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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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diesen Job zu erledigen. Kinder können ganz schön gemein sein.«
    »Aber es ist nichts im Vergleich zum Dienst in der Armee. Die Lebensgefahr ist wesentlich größer. Besonders im Krieg.« Wieder zog die bittere Erinnerung an Peter an ihr vorbei. Ohne den Krieg wäre er noch am Leben.
    »Nun, jeder Beruf ist gefährlich – auf seine eigene Art. Als Löwenbändiger können Sie gefressen und als Bankangestellter überfallen werden. Ärzte können sich bei ihren Patienten anstecken und Ordnungshüter schnell eine Kugel abbekommen.«
    »Und alle anderen Berufe?« In Maries Augen blitzte sichtliche Freude an dieser Frage.
    »Als Bäcker kann man sich verbrennen, als Köchin einen Finger abschneiden, als Klavierstimmer eine Saite ins Gesicht bekommen und als Lehrer, nehmen Sie es mir nicht krumm, von Kindern gequält werden.«
    »Mich haben die Kinder noch nicht gequält.«
    »Das liegt sicher daran, dass sich eigentlich jeder so eine Lehrerin wie Sie wünscht. Hätte ich so eine gehabt, wäre ich dageblieben und hätte den Unterricht verfolgt.«
    Marie lachte auf. Alles, was sie bisher belastet hatte, schien auf einmal von ihr abzufallen. »Das ist das schönste Kompliment, das ich je bekommen habe. Nur fürchte ich, meine Schüler sehen es nicht immer so. Spätestens beim nächsten Diktat werden sie mich wieder zum Teufel wünschen.«
    »Das glaube ich nicht.« Philipp sah Marie eindringlich an. Einen Moment später schüttelte er den Kopf, als wollte er einen lästigen Einfall loswerden. Warum, fragte sich Marie, während sie verwirrt feststellte, wie viel Spaß ihr Carters Gegenwart machte. Mit ihm hätte sie gewiss bessere Stunden verbracht als auf diesem Ball.
    »Warum sind Sie gerade hierhergekommen und nicht nach Hause gelaufen? Abgesehen davon, dass ich mich natürlich freue, Sie hier zu sehen.«
    Marie senkte verwirrt den Blick. »Weil ich mich in der Schule wesentlich mehr zu Hause fühle.«
    »Leben Sie nicht bei Ihrem Verlobten?«
    »Bei seiner Tante.«
    »Und gehen Sie beide manchmal spazieren oder unternehmen irgendwas gemeinsam?«
    Marie schüttelte den Kopf. »Nein, jedenfalls nicht ohne seine Tante und ihre Tochter. Unter der Woche hat er ebenso wenig Zeit wie ich.«
    »Und wie wollen Sie dann ein Paar werden? Nur, weil Sie eine Vereinbarung getroffen haben? Weil er für Ihre Überfahrt gezahlt hat?«
    Marie wusste, was er meinte. Jeremy hatte sich seine Ehefrau praktisch gekauft. Doch welche Wahl hatte sie denn jetzt noch?
    »Ich weiß es nicht. Aber wenn ich ehrlich sein soll …«
    »Ja?« Philipps Blick ließ sie einen Moment lang verstummen.
    »Das, was heute geschehen ist, hat die Sicht auf meinen Verlobten doch ein wenig erschüttert.«
    »War Ihr Mann bei dem Zusammenstoß mit Corrigan beteiligt?«
    »Ich vermute, er hat uns belauscht.«
    »Und was hat er da zu hören bekommen?« Erschrocken über seine eigene Kühnheit presste er kurz die Lippen zusammen, dann sagte er: »Bitte verzeihen Sie meine Neugierde. Ich will nur nicht …«
    »Ich fürchte, er hat mitbekommen, wie Corrigan mir ans Herz gelegt hat, in der Schule nicht mehr über die Indianer zu sprechen. Er hat mir gedroht, mich aus der Schule werfen zu lassen. Und dass die Stadt für mich kein sicherer Ort mehr sein würde.«
    Carter zog empört die Luft zwischen den Zähnen hindurch. »So ein verdammter Bastard. Und dabei dachte ich immer, die Geschichten über ihn seien übertrieben.«
    »Offenbar nicht.«
    »Wie hat Ihr Verlobter darauf reagiert?«
    »Er hat sich nicht eingemischt. Und anschließend hielt er eine flammende Lobesrede über die noblen Ziele des Mr Corrigan. Dass die Eisenbahn uns allen Fortschritt bringen wird und so weiter. Die ganze Rede habe ich gar nicht mitbekommen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Mir war, als würde ich in dem Saal ersticken, besonders deshalb, weil mich Corrigan die ganze Zeit über spöttisch angestarrt hat.«
    »Haben Sie ihn auf die Drohung angesprochen? Ich meine, Ihren Verlobten?«
    »Er hatte es doch gehört!«
    »Das schon, aber haben Sie ihn gefragt, was er dagegen zu unternehmen gedenkt? Es wäre ja möglich, dass er doch nicht alles von der Unterhaltung mitbekommen hat.«
    Marie schüttelte den Kopf. »Er hat alles mitbekommen, da bin ich sicher. Er hat mir sogar geraten, mit Corrigan nicht über die Indianer zu sprechen. Er sei doch sonst so ein charmanter Zeitgenosse.«
    »Offenbar hätte Ihr Zukünftiger um Corrigans Hand anhalten sollen. So ein rückgratloser

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