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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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dasselbe mit mir machte. Aber das Wissen, daß ich das würde tun können, hatte mich nicht von dem Versuch abgehalten, ihn zu retten. Nicht einmal mein Computer und meine Vorstellungskraft konnten mir die Befriedigung geben, die er mir hätte geben können, wenn er nur ehrlich zu sich selbst gewesen wäre und sich eingestanden hätte, daß er mich begehrte. Und so mußte er jeden Tag aufs neue sterben. Meine Phantasien änderten sich fortwährend, paßten sich ganz meinen Wünschen und Launen an. Schließlich tat Adam alles, was seine Phantasie ihm in seinem Leben nur je eingegeben haben könnte. Schade, daß er mein Vergnügen nicht mit mir zu teilen vermochte.
    Es war nicht perfekt, aber letztlich hatte ich mehr Spaß als die Polizei. Nach allem, was ich las, führten sämtliche Ermittlungen ins Leere. Adams Tod wurde in den überregionalen Medien kaum einer Erwähnung würdig befunden, und selbst die
Bradfield Evening Sentinel Times
gab nach fünf Tagen auf.
    Nach vier Tagen wurde Adams Leiche identifiziert; besorgte Kollegen hatten vergeblich bei ihm zu Hause angerufen und an der Haustür geläutet und ihn schließlich als vermißt gemeldet. Ihre Schilderungen seiner Persönlichkeit waren interessant – beliebt, hart arbeitend, stets freundlich usw. –, und ich bedauerte es einen Moment, daß seine Dummheit mich um die Möglichkeit gebracht hatte, die Freundschaft dieser Menschen zu gewinnen. Die Kriminalreporterin der
Sentinel Times
hatte sogar seine Exfrau aufgespürt, ein Mißgriff, den er im Alter von einundzwanzig Jahren begangen und mit fünfundzwanzig wieder berichtigt hatte. Ihre Aussagen in der Zeitung ließen mich laut auflachen.
    Die geschiedene Frau von Adam Scott, Lisa Arnold, 27 , kämpfte mit den Tränen, als sie sagte: »Ich kann nicht glauben, daß Adam so etwas passiert ist. Er war ein freundlicher Mann, sehr gesellig, aber er trank nicht viel. Ich vermag mir nicht vorzustellen, wie er diesem Irren in die Hände hat fallen können.«
    Lisa, eine Grundschullehrerin, inzwischen wieder verheiratet, fuhr fort: »Ich frage mich immer wieder, was er in Crompton Gardens gesucht hat. Während unserer Ehe hat er keinerlei homosexuelle Neigungen gezeigt. Unser Sexleben war völlig normal. Eher sogar ein bißchen langweilig. Wir haben zu jung geheiratet. Adams Mutter hatte ihn so erzogen, daß er eine Ehefrau erwartete, die ihn von morgens bis abends bediente und verhätschelte. Und so eine Frau war ich nun mal nicht.
    Dann habe ich einen anderen Mann kennengelernt und bat Adam um die Scheidung. Er regte sich fürchterlich auf, aber ich glaube vor allem deswegen, weil er in seinem Stolz verletzt war.
    Seit der Scheidung habe ich ihn nicht mehr gesehen, wußte aber, daß er allein lebt. Er hatte, soviel ich hörte, ein paar Liebschaften in den vergangenen drei Jahren, doch anscheinend keine feste Beziehung.
    Ich kann nicht mit dem Gedanken fertig werden, daß er tot ist. Wir beide haben einander weh getan, aber ich bin entsetzt, daß er auf so schreckliche Weise ermordet worden ist.«
    Ich schätzte die Chancen für die Dauer von Lisas zweiter Ehe nicht besonders hoch ein, wenn sie immer noch so wenig Verständnis für das Funktionieren des männlichen Geistes hatte. Langweilig? Es konnte einzig und allein nur an Lisa gelegen haben, wenn Sex mit Adam ihr langweilig vorgekommen war.
    Und mich einen Irren zu nennen! Sie war es gewesen, die einem charmanten, attraktiven Mann davongelaufen war, der sie so sehr geliebt hatte, daß er noch drei Jahre nach ihrem Verrat an ihm zu völlig Fremden von ihr gesprochen hatte. Ich wußte das; ich hatte ihm gut zugehört. Wenn jemand geisteskrank war, dann war es diese Lisa.

[home]
8
    Kein ungeübter Künstler hätte eine so kühne Idee entwickeln können wie die eines Mordes am hellichten Mittag im Herzen einer großen Stadt. Gentlemen, es war kein unbedeutender Bäckergeselle oder namenloser Kaminfeger, der dieses Werk ausführte. Ich weiß, wer es war.
    S tevie McConnell fuhr sich mit einer Geste der Verzweiflung mit beiden Händen durchs Haar. »Mein Gott, wie oft soll ich Ihnen das denn noch sagen? Ich habe ein bißchen angegeben, wollte mich interessant machen, im Mittelpunkt stehen. Ich habe Paul Gibbs und Damien Connolly nie kennengelernt, habe keinen von beiden je im Leben gesehen.«
    »Wir können aber beweisen, daß Sie Gareth Finnegan gekannt haben«, sagte Carol kalt.
    »Das leugne ich ja auch gar nicht. Natürlich kannte ich ihn, er war ja Mitglied in

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