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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Corrigan ein sehr umgänglicher, charmanter Zeitgenosse, der gern bereit ist, Vorhaben zu unterstützen, und der vor allem das Wohl seiner Leute anstrebt.«
    Dass er das Wohl der weißen Leute in seiner Stadt anstrebte, bezweifelte Marie nicht. Doch was war mit allen anderen? Was würde mit den Indianerkindern geschehen, wenn jemand auftauchte, um ihre Familien zu vertreiben?
    »Wir sollten jetzt wieder hineingehen. Ich habe es dir noch nicht erzählt, aber ich werde eine Rede halten.«
    »Eine Rede?«, versuchte Marie sich trotz des Kloßes in ihrem Hals interessiert zu geben.
    »Ja, Mr Bellamy möchte auf diesem Fest eine ganz besondere Ehrung aussprechen. Und ehrlich gesagt, habe ich dem Geehrten auch viele Worte des Dankes zu sagen, denn seine Unterstützung beim Bau des Glockenturms war beispielhaft.«
    »Und wer ist dieser beispielhafte Gönner?«
    »Das ist eine Überraschung!«
    Als sich Marie bei Jeremy einhakte, fühlte sie sich ebenso unwohl wie vorhin am Arm von Woodbury. Nicht nur, was ihr Verlobter gesagt hatte, beunruhigte sie, auch wurde sie das Gefühl nicht los, dass der Zusammenstoß mit Corrigan an diesem Abend nicht das einzige unangenehme Ereignis bleiben würde.
    Seltsamerweise kam ihr plötzlich der weiße Wolf in den Sinn und das, was Onawah gesagt hatte. Wenn er erscheint, bist du in großer Gefahr. Doch der Wolf hatte sich schon lange nicht mehr bei ihr gemeldet. Hatte sie das Band zu ihrem Schutzgeist verloren, jetzt, wo sie wieder ein vollwertiges Mitglied der weißen Gesellschaft war? Einer Gesellschaft aus Wölfen in Taftkleidern und Gehröcken …
    Kaum hatten sie den Ballsaal wieder betreten, spielte die Kapelle einen kurzen Tusch. Marie fürchtete schon, dass der Tanz losgehen würde, für den ihre Knie entschieden zu weich waren, doch die Anwesenden reihten sich nun zu einem Halbkreis auf, als warteten sie auf irgendetwas.
    Wahrscheinlich werden jetzt die Honoratioren bei einer Ansprache geehrt, dachte Marie, als sich Jeremy plötzlich von ihr löste.
    »Entschuldige mich«, sagte er nur, dann drängte er durch die Menge nach vorn.
    Marie sah ihm nach. Kam jetzt die Überraschung, die er ihr versprochen hatte?
    Nach und nach fanden sich auch die verstreuten Gäste ein. Innerhalb weniger Minuten fand sich Marie eingemauert zwischen Leibern. Gespannt schauten alle nach vorn, aus den Wortfetzen, die um sie herum zu hören waren, konnte sie allerdings nicht entnehmen, welchen Grund es dafür gab.
    Erst als ihr Verlobter in die Mitte trat und einen kleinen Zettel hervorholte, verstummte die Menge ringsherum.
    Während es so still wurde, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können, räusperte sich Jeremy und begann dann: »Meine Damen und Herren, im Namen von Mr und Mrs Bellamy begrüße ich Sie zu dem alljährlichen Wohltätigkeitsball. Auf diesem Fest obliegt es mir als Ihrem Reverend, einen Mann zu ehren, der durch sein Engagement für die Bevölkerung Selkirks ein leuchtendes Beispiel für alle Bewohner der Stadt ist.«
    Marie schüttelte verwundert den Kopf. Die Scheu, die Jeremy sonst zur Schau stellte, war mit einem Mal wie weggeblasen. Er schien es sogar zu genießen, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. Nicht einmal in der Kirche, in der ihn Marie jeden Sonntag predigen hörte, legte er solch eine Selbstsicherheit an den Tag.
    Spielt er uns nur etwas vor?, fragte sich Marie. Oder ist dies sein wahres Gesicht, das er vor mir und auch vor Stella und Rose verbirgt?
    Suchend blickte sie sich nach den beiden um, doch Auntie und ihre Tochter waren von der Menschenmenge verschlungen worden.
    »Ich bitte nun Mr Abe Corrigan nach vorn, damit ich ihn für die Verdienste um unsere Stadt und unsere Gemeinschaft ehren kann.«
    Unwillkürlich hielt Marie die Luft an, als Corrigan unter dem Applaus der Menge nach vorn trat und sich dann lächelnd neben sie stellte.
    Da sich das Schwindelgefühl von vorhin wieder einstellte, bekam sie die Lobeshymne auf den Mann, der sie vorhin noch im Garten bedroht hatte, nur zur Hälfte mit.
    Konnte es wirklich sein? Ihr Mann ehrte den Indianerhasser? Obwohl er gewiss mitbekommen hatte, wie er mit seiner Verlobten umgegangen war? War das der Preis für ihre Anwesenheit auf dem Ball?
    Wie hatte sie nur so naiv sein und glauben können, dass die Leute hier neugierig auf sie wären? Sie war ihnen vollkommen gleichgültig, hier ging es nur darum, dass die Kirche zeigte, auf wessen Seite sie stand.
    Auf einmal gab es für sie nur noch eines, was sie

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