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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Onawah und die Cree warnen. Sie sollten erfahren, was Corrigan plant.«
    »Aber sie werden damit wenig anfangen können.«
    »Vielleicht wissen sie nicht, was der Eisenbahnbau mit sich bringt. Doch Corrigan plant, sie ohne Rücksicht auf Verluste vertreiben zu lassen. Es wird Tote geben, Philipp, es wird genauso schlimm werden wie damals bei euch.«
    Philipp zog sie in seine Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken. »Nur immer langsam, ich bezweifle, dass die Regierung wegen des Eisenbahnbaus die Armee schickt. Es gibt gewiss Verträge, die Indianer leben doch hier bereits in Reservaten.«
    »Es ist nicht die Regierung!«, entgegnete Marie. »Corrigan meint, die Regierung würde sich nicht für die Vorgänge hier interessieren. Er will zusammen mit der Eisenbahncompany gegen die Cree vorgehen. Wir müssen sie zumindest warnen.«
    Philipp seufzte. »Es ist doch immer dasselbe mit den Menschen.« Nachdem er sie noch eine Weile im Arm gehalten hatte, blickte er sie an. »Du weißt, dass es Konsequenzen haben wird, wenn wir jetzt losreiten.«
    Marie nickte. Jeremy und Stella würden vor Wut platzen, und ihre Verlobung könnte sie wohl in den Wind schreiben. Doch ihr Gewissen sagte ihr, dass sie das Richtige tat. Ohnehin hatte sie von der scheinheiligen Gesellschaft Selkirks gründlich die Nase voll!
    »Lass uns reiten.«
    »Und dein Verlobter?«
    »Corrigan hat ihm vorgeschlagen, eine andere Verlobte für ihn zu suchen. Eine, die willfähriger ist als ich. Jeremy hält nur an mir fest, weil ich ihn etwas gekostet habe.«
    Philipp nickte, dann ging er zur Tür. »Du brauchst ein Pferd. Bleib hier, bis ich vom Mietstall zurück bin.«
    Plötzlich kam Marie ein Gedankenblitz. »Ach, Philipp, warte!«
    Carter wandte sich um und sah sie verwundert an.
    »Wenn du schon unterwegs bist, wäre es möglich, dass du ein Telegramm aufgibst?«
    »Ein Telegramm wohin?«
    »An den Gouverneur. Corrigan ist der Meinung, die Regierung würde sich nicht für die Vorgänge hier interessieren. Doch sie hat den Cree das Land gegeben, also kann sie einen solchen Übergriff nicht einfach dulden.«
    Philipp nickte. »Bin gleich wieder zurück!«

34. Kapitel

    Die Rotfuchsstute stieß ein leises Schnauben aus, als Philipp Marie in den Sattel half.
    »Ruhig, altes Mädchen«, murmelte Philipp. »Die Lady auf deinem Rücken wiegt fast gar nichts.«
    Marie griff ein wenig beunruhigt nach den Zügeln, denn sie spürte deutlich die Nervosität des Tiers. Oder übertrug sich nur ihre eigene Unruhe?
    »Alles in Ordnung?«, fragte Philipp, nachdem er die Steigbügel überprüft hatte.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Gut, dann reiten wir.«
    Als sie wenig später die Main Street hinaufritten, überkam Marie doch ein wenig die Angst. Der Abend dämmerte bereits, und gewiss war ihr Fehlen inzwischen aufgefallen.
    Würde Jeremy einen Suchtrupp losschicken? Oder war er vielleicht ganz froh über ihr Verschwinden?
    »Wenn wir stramm reiten, könnten wir in zwei Tagen dort sein«, verkündete Philipp, als sie die Stadtgrenze hinter sich gelassen hatten. »Hoffentlich reicht der Proviant so lange.«
    Während Philipp unterwegs gewesen war, um ein Pferd für Marie aufzutreiben, hatte sie alles zusammengetragen, was sie in Philipps Unterkunft an Essbarem gefunden hatte. Einige Dinge stammten noch aus seiner Zeit als Pelzhändler, doch da es sich um Hartkekse und getrocknetes Fleisch handelte, waren sie lange haltbar.
    »Wir werden schon zurechtkommen«, entgegnete Marie optimistisch. »Außerdem wachsen in der Wildnis doch sicher noch ein paar Beeren. Und Wasser bekommen wir aus dem Fluss.«
    Philipp lächelte sie liebevoll an.
    Sie ritten die gesamte Nacht durch und machten erst im Morgengrauen an einer Wasserstelle Rast, die Marie sehr bekannt vorkam. Die Pelzhändler hatten hier zwar nicht gehalten, aber der idyllische Flecken Erde mit seinen gelb blühenden Butternut-Bäumen und dem von Schilfrohr gesäumten Wasser war ihr im Gedächtnis geblieben. Ihre Ankunft scheuchte ein paar Enten auf, die laut schnatternd über ihre Köpfe hinwegzogen.
    »Sie sind nicht sehr begeistert darüber, dass wir sie stören«, bemerkte Marie lachend. Obwohl sie die ganze Nacht über kein Auge zugetan hatte, fühlte sie sich frisch, ja beinahe aufgekratzt. Die Wildnis schien ihrem Körper neue Kraft zu verleihen.
    »Sie drehen zwei oder drei Runden, dann kommen sie wieder. Vögel flattern sehr oft von ihrem Nest auf, um Feinde davon zu überzeugen, dass es hier nichts zu

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