, daß die Dinge an den Waldrand kommen, heute nacht noch! Er soll sehen, daß ich mein Wort halte. Dann wird er auch seines halten.«
    »Die Spekulation auf die Verbrecherehre!« Hauptmann Vrana lachte höhnisch.
    »Sie werden es hinauftragen, Meerholdt?« Osik beachtete Vrana nicht.
    »Ja.« Meerholdt zögerte, aber dann sagte er es doch. »Ich hätte auch noch eine Bitte, Herr Osik.«
    »Ja – und?«
    »Lassen Sie ab morgen wieder den Felsen bewachen … ich ahne, was Jossip vorhat!«
    »Wie Sie wollen – mir ist alles gleichgültig! Elena lebt … das ist mir mehr wert als hundert Staatsbauten.«
    Als Jossip in seine verborgene Hütte zurückkam, unter dem Arm ein Paket mit Verbandszeug und Medikamenten, fand er Elena ohnmächtig an der Tür liegen. Sie hielt ein kleines Beil in der Hand, mit dem sie versucht hatte, die Tür aufzuschlagen. Er schüttelte den Kopf, nahm den schmalen Körper wie ein Kind auf die Arme und trug sie zurück zu dem Strohlager. Dann wickelte er das Paket aus, schluckte zwei Schmerztabletten und wusch seine Kniewunden und die Schulter mit Watte und einer Desinfektionslösung aus. Darauf legte er die Verbände an, nachdem er Penicillinpuder in die Wunden gestreut hatte. Die Knie verband er gut … aber bei der großen Schulterwunde stöhnte er oft und hielt die Verbandrolle mit den Zähnen fest, um die Mullstreifen fest um den Körper ziehen zu können.
    Zwei Tage später durfte Rosa zum erstenmal aufstehen. Am Arm Meerholdts ging sie in die Sonne und wanderte ganz langsam über die Dorfstraße zu ihrem Haus. Fedor und Marina kamen ihr entgegen … der Alte küßte sie auf die Stirn, und Marina weinte vor Freude und machte vor Meerholdt einen tiefen Knicks.
    »Nur eine halbe Stunde«, hatte der Arzt gesagt. Meerholdt hielt sich streng daran und führte Rosa nach Ablauf der Zeit wieder zurück. Er schob ihr einen Sessel in die Sonne am Fenster, umwickelte ihre Beine mit einer Decke und setzte sich zu ihr. Bonelli und Katja brachten Früchte und Obstsaft und erzählten, daß sie bald heiraten wollten. Sobald die Mauer stand und ein großer Teil der Arbeiter wegzog, wollte auch Pietro Bonelli zurück nach Italien und Katja mitnehmen. Die Kolonnen, die später das Turbinenhaus ausbauten, kamen mit einer kleinen Kantine aus, deren Führung unter der Würde Bonellis war.
    »Ich habe schon einmal Könige bedient!« renommierte er. »In Griechenland habe ich die Majestäten bewirtet, als wir einen Kanal bauten. Kinder – diesen Tag vergesse ich nie. ›Bonelli‹, sagte die Königin Friederike zu mir, ›Bonelli, Ihr Steak ist ein Gedicht!‹ – ›Majestät‹, habe ich da geantwortet, ›das ist nur der Prolog … wenn Sie den kommenden Braten probieren, wird es wie eine Hymne sein!‹«
    Katja war stolz auf ihren Pietro und himmelte ihn an. Josef Lukacz hatte sie seit dem letzten blauen Auge Bonellis nur einmal wieder gesprochen. Sie war am nächsten Morgen zum

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