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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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beiden noch unterwegs. Detective Inspector Jordan hatte vor, Dr.Hill heute nacht zu den Fundorten der Leichen zu bringen. Können Sie sie benachrichtigen, daß sie hier gebraucht werden, Inspector?«
    Kevin sah Cross an, der kurz nickte. »Kein Problem, Sir. Ich werde Inspector Jordan sofort über den Funkruf anpiepsen lassen. Sie wird sich sicher freuen, eingeschaltet zu werden.«
    Brandon lächelte und ging hinter Cross in den Flur. »Das zeigt mal wieder, wo es hinführt, wenn Theoretiker das Sagen haben«, knurrte Cross und schüttelte den Kopf. »Jetzt brauchen wir schon einen verdammten Psychologen, der einem erklärt, wie man einen erbärmlichen schwulen Mistkerl verhören soll.«
     
    In der Canal Street war immer noch einiges los. Gäste kamen aus Clubs oder gingen hinein, Taxis brachten Leute oder nahmen welche auf, an Straßenecken teilten sich Pärchen Kebab und Chips, Strichjungen und Prostituierte warteten auf letzte Geschäfte. »Interessant, nicht wahr, wie bestimmte Gegenden sich von anderen unterscheiden«, sagte Tony zu Carol, als sie die Straße hinunterliefen.
    »Sie meinen, dies hier ist die Zone, in der sich alles öffentlich und legal abspielt, während Crompton Gardens das düstere Gegenstück dazu darstellt?«
    »Und nie werden beide sich mischen«, zitierte Tony. »Es ist für diese Nachtzeit wirklich noch einiges los hier. Ist es montags ruhiger?«
    »Ein bißchen«, antwortete Carol. »Einige Clubs sind montags geschlossen. Und der eine oder andere macht eine Nacht nur für Frauen.«
    »Wahrscheinlich ist dann weniger Autoverkehr«, überlegte Tony laut. Als sie durch die Straßen gefahren waren, um sich anzuschauen, aus welcher Richtung Handy Andy gekommen sein könnte, hatte Tony sich gewundert, was für belebte Gegenden er sich für das Ablegen seiner ersten beiden Opfer ausgesucht hatte, fast so, als ob er sich absichtlich in herausfordernde, gefährliche Situationen begeben wollte. Jetzt, an der Ecke der Gasse, die zu einem Club namens Schattenland führte, schaute er die Straße hinunter und sagte dann leise: »Er ist geradezu verzweifelt darum bemüht, als der Beste zu gelten.«
    »Wie bitte?«
    »Handy Andy. Er entscheidet sich nicht für den einfacheren Weg. Schon bei der Auswahl seiner Opfer geht er ein hohes Risiko ein. Die Orte, an denen er die Leichen ablegt, sind keine dunklen, einsamen Verstecke. Die Leichen wäscht er gründlich, um keine forensisch verwertbaren Spuren zu hinterlassen. Er meint, er sei klüger als wir, und das muß er sich immer wieder beweisen. Ich wage eine Wette, daß er die nächste Leiche an einem sehr, sehr belebten öffentlichen Ort ablegt.«
    Carol verspürte einen Schauder, und der war nicht auf die Kälte zurückzuführen. »Reden Sie nicht von der nächsten Leiche, als ob wir keine Chance hätten, den Mörder vorher zu schnappen«, bat sie. »Es ist einfach zu deprimierend, sich das vorzustellen.«
    Carol ging voraus in eine kurze, dunkle Sackgasse. »Hier wurde die zweite Leiche, die von Paul Gibbs, gefunden. Als einziges gibt es hier den Notausgang vom Club Schattenland.«
    »Verdammt dunkel«, schimpfte Tony, nachdem er über einen verrotteten Pappkarton gestolpert war.
    »Wir haben dem Manager des Clubs geraten, eine Lampe über der Tür anbringen zu lassen, schon allein aus dem Grund, daß er selbst nicht mal überfallen wird, aber Sie sehen ja, wie ernst er unseren Rat genommen hat«, sagte Carol und kramte in der Handtasche nach ihrer kleinen Taschenlampe. Sie knipste sie an, und ihr Schein fiel auf eine Nutte in einem roten Kleid, die in der Tür des Notausgangs eifrig damit beschäftigt war, einem glasig dreinblickenden Geschäftsmann einen zu blasen.
    »He!« schrie der Mann wütend. »Haut ab, ihr verdammten Spanner!«
    Carol seufzte. »Polizei! Stecken Sie Ihren Schwanz weg, oder ich stecke Sie in eine Arrestzelle.« Noch ehe sie den Satz beendet hatte, war die Nutte auf den Füßen und rannte, so schnell es ihre Pfennigabsätze zuließen, an ihnen vorbei zum Ausgang der Sackgasse. Nachdem sie verschwunden war, schien der Mann keinen Wert auf eine weitere Diskussion zu legen. Er machte eiligst seine Hose zu und schob sich an Tony vorbei. Bevor er um die Ecke bog, schrie er Carol noch über die Schulter zu: »Frigide Fotze!«
    »Alles okay?« fragte Tony, und die ernste Besorgnis war deutlich herauszuhören.
    Carol zuckte mit den Schultern. »Als ich bei der Polizei anfing, war ich jedesmal am Boden zerstört, wenn solche Mistkerle

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