Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
Vom Netzwerk:
Wochen vermisst werde. Hatte der Treck inzwischen die Stadt erreicht und dort ihrem Verlobten Jeremy berichtet, was geschehen war? Doch warum hatte man sie nach dem Überfall nicht gesucht? Vielleicht war der Treck gar nicht in Selkirk angekommen, sondern Jeremy hatte nach Verstreichen des voraussichtlichen Ankunftstermins das Gesuch aufgegeben.
    »Ihrem Verlobten müssen Sie wirklich am Herzen liegen, Miss. Allerdings hätte man erwarten können, dass er eine kleine Belohnung aussetzt. Besonders, wenn ich Sie mir so ansehe.«
    Jennings unverhohlener Blick ließ Marie erröten. Gleichzeitig weckte er das Unbehagen in ihr. Was, wenn seine Absichten nicht ehrenhaft waren? »Na, wie dem auch sei, wir sind gerade auf dem Weg nach Selkirk, und wenn Sie wollen, nehmen wir Sie gern mit.«
    »Aber ich kann Ihnen nichts bezahlen«, entgegnete Marie.
    »Das macht nichts, einer jungen Lady in Not helfen wir gern. Carter!«
    Der Dunkelhaarige, der sie die ganze Zeit über beobachtet hatte, kam zu ihnen.
    »Während ich das Geschäftliche mit dem Chief bespreche, nehmen Sie sich doch der jungen Lady an. Sie ist die von dem Gesuch.«
    Jennings tippte auf das Blatt in Maries Händen. Carter nickte.
    »Und laden Sie die Ware von den Pferden. Wenn wir wieder aufbrechen, muss alles neu verteilt werden, die Lady soll ja wohl nicht laufen.« Jennings grinste sie breit an, dann stapfte er wieder zu den anderen.
    Nachdem Carter Marie kurz gemustert hatte, reichte er ihr die Hand. »Ich bin Philipp Carter, erfreut, Sie kennenzulernen, Miss Blumfeld.«
    Im Gegensatz zu dem langbärtigen Jennings, der ihr noch immer ein wenig suspekt vorkam, hatte der Dunkelhaarige etwas Sympathisches an sich, dem sich Marie nicht entziehen konnte. Lag es vielleicht an seinen graublauen Augen, die sie gründlich, aber nicht aufdringlich musterten? Oder an dem verhaltenen Lächeln, das um seine Mundwinkel spielte?
    »Ähm, freut mich ebenfalls«, entgegnete Marie. Sie schob die Gedanken beiseite und ergriff seine Hand, die ihre kräftig und rau umschloss.
    »Wir sind etwa zwei Tagesritte von Selkirk entfernt, drei, wenn das Wetter schlechter werden sollte, aber danach sieht’s nicht aus.« Erst jetzt bemerkte Marie, dass seinen Worten ein leichter Akzent anhaftete, den sie auf dem Treck schon einmal gehört hatte.
    »Sie sind Amerikaner, nicht wahr? Aus dem Süden?«
    Carter zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hab es gehört. Zwei Männer auf dem Treck waren ebenfalls Amerikaner, die haben die Worte ganz ähnlich betont.«
    »Wie sind Sie denn hierhergekommen?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    Carter hob die Hände. »Ich habe Zeit. Mein Boss wird sicher noch eine Weile für die Verhandlungen brauchen.«
    »Dann sollten wir ein Stück gehen.« Während Marie dem Mann aufmunternd zulächelte, fragte sie sich, warum sie sich in seiner Nähe so ruhig und vertrauensvoll fühlte. Sie kannte ihn doch erst wenige Augenblicke.
    »Sie sind überfallen worden, nicht wahr?«, sagte Carter, als sie den Menschenauflauf hinter sich gelassen hatten.
    Marie nickte, dann berichtete sie kurz und knapp, was geschehen war.
    Carter rieb sich nachdenklich übers Kinn. »Eine wirklich schlimme Sache, Miss Blumfeld. Sie hatten großes Glück.«
    »Glück im Unglück, sagt man bei uns«, entgegnete Marie. »Ja, ich glaube schon, dass es das war.«
    »Wenn wir nicht hier aufgetaucht wären, wären Sie dann irgendwann von dem Stamm fortgegangen?«
    »Sicher, denn wie Sie ja wissen, habe ich einen Verlobten. Dass er nach mir sucht, rechne ich ihm hoch an.«
    »Ja, er scheint ein feiner Kerl zu sein – für einen Reverend.«
    Marie zog verwundert die Augenbrauen hoch, doch bevor sie nachfragen konnte, räusperte sich Carter. »Verzeihen Sie, ich wollte Ihnen nicht zu nahetreten. Meine Erfahrungen mit Kirchenleuten sind nicht gerade die besten. Das soll aber nichts heißen.«
    »Sie haben Ihre ehrliche Meinung gesagt«, entgegnete Marie beschwichtigend.
    »Ich glaube wirklich, dass Ihr Verlobter ein guter Mann ist. Sonst hätte er keine Anstalten gemacht, nach Ihnen zu suchen.«
    Schweigen trat zwischen sie. Carter senkte verlegen die Augen, dann beendete er den unangenehmen Moment, indem er sagte: »Ich werd dann mal die Last auf die Pferde verteilen. Ich schätze mal, dass wir erst morgen früh aufbrechen können, der Chief wird sicher darauf bestehen, dass wir zum Essen bleiben.«
    Mit einer kleinen Verbeugung machte er kehrt. Während Marie

Weitere Kostenlose Bücher