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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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verantwortlich zeichnet. Okay, die
Sentinel Times
hat seit dem zweiten Mord über einen Serienmörder spekuliert, aber das ist nicht dasselbe wie die offizielle Anerkennung durch die Polizei. Und ich könnte nach dem dritten Mord unabsichtlich Öl ins Feuer gegossen haben.«
    »Sie meinen das Interview, das Sie der
Sentinel Times
gegeben haben?«
    »Ja, meine darin verkündete Annahme, es seien vermutlich zwei Mörder am Werk gewesen, könnte ihn wütend gemacht haben, weil er nicht als Meister seines Fachs anerkannt wurde.«
    »Mein Gott«, stöhnte Carol, hin und her gerissen zwischen Abscheu und Faszination. »Also knöpfte er sich einen Polizisten vor, nur damit wir ihn ernst nehmen?«
    »Es ist immerhin eine Möglichkeit. Aber es durfte natürlich nicht irgendein Polizist sein. Obwohl es wichtig für Handy Andy war, bei den ›herrschenden Mächten‹ klarzustellen, mit wem sie es zu tun haben, der primäre Antrieb ist stets, sich Opfer auszusuchen, die seinen persönlichen Kriterien entsprechen.«
    Carol runzelte die Stirn. »Sie wollen damit sagen, daß es irgendwas an Connolly gab, das ihn von den anderen Bobbys unterschied?«
    »Sieht für mich so aus.«
    »Vielleicht ist es eine sexuelle Sache«, überlegte Carol laut. »Ich meine, es gibt nicht viele Schwule bei der Polizei. Und die, die es sind, neigen dazu, sich so tief im Kleiderschrank zu verstecken, daß man sie für Kleiderbügel halten könnte.«
    »Wow!« Tony lachte und hielt abwehrend die Hände hoch. »Kein Theoretisieren ohne Fakten. Wir wissen noch nicht, ob Damien schwul war. Wenn wir jedoch herausfinden würden, in welchem Schichtsystem Damien in der letzten Zeit gearbeitet hat, wäre das hilfreich. Sagen wir mal in den letzten zwei Monaten. Wir hätten dann eine Vorstellung, zu welchen Zeiten er zu Hause war, und das könnte für die Beamten, die die Nachbarn befragen, zeitliche Ansatzpunkte geben. Außerdem sollten wir seine Kollegen fragen, wie er sich nach Schichtende verhielt, ob er immer allein nach Hause fuhr oder manchmal jemanden mitnahm und unterwegs absetzte. Wir müssen einfach alles herausfinden, was wir über den Mann und über den Bobby Damien Connolly erfahren können.«
    Carol holte ihr Notizbuch heraus und schrieb sich zur Erinnerung ein paar Stichworte auf. »Schichtdienst«, murmelte sie vor sich hin.
    »Es gibt noch etwas, was uns dieser vierte Mord über Handy Andy sagt.«
    Carol schaute erwartungsvoll auf. »Und was ist das?« fragte sie.
    »Er ist sehr, sehr gut in dem, was er tut«, antwortete Tony. »Ein Kriminalbeamter ist ein trainierter Beobachter. Selbst der schwerfälligste betrachtet das, was um ihn herum vorgeht, weitaus wachsamer als der Durchschnittsmensch. Und nun war Damien Connolly nach allem, was Sie mir über ihn gesagt haben, ein cleverer Bursche. Er war für die Zusammenstellung von Daten verantwortlich, und das heißt, er war eher am Ball als die meisten anderen Beamten. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es der Job eines solchen Mannes, sozusagen das wandelnde Lexikon des Dezernats zu sein. Es ist ja ganz schön, alle Informationen über die Straftäter und Verbrecher im jeweiligen polizeilichen Verantwortungsbereich auf Karteikarten oder in Datenbanken von Computern verewigt zu haben, aber wenn der zuständige Beamte nichts taugt, ist das System wertlos, habe ich da recht?«
    »Völlig. Ein guter Datenmann wiegt ein halbes Dutzend normaler Bobbys auf. Und nach allem, was ich gehört habe, war Connolly einer der besten.«
    Tony lehnte sich zurück. »Wenn Handy Andy also Damien verfolgt und beobachtet und dabei keine Alarmglocken ausgelöst hat, dann muß er verdammt gut sein. Sagen Sie doch selbst, Carol, wenn jemand Sie verfolgen und beobachten und sich dabei nicht besonders geschickt anstellen würde, dann würden Sie das doch merken, oder?«
    »Das will ich schwer hoffen«, antwortete Carol trocken. »Aber ich bin eine Frau. Wir passen wahrscheinlich ein bißchen mehr auf uns auf als die Männer.«
    Tony schüttelte den Kopf. »Ich denke, ein so cleverer Typ wie Damien hätte was gemerkt, wenn es nicht besonders professionell ausgeführt worden wäre.«
    »Verstehe ich Sie richtig, daß wir nach einem Polizisten suchen sollen?« fragte Carol, und ihre Stimme hob sich, als sie das Undenkbare aussprach.
    »Nun, es ist eine Möglichkeit. Mehr als das kann ich nicht sagen, ehe ich nicht alle Unterlagen gesehen habe. Sind sie das?« fragte er und nickte zu dem Karton hin, den Carol neben der

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