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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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früh im Büro und arbeite an dieser Sache mit dem Computerzubehör. Mr.Brandon hat für fünfzehn Uhr eine Besprechung einberufen. Wenn Sie möchten, daß wir uns vorher noch mal treffen, rufen Sie mich an. Sollten Sie mich in meinem Büro nicht erreichen, bin ich im HOLMES -Zentrum.«
    Dann setzte sie sich mit Nelson auf dem Schoß und einem kräftigen Drink neben sich in einen Sessel und dachte über die vor ihr liegende Arbeit nach. Die Liste der Computerfirmen, die die Zusatzgeräte und die Hardware verkauften, die Handy Andy zur Herstellung seiner Spezial-Computerfilme brauchte, war deprimierend lang. Sie hatte Dave gesagt, er solle nicht mit der Arbeit daran anfangen, bis sie die Möglichkeit gehabt hatte, die Software-Firma, die Michael ihr genannt hatte, zu überprüfen. Deren Liste der Käufer würde kürzer sein, und sie würde den Landrover Discovery mit dieser Liste querchecken können. Nur wenn dabei nichts herauskam, würde sie Daves Team auf die Unzahl von Telefonnummern loslassen, die sie gewissenhaft am Abend noch zusammengestellt hatte. »Wir werden ans Ziel kommen«, sagte sie zu Nelson. »Die Mühe muß sich doch auszahlen.«
    Das Klappern hoher Absätze auf Steinboden schnitt durch das Delirium der Schmerzen wie das Quietschen von Kreide auf einer Schultafel. Ein eigentlich ganz alltägliches Geräusch wirkte an diesem Ort bedrohlich. Tony wußte nicht, ob es Tag oder Nacht oder wieviel Zeit vergangen war, seit man ihn aus seinem Alltagsleben gerissen hatte. Er zwang sich zur Wachsamkeit, als sich das Geräusch hinter seinem Rücken näherte. Sie kam die Treppe herunter. Am Fuß der Treppe hörte das Klappern auf. Ein leises Kichern drang an sein Ohr. Langsam, Schritt für Schritt, ging sie hinter ihm vorbei. Er spürte ihre prüfenden Blicke in seinem Rücken.
    Es dauerte eine Weile, bis sie schließlich in sein Blickfeld kam. Im ersten Moment war Tony überrascht, wie schön ihr Körper war. Vom Hals nach unten hätte sie ohne weiteres als Modell in Softporno-Heften auftreten können. Sie stellte sich in Positur, die Beine leicht gespreizt, die Hände auf die Hüften gestützt. Jetzt trug sie einen weiten roten Seidenkimono, der vorn offenstand und den Blick auf ein außergewöhnliches, reich verziertes rotes Lederjäckchen mit Löchern für die Brustwarzen sowie ein im Schritt geschlitztes Höschen freigab. Schwarze Strümpfe umschlossen wohlgeformte, muskulöse Beine. Die Füße steckten in hochhackigen schwarzen Schuhen. Selbst unter dem weiten Kimono zeichneten sich kräftige Schultern und Arme ab. In Tonys derzeitiger Lage wirkte sie so erotisch wie eine kalte Fangopackung.
    »Na, ist der Knoten inzwischen geplatzt,
Anthony?«
fragte sie mit schleppender, von unterdrücktem Lachen verzerrter Stimme.
    Die Betonung seines vollen Vornamens führte in seinem Bewußtsein zur letzten, entscheidenden Drehung am Rubikwürfel. Die Gedanken rasten durch seinen Kopf. »Ich nehme an, ein paar Schmerztabletten stehen außerhalb jeder Diskussion, oder, Angelica?« fragte er schließlich.
    Wieder das leise Kichern. »Ich freue mich, daß du deinen Sinn für Humor noch nicht verloren hast.«
    »Nein, das nicht, aber meine Würde. Ich habe das alles nicht erwartet, Angelica. Nichts in unseren Telefongesprächen hat mich ahnen lassen, daß du das hier mit mir vorhattest.«
    »Du hast keine Ahnung gehabt, wer ich war, oder?« fragte Angelica, und der Stolz in ihrer Stimme war unverkennbar.
    »Ja und nein. Ich wußte nicht, daß du diejenige warst, die diese Männer getötet hat. Aber ich habe gewußt, daß du die richtige Frau für mich warst.«
    Angelica runzelte die Stirn, als wüßte sie nicht, wie sie reagieren sollte. Sie drehte sich um und überprüfte den Camcorder. »Du hast lange genug gebraucht, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Erinnerst du dich noch, wie oft du im Gespräch mit mir den Hörer auf die Gabel geknallt hast?« Ihre Stimme klang zornig, nicht verletzt.
    Tony spürte die Gefahr und suchte nach besänftigenden Worten.
    »Das habe ich nur gemacht, weil ich ein Problem hatte, nicht deinetwegen.«
    »Du hast ein Problem mit mir gehabt«, sagte sie, ging zu der Steinbank an der Wand, nahm eine neue Kassette und kehrte zur Kamera zurück.
    Tony versuchte es weiter. »Ganz im Gegenteil«, sagte er. »Ich habe immer Probleme in den Beziehungen mit Frauen gehabt. Deshalb war ich mir am Anfang nicht sicher, wie ich mit dir umgehen sollte. Aber es wurde dann ja soviel besser. Du weißt doch

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