Das Lied der Sirenen
wenig die Rolle des dankbaren Geretteten spielen.«
»Okay«, sagte Carol. »Geh’n wir, Don?«
Die beiden ließen Brandon und Tony allein zurück. »Wie läuft es denn bei Ihnen?« fragte Brandon, stand auf und streckte sich.
Tony zuckte mit den Schultern. »Ich fange langsam an, eine Vorstellung von seinen Opfern zu bekommen. Es gibt da ein eindeutiges Muster. Er pirscht sich regelrecht an seine Opfer ran, da bin ich sicher. In etwa zwei Tagen werde ich ein Rohprofil erstellt haben. Es ist nur schlechtes Timing, daß man jetzt einen Verdächtigen festgenommen hat.«
»Wie meinen Sie das, schlechtes Timing?«
»Mir ist schon klar, warum Sie mich hinzugezogen haben, aber ich will vor der Erstellung meines Profils nichts von Verdächtigen wissen. Es besteht nämlich dann die Gefahr, daß ich unbewußt das Profil so hinbiege, daß es besser auf ihn paßt.«
Brandon seufzte. Es war für ihn schon immer schwierig gewesen, in den frühen Morgenstunden optimistisch zu sein. »Morgen um diese Zeit wird unser Verdächtiger vielleicht nur noch eine vage Erinnerung sein.«
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Auf 3 ½ Zoll-Diskette, Beschriftung: Backup. 007 ;
Datei Love 008 .doc
Paul kennenzulernen war ein gutes Stück aufregender, als das bei Adam der Fall gewesen war. Zum Teil war es, wie ich meine, darauf zurückzuführen, daß ich jetzt wußte, wie ich damit fertigwerden konnte, wenn die Dinge sich nicht so entwickelten, wie ich es wollte. Selbst wenn Paul nicht die Erkenntnis gewann, daß ich ihm mehr geben konnte als jeder andere Mensch auf der Welt, selbst wenn er meine Liebe zurückwies, selbst wenn er so weit ging wie Adam und die Unausweichlichkeit unserer Partnerschaft mit einem anderen Menschen betrog – ich wußte jetzt, daß es ein alternatives Szenarium gab, das mir fast ebensoviel Befriedigung verschaffte wie das Erreichen dessen, was ich eigentlich verdient hatte.
Diesmal jedoch hatte ich das Gefühl, daß ich bekommen würde, was ich wollte. Adam, das vermag ich jetzt zu sagen, war unreif und schwach gewesen, was auf Paul nicht zutraf, wie ich sofort feststellen konnte. So lebte er zum Beispiel nicht im Yuppie-Viertel der Stadt wie Adam. Er zog es vor, in Aston Hey im Süden der Stadt zu wohnen, einer grünen Vorstadt, die bei Universitätsdozenten und alternativen Therapeuten besonders beliebt war. Pauls Haus lag in einer der teureren Straßen. Wie meines war es ein Reihenhaus, wobei die Räume – zwei unten, zwei oben – offensichtlich erheblich größer waren als meine. Anders als mein Haus hatte es einen kleinen Vorgarten, und der Garten nach hinten war doppelt so groß wie meiner. Dort hatte er Terrakottakübel und Schalen mit Blumen und Zwergsträuchern aufgestellt. Ein wunderschöner Platz, um an Sommertagen nach der Arbeit einen Aperitif zu trinken.
Und mit Paul würde ich die Chance haben, in Aston Hey zu wohnen, mich an den stillen Straßen zu erfreuen und mit ihm durch den Park zu spazieren, würde mit ihm ein Pärchen sein können wie andere auch. Außerdem hatte er einen interessanten Beruf – Dozent am Institut für Wissenschaft und Technik, spezialisiert auf computergestützte Konstruktions- und Grafikprogramme. Wir hatten so viele Gemeinsamkeiten. Schade, daß ich ihm nie würde zeigen können, was ich mit Adam vollbracht hatte.
Da ich keine Miete zu zahlen brauche und keine Schulden auf dem Haus habe, kann ich praktisch mein ganzes Gehalt nach Lust und Laune ausgeben. Und mein Einkommen ist für jemanden in meinem Alter – und ohne Angehörige – beträchtlich. Das bedeutet, daß ich mir das modernste Computersystem leisten und es stets auf einem Upgrade-Stand halten kann, der dem Spitzenstandard entspricht. Wenn man bedenkt, daß ein einziges meiner Software-Programme fast dreitausend Pfund kostet, wird klar, daß ich mir das nur leisten kann, weil niemand sonst an meinem Gehalt knabbert. Mit meinem neuen CD - ROM -System, dem Video-Digitizer und der Software für Spezialeffekte brauchte ich weniger als einen Tag, die Videos in meinen Computer zu importieren. Sobald sie digitalisiert und im Computer installiert waren, konnte ich sie manipulieren und Bilder von jeder Geschichte erzeugen, die ich sehen wollte. Dank anderer Video-Erotika, die ich bereits in meinem Computersystem installiert hatte, war es mir sogar möglich, Adam zu der Erektion zu verhelfen, die er auf der Streckbank nicht zustande gebracht hatte. Und letztlich konnte ich ihn ficken, ihm einen blasen und mir ansehen, wie er
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