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Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der weißen Wölfin: Kanada-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Bouvier
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Begrüßung, fand Marie, aber wahrscheinlich waren die Sitten hier völlig anders als in Deutschland, wo man sich in erster Linie aus persönlichen und nicht aus patriotischen Gründen über die Ankunft eines neuen Familienmitgliedes freute.
    »Ich freue mich auch«, erwiderte Marie höflich. »Was ich bisher von Ihrem Land gesehen habe, war sehr schön.«
    »Die Reise war sicher ziemlich anstrengend, nicht wahr?«, meldete sich jetzt Stellas Tochter zu Wort. »Und dann der Überfall …«
    Jeremy warf Rose einen finsteren Blick zu, während Stella sogleich einlenkte: »Nachdem uns die Nachricht vom Überfall erreicht hatte, waren wir in großer Sorge. Wir fürchteten schon, dass man dich zur kalifornischen Grenze gebracht hätte. Das tun diese Menschenhändler manchmal.«
    »Wer weiß, ob es Menschenhändler waren«, fuhr die jüngere Frau dazwischen. »Vielleicht waren es auch diese Rothäute.«
    »Es waren ganz sicher nicht die Indianer«, entgegnete Marie entrüstet. Wie konnte jemand, der die Stadt noch nie verlassen und mit den Cree gelebt hatte, so etwas behaupten? »Es waren vermummte Weiße. Menschenhändler, wie der Reverend sagte. Ich habe sie und das, was sie angerichtet haben, mit eigenen Augen gesehen.«
    »Wenn sie vermummt waren, könnten es doch auch …« Eine rasche Handbewegung der Älteren brachte die jüngere Frau sogleich zum Schweigen.
    »Wie sind Sie diesen Männern eigentlich entkommen?«
    Marie schüttelte den Kopf. »Gar nicht, ich bin bei dem Überfall vom Wagen gestürzt. Krieger der Cree haben mich aufgelesen, und eine Medizinfrau hat mich gesund gepflegt. Ich habe dann ein paar Wochen unter den Cree gelebt und ihre Sitten studiert. Es waren sehr freundliche Leute. Als die Pelzhändler vorbeikamen, stand für mich natürlich fest, dass ich meinen Pflichten nachkommen und mit ihnen reisen werde.«
    Die beiden Frauen blickten sie an, als hätte sie sich vor ihnen entblößt. »Sie waren bei den Wilden?«, fragte Stella entsetzt. »Guter Gott, Sie armes Kind! Jeremy, was sagst du dazu?«
    »Ich werde Gott nachher ausführlich danken, dass er meine Gebete erhört und meine Braut unversehrt gelassen hat.« Die Entrüstung seiner Tante ignorierend lächelte Jeremy sie an. Im selben Moment fragte sich Marie, ob sie nun im Anschluss seine Eltern kennenlernte. Über seine Familienverhältnisse hatte er nichts geschrieben, also ging sie davon aus, dass alles so wie in anderen Familien war. Dass es Eltern gab und vielleicht Geschwister.
    Da kam Jeremy auf etwas zurück, das sie bereits wieder vergessen hatte. »Marie, du wirst in den kommenden Wochen bei Tante Stella wohnen.«
    Marie zog verwundert die Augenbrauen hoch. »Sollte denn nicht gleich die Trauung stattfinden?«
    Nach einem kurzen Blick zu seiner Tante antwortete Plummer: »Meine Mutter ist vor zwei Wochen gestorben. Sie hätte dich so gern kennengelernt.«
    So emotionslos, wie er davon berichtete, hätte man glauben können, dass er von einer vollkommen Fremden sprach.
    »Das tut mir sehr leid«, entgegnete Marie betreten.
    »Aus diesem Grund glaube ich, dass es nicht angebracht wäre, so kurze Zeit später gleich eine Hochzeit zu feiern.«
    »Nein, natürlich nicht.« Zu ihrem eigenen Erstaunen war Marie zwar überrascht, aber nicht enttäuscht. Vielleicht ist es sogar gut, wenn wir Zeit haben, uns vor der Hochzeit ein wenig näher kennenzulernen. Möglicherweise treten wir dann ja als verliebtes Paar vor den Altar, dachte sie.
    »Dann sind wir uns ja einig«, Plummer klatschte in die Hände, als hätte sie ihm eine freudige Mitteilung gemacht. »Tante Stella hat dir bereits ein Zimmer eingerichtet, von dem ich glaube, dass du dich darin wohlfühlen wirst. Wir werden uns so oft sehen, wie es mein Amt zulässt.«
    Das klang eher wie eine förmliche Ankündigung, doch Marie zwang sich, darüber hinwegzusehen und zu lächeln.
    »Ich freue mich darauf.«
    »Gut, dann sollte ich wieder an meine Arbeit gehen.« Plummer reichte ihr seine Hand. »Wir sehen uns heute Abend beim Abendessen.«
    »Kannst du denn nicht zum Tee bleiben?«, fragte Stella beinahe flehend. »Ich habe noch ein paar Scones von gestern da, du weißt, die sind aufgebacken wirklich himmlisch.«
    »Tut mir leid, Tante, Mr Brookes erwartet mich in einer halben Stunde. Er und seine Frau sind schon ganz aufgeregt wegen der Hochzeit ihrer Tochter. Wir wollen ein paar letzte Details besprechen.«
    »Nun gut, mein Junge, dann sehen wir uns heute Abend.«
    »Heute Abend!« Er

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