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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Kopf. »Ich kenne nur den zweiten Fall, genau, den Mord an Paul Gibbs, und dort war der Schnitt nicht annähernd so tief. Aber ich habe die Fotos von den anderen beiden Fällen gesehen, und beim letzten Opfer war es fast genauso schlimm.«
    Gott sei Dank gibt es wenigstens so was wie Übereinstimmungen, dachte Tony. Er trat ein paar Schritte zurück und schaute sich um. Wenn man die Leiche außer acht ließ, unterschied sich der Hinterhof nicht von dem anderer Pubs. Lattenkisten mit Abfall waren an der Hauswand aufgestapelt, die Deckel der großen, mit Rädern versehenen Müllcontainer geschlossen. Offensichtlich war hier nichts entfernt und außer der Leiche war auch nichts zurückgelassen worden.
    Brandon räusperte sich. »Nun, Carol, hier scheint ja alles unter Kontrolle zu sein. Ich kümmere mich jetzt am besten mal um die Presse. Als wir ankamen, habe ich mitgekriegt, wie Penny Burgess Ihnen fast den Ärmel vom Mantel abgerissen hat. Und inzwischen ist mit Sicherheit der Rest der Meute zu ihr gestoßen. Ich sehe Sie später im Präsidium. Schauen Sie bei mir im Büro rein. Ich möchte mich mit Ihnen über Dr.Hills Einsatz bei uns unterhalten. Tony, Sie überlasse ich jetzt Carols fachkundiger Betreuung. Wenn Sie hier fertig sind, können Sie sich vielleicht mit Carol zusammensetzen und sich in die Akten des Falls einweisen lassen.«
    Tony nickte. »Klingt gut. Vielen Dank, John.«
    »Ich rühre mich wieder bei Ihnen. Und auch Ihnen nochmals vielen Dank.« Dann ging Brandon, das Tor zum Hinterhof hinter sich schließend.
    »Sie beschäftigen sich also mit Profilanalysen von Verbrechern?« fragte Carol.
    »Ich versuche es«, antwortete er vorsichtig.
    »Gottlob scheinen diejenigen, die das Sagen haben, letztlich doch noch zur Vernunft zu kommen«, meinte sie trocken. »Ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, daß sie die Kurve kriegen und zugeben, daß wir es mit einem Serienmörder zu tun haben.«
    »Wir beide wissen es jedenfalls«, entgegnete Tony. »Nach dem ersten Mord war ich zunächst nur beunruhigt, aber seit dem zweiten bin ich überzeugt, daß es so ist.«
    »Und ich nehme an, Sie sehen sich nicht in der Position, ihnen das klarzumachen«, sagte Carol müde. »Verdammte Bürokratie!«
    »Es ist eine sehr sensible Sache. Selbst wenn wir eines Tages diese Nationale Einsatzgruppe zur Erstellung von Verbrecherprofilen haben sollten, werden wir, fürchte ich, lange darauf warten müssen, bis die einzelnen Polizeibehörden sich um Unterstützung an uns wenden.«
    Carols Erwiderung ging in dem lauten Scheppern unter, mit dem das Hoftor von außen aufgestoßen wurde. Beide fuhren herum. Im Torrahmen stand einer der größten Männer, die Tony je gesehen hatte. Er hatte den wuchtigen Körperbau eines kaum aufzuhaltenden Rugby-Stürmers, dessen Bierbauch allerdings gut fünfzehn Zentimeter über das Seitenprofil der massigen Schultern hervorstand. Seine Augen quollen aus dem fleischigen Gesicht wie gekochte Stachelbeeren, was zu Detective Superintendent Tom Cross’ Spitznamen Popeye geführt hatte. Sein Mund war, wie der seines Cartoon-Namensvetters, nur ein inkongruenter schmaler Schlitz. Mausgraues Haar umrahmte eine kahle Stelle wie die Tonsur eines Mönches. »Sir«, grüßte Carol die monströse Erscheinung.
    Fahle Augenbrauen verzogen sich zu einem mißvergnügten Bogen und verstärkten so noch den finsteren Blick. Die tiefen Falten zwischen den Brauen bezeugten, daß dies der übliche Gesichtsausdruck war. »Wer zum Teufel sind Sie?« fauchte er und deutete mit einem kurzen, dicken Zeigefinger auf Tony.
    Tony registrierte automatisch den abgekauten Fingernagel. Bevor er jedoch antworten konnte, schaltete sich Carol schnell ein. »Sir, das ist Dr.Tony Hill vom Innenministerium. Er ist verantwortlich für die Realisierbarkeitsstudie ›Aufbau einer nationalen Einsatzgruppe zur Erstellung von Verbrecherprofilen‹. Dr.Hill, das ist Detective Superintendent Tom Cross. Er ist der verantwortliche Leiter unserer Morduntersuchungen.«
    Die zweite Hälfte von Carols Vorstellung ging in Cross’ dröhnender Reaktion unter. »Was zum Teufel ist mit Ihnen los, Mädchen? Das hier ist der Fundort der Leiche eines ermordeten Mannes. Sie werden es ja wohl nicht zulassen, daß irgendein Tom, Dick oder Federfuchser vom Innenministerium hier rumläuft und alle Spuren zertrampelt!«
    Carol schloß die Augen einen kurzen Moment länger als bei einem Blinzeln, dann sagte sie mit einer Stimme, deren fröhlicher Ton Tony

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