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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Ehapi sagen, einige Krieger mögen dein Haar, das aussieht wie Sonne.«
    Marie wurde rot. Obgleich sie mit dem Gedanken gespielt hatte hierzubleiben, dachte sie doch nicht ans Heiraten.
    »Ich weiß nicht, ob ich heiraten möchte«, antwortete sie so diplomatisch wie möglich, denn sie wollte Tahawah nicht das Gefühl geben, dass sie eine Abneigung gegen die Männer hier hatte. »Immerhin habe ich hier eine Aufgabe.«
    »Aufgabe habe ich auch. Und heirate. Jede Frau muss heiraten, sonst alt und allein.«
    Offenbar konnte die Beunruhigung über die Hochzeitsnacht Tahawahs Begeisterung für die Ehe nicht schmälern.
    »Bestimmt werde ich eines Tages heiraten«, lenkte Marie nun ein. »Wenn ich mich in einen Mann verliebe.«
    »Oder wenn du zurückgehst zu Weißen.«
    »Das müssen wir den Göttern überlassen, sie werden schon für uns sorgen, nicht wahr?«
    Tahawah nickte. »Ja, alles Wille von Göttern.«
    »Und was das angeht, was die Männer nach der Hochzeit erwarten, so habe ich mir sagen lassen, dass Frauen daran auch Freude haben können. Ich kannte Frauen, denen das so ergangen ist. Dein Mann wird bestimmt sehr rücksichtsvoll sein. Du liebst ihn doch, oder?«
    Der entrückte Ausdruck, der auf das Gesicht der jungen Cree trat, gab Marie eine deutliche Antwort.
    Trotz der Wärme, die zum Baden einlud, erschienen beinahe alle Schüler und folgten ruhig dem Unterricht. Dafür war das Gekreische umso größer, als sie die Klasse entließen. Beinahe augenblicklich verschwanden die Kinder bis auf wenige im See. Auch Tahawah musste sogleich ins Lager zurück, denn dort warteten die Hochzeitsvorbereitungen auf sie. Auch wenn Marie verstehen konnte, dass die Braut aufgeregt und vielleicht sogar ein bisschen ängstlich war, erwartete sie doch gespannt die Hochzeit, und seltsamerweise versetzte es ihr nur einen kleinen Stich, die eigene Hochzeit nicht feiern zu können.
    Nachdem sie noch kurz die Ruhe auf der Lichtung genossen hatte, erhob sie sich und ging zurück zum Lager. Auf einmal kam ihr eine Horde Kinder entgegen, die ziemlich aufgeregt wirkten. War etwas passiert?
    »Du komm!«, rief eines der Mädchen und zerrte an Maries Arm. »Weiße Männer sind da. Kaufen Felle von Büffel.«
    Maries Herz stolperte. Sollten tatsächlich Weiße hier angekommen sein? War das das Zeichen Gottes?
    Umringt von zahlreichen Kindern lief sie ins Lager zurück, in dessen Mitte sieben Pferde standen, drei davon mit schweren, in Segeltuch eingeschlagenen Bündeln bepackt. Vier Männer standen inmitten von Kriegern und herbeigeeilten Frauen. Selbst die Kinder traten ohne Scheu zu ihnen.
    Das Aussehen der Fremden kam den Vorstellungen, die Marie aus Büchern von Trappern hatte, ziemlich nahe. Ihre zusammengewürfelte Kleidung bestand aus grellbunten Stoffen, Leder und Pelzen. Der Mann in der Mitte, den Marie für den Anführer hielt, trug trotz der Wärme eine Fellmütze, die mit bunten Holzperlen verziert war. Zwei seiner Kameraden standen ihm, obwohl sie keine Mütze trugen, in nichts nach, was die Pracht der Kleider anging. Marie staunte über die Fransenjacke des einen und über das prachtvoll bestickte Halstuch des anderen. Der vierte Mann fiel durch die Schlichtheit seiner Kleider auf – und dadurch, dass sein Bart im Gegensatz zu denen der anderen kurz geschnitten und sauber gestutzt war. Die etwas verblichene blaue Uniformjacke schlotterte ein wenig um seinen Oberkörper, die grauschwarze Hose steckte in abgewetzten Stiefeln. Lockiges schwarzes Haar umrahmte etwas unordentlich ein kantiges, aber sympathisches Gesicht.
    Er war es auch, der sich zuerst nach ihr umsah. Überrascht schnellten seine Augenbrauen nach oben, dann berührte er den Anführer leicht am Arm.
    Als dieser sich umsah, lächelte Marie unsicher. Nachdem er sie von Kopf bis Fuß gemustert hatte, kam er mit langen Schritten auf sie zu.
    »Alle Wetter, das gibt es doch nicht!«, rief er aus, als er ihr die Hand entgegenstreckte. »Mein Name ist Meredith Jennings. Und Sie müssen die Frau sein, die man überall sucht.«
    »Man sucht mich?«
    Der Mann knöpfte seine braune Lederjacke auf und zog ein Stück Papier aus der Tasche. Darauf erkannte sie das Bild, das sie ihrem Verlobten geschickt hatte, bevor sie nach Boston aufgebrochen war.
    »Das sind Sie, nicht wahr? Miss Marie Blumfeld.«
    Die Frage, wer dieses Gesuch aufgegeben hatte, erübrigte sich. »Ja, die bin ich«, entgegnete sie, während sie den Text überflog, der davon berichtete, dass sie seit zwei

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