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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Materiallager gegangen, hatte sich Lukacz vor die Tür holen lassen, und dort, vor allen Leuten, vor den sich biegenden Arbeitern, hatte sie sich auf die Zehenspitzen gestellt und Josef vier kräftige Ohrfeigen gegeben. Lukacz ließ es mit sich geschehen … wie ein geprügelter Hund schlich er in die Materialhalle zurück und fuhr am Mittag mit dem nächsten Wagen nach Plewlja. Er kam von da ab nicht wieder, sondern fuhr die Kolonne zwischen Plewlja und Niksic.
    Rosa saß in der Sonne und war glücklich. Sie hielt die Hand Ralfs fest und hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt. Ihre langen Haare hingen über die Sessellehne bis fast auf den Boden.
    »Bald ist es Sommer«, sagte sie. »Nun bist du schon ein Jahr bei uns. Ein ganzes Jahr … Es ist so schnell vergangen.«
    Er legte den Arm um ihre Schulter und drückte sie an sich. »Weißt du noch, wie ich zum erstenmal nach Zabari kam? Mit dem zerbrochenen Wagen, den sie später abschleppten und reparierten?«
    »Du kamst damals in das Zimmer und hast mich nicht gesehen«, sagte sie. Sie lächelte vor sich hin. »Ich stand am Herd, und du warst so müde. Oh, ich weiß es noch ganz genau. Du hattest keinen Hut und keine Mütze auf … deine blonden Haare leuchteten im Schein des Feuers. Und am anderen Morgen hast du dich draußen am Brunnen gewaschen … und wieder leuchteten deine Haare wie Gold in der Sonne. Schon damals habe ich dich geliebt …«
    Sie drehte den Kopf zu ihm hin und strich mit den Fingerspitzen zärtlich über seine Augen.
    »Sag … wann hast du gemerkt, daß du mich liebst?«
    Ralf zögerte. Wann war das, fragte er sich. Als er das zweite Mal nach Zabari kam, dachte er, mit dem Willen, Elena zu lieben, bis er Rosa am Wege stehen sah, mit dem großen Strauß Blumen am Arm, hinter dem sie ihr Gesicht verbarg. Damals küßte er sie … doch wußte er damals schon, daß er sie so lieben würde, wie es heute selbstverständlich war?
    »Ich weiß es nicht«, sagte er ehrlich. »Es war plötzlich da … Ich spürte, daß deine Nähe mich glücklich machte, daß deine Stimme, deine Augen, deine Haare, dein Körper, daß alles an dir und aus dir mir fehlte, wenn ich es einen Tag entbehren mußte. Vielleicht war es da, Rosa.«
    Sie nickte. »Wie lange bleibst du?« fragte sie leise. Er sah erstaunt auf.
    »Warum fragst du? Bestimmt noch ein Jahr …«
    »Ein Jahr noch …« Sie schloß die Augen. »Ich will dieses Jahr erleben wie keines vor ihm. Es wird das letzte glückliche Jahr sein …«
    Er schüttelte den Kopf und drückte sie wieder an sich. »Es werden viele Jahre kommen, Rosa. Viele, viele Jahre des Glücks. Wir werden heiraten …«
    Da weinte sie vor Freude wie ein Kind …

6
    Einen Tag später – am frühen Morgen – entdeckte der Vorarbeiter und Schichtführer Drago Sopje einen Einbruch.
    Die Hinterwand des Magazins war aufgesägt worden, ein paar Bretter waren gelöst, und der Dieb war in das Lager eingestiegen. Keiner hatte ihn gesehen, niemand hatte etwas gehört … der Einbruch mußte in den frühen Morgenstunden geschehen sein, als die Nachtschicht noch draußen arbeitete und die Frühschicht noch selig schlief.
    Ralf Meerholdt und Stanis Osik besichtigten die Einbruchstelle und das Magazin.
    »Es ist nichts gestohlen worden«, sagte Drago achselzuckend. »Die wertvollsten Sachen sind noch da. Nur drei dumme Sprengladungen fehlen und zweihundert Meter Zündschnur.«
    »Was?!« schrie Meerholdt. »Zündschnur und Sprengladungen?!« Sein Gesicht war vor Entsetzen verzerrt, verständnislos sah in Osik an.
    »Da will einer ein Feuerwerk machen …«, sagte er scherzhaft. Weiter kam er nicht, denn Meerholdt rannte wie gehetzt aus dem Magazin und stürzte in die Konstruktionsbaracke.
    Sekunden später heulten die Alarmsirenen über Zabari. Aber nicht nur sie … auch die Katastrophenhörner gellten durch das Land, auf- und abschwellend, die Luft mit schauerlichem Geheul erfüllend.
    Räumung der Bauten! hieß das. Sofortige Arbeitsniederlegung. Räumung des Dorfes … des Tales … alle Menschen weg aus Zabari …
    Stanis Osik kam in das Zimmer. Er schwitzte und war ebenfalls bleich geworden.
    »Sind Sie wahnsinnig geworden, Meerholdt?!« schrie er. »Was soll der Unsinn?! Die Bauten werden ja geräumt!«
    Von draußen hörte man das Trappeln tausender Füße … die Arbeiter liefen zu ihren Baracken und rissen das Wertvollste aus den Spinden und Betten. Der Katastrophentrupp versammelte sich auf dem Lagerplatz … im Dorf wurde das Vieh

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