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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Nachrichtensprechers in mein Bewußtsein drangen, verflogen meine Wut und die dumpfe Leere in meinem Inneren.
    Das genügte mir. Ich knallte den Hörer wieder auf die Gabel. Zum Schluß hatten sie es also doch richtig beurteilt. Aber ich war wegen ihres Fehlers vier Stunden durch die Hölle gegangen. Jede Stunde, die ich gelitten hatte, würde ich den Qualen, die ich für Dr.Tony Hill vorgesehen hatte, hinzufügen, das schwor ich mir, vor allem auch deswegen, weil die Polizei von Bradfield nun wahrhaftig die größte aller Dummheiten begangen hat. Dr.Tony Hill, dieser dumme Mensch, der nicht einmal erkannt hat, daß alle vier Morde meine Werke sind, ist zum offiziellen Berater der Polizei bei der Untersuchung der Serienmorde ernannt worden. Diese armen, irregeführten Narren. Wenn das ihre größte Hoffnung ist, dann gibt es für sie bestimmt keinerlei Hoffnung.

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17
    Im Falle eines Mordes aus purer Lust – ansonsten gänzlich unvoreingenommen begangen –, bei dem kein unliebsamer Zeuge zu beseitigen ist, keine spezielle Beute erwartet werden kann und keine Rachegelüste gestillt werden sollen, ist es offensichtlich, daß jedwede Eile völlig unangebracht wäre.
    D er Schmerz war so schlimm, daß Tony sich einredete, er sei in einem Alptraum gefangen. Er hatte nicht gewußt, wie viel unterschiedliche Arten des Schmerzes es gab. Das dumpfe Stechen im Kopf, das scharfe Brennen in der Kehle, das bohrende Reißen in den Schultern, die schneidenden Krämpfe in den Oberschenkeln und Lenden. Die Schmerzen blockierten alle anderen Sinneswahrnehmungen. Er kniff die Augen fest zu, und er nahm nichts anderes wahr als die Tatsache, daß die Schmerzen ihm den Schweiß auf die Stirn trieben.
    Nach und nach schaffte er es, die extremen Spitzen der Schmerzwellen zu ertragen, als er herausfand, daß die Krämpfe nachließen und das unerträgliche Zerren in den Schultern abebbte, wenn er sein Gewicht anders auf die Füße verlagerte. Während jedoch die Qualen erträglicher wurden, spürte er, daß ihm schlecht wurde, daß eine würgende Übelkeit an seinem Magen rüttelte und sich jeden Augenblick entladen konnte. Gott allein wußte, wie lange er schon hier hing.
    Langsam, ängstlich öffnete er die Augen und hob den Kopf, eine Bewegung, die eine Schmerzwelle durch seinen Hals und die Schultern jagte. Tony schaute sich um. Im selben Augenblick wünschte er, er hätte es nicht getan. Er wußte sofort, wo er sich befand. Der Raum war hell erleuchtet, Strahler an der Decke und den Wänden enthüllten einen weißgetünchten Keller, dessen unebener Steinboden von dunklen Flecken übersät war, die Tony sofort als Blut erkannte, das hier vergossen und verspritzt worden war. Das reglose Auge eines Camcorders auf einem Stativ zeigte, daß Tonys die Umgebung erforschenden Blicke aufgezeichnet wurden. An der gegenüberliegenden Wand hing, fein säuberlich geordnet, ein Satz großer Messer an einem Magnetbrett. In einer Ecke standen, nicht schwer als solche zu erkennen, Foltergeräte, unter anderem eine Streckbank und ein seltsamer Apparat, einem Stuhl ähnlich, den er kannte, aber nicht auf Anhieb benennen konnte. Hatte der nicht was mit Religion zu tun? Mit dem Christentum? Ein tückisches Ding, ganz im Gegensatz zu seinen recht harmlosen Aussehen. Ein Judasstuhl, ja, so nannte man es. Und an der Wand waren zwei schwere, X-förmig gekreuzte Holzbalken, die wie eine widerlich pervertierte Reliquie wirkten. Ein leises Stöhnen entrang sich seiner Kehle.
    Er wußte jetzt das Schlimmste, und er machte eine weitere Bestandsaufnahme seiner Situation. Er war nackt und hatte wegen der Kälte hier unten eine Gänsehaut. Seine Hände waren hinter dem Rücken gefesselt, und zwar den harten Kanten nach zu urteilen, welche ihm ins Fleisch schnitten, mit Handfesseln, die durch ein in der Decke verankertes Seil oder eine Kette oder was auch immer straff nach oben gezogen wurden. Diese Anspannung war so stark, daß sein Oberkörper nach vorn gezwungen wurde und in der Hüfte fast im rechten Winkel abknickte. Tony schaffte es, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und den Körper zur Seite zu drehen. Aus dem Augenwinkel sah er, daß ein dickes Kunststoffseil von seinen Händen nach oben zu einem Flaschenzug führte, von dort entlang der Decke zu einem weiteren Flaschenzug und schließlich zu einer Winde.
    »O Gott!« krächzte er. Er hatte Angst, auf seine Füße zu schauen, wollte die schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigt finden, aber er zwang

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