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Das Lied des Achill

Das Lied des Achill

Titel: Das Lied des Achill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Miller
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der Beginn.«
    Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass unter der Oberfläche etwas in mir zerbricht.
    Durch die Dämmerung des nächsten Morgens schallen Fanfarenstöße. Wir verlassen das Zelt, besteigen den Hügel und sehen ein Heer aus Reitern und leichten Streitwagen aus dem Osten kommend auf Troja zustreben. Die Pferde sind groß und bewegen sich mit fast übernatürlicher Schnelligkeit. Dem Tross voran fährt ein Streitwagen mit einem riesigen Mann an den Zügeln, der noch größer ist als Ajax. Seine langen schwarzen Haare sind, wie bei Spartanern üblich, geölt und fallen frei über die Schulter herab. Er trägt ein Banner in der Form eines Pferdekopfes.
    Phoinix gesellt sich zu uns. »Lykier«, sagt er. Sie stammen aus dem Südwesten Kleinasiens und sind seit langem Verbündete Trojas. Wir haben uns oft gewundert, warum sie nicht schon längst an der Seite ihrer Freunde kämpfen. Jetzt aber kommen sie, wie von Zeus persönlich gerufen.
    »Wer ist das?«, fragt Achill und zeigt auf den mächtigen Anführer.
    »Sarpedon, ein Sohn des Zeus.« Die Sonne spiegelt sich auf seinen schweißnassen Schultern; seine Haut hat die Farbe dunklen Goldes.
    Aus den geöffneten Stadttoren strömen Trojaner, die herauseilen, um ihre Verbündeten zu begrüßen. Hektor und Sarpedon begrüßen sich mit einem Handschlag und führen dann ihre Truppen aufs Feld. Die Lykier tragen seltsame Waffen: Wurfspieße mit gezackten Klingen und solche, die wie riesige Fischhaken aussehen. Den ganzen Tag über hören wir ihre wilden Schlachtrufe und das Stampfen der Pferde. Die Schlange der Verwundeten vor Machaons Zelt wird immer länger.
    Als Einziger aus unserem Lager, der nicht in Ungnade gefallen ist, nimmt Phoinix am Abend an der Ratsversammlung teil. Als er zurückkehrt, fasst er Achill mit scharfem Blick ins Auge. »Idomeneus ist verwundet, und die Lykier haben unsere linke Flanke durchbrochen. Unser Heer droht zwischen Sarpedon und Hektor zerrieben zu werden.«
    Achill nimmt keine Notiz von der missbilligenden Miene des Alten. Triumphierend wendet er sich an mich. »Hast du gehört?«
    »Ja«, antworte ich.
    Ein weiterer Tag vergeht und noch einer. Gerüchte machen die Runde. Es heißt, die Trojaner rücken vor, unaufhaltsam und ermutigt durch Achills Abwesenheit, während unsere Könige verzweifelt über geeignete Maßnahmen zur Gegenwehr streiten: nächtliche Angriffe, Bespitzelung, Überfälle. Und man hört, dass Hektor anscheinend im Kampf über sich hinauswächst und wie ein Buschbrand unter den Griechen wütet, so dass die Verluste von Tag zu Tag größer werden. Schließlich melden aufgebrachte Boten verheerende Rückschläge und selbst einige unserer Könige sind verwundet.
    Achill hört sich alles an und bleibt gelassen. »Es wird nicht mehr lange dauern«, sagt er.
    Die Scheiterhaufen brennen Nacht für Nacht. Hinter dem beißenden Rauch, der von ihnen aufsteigt, verschwindet der Mond. Ich versuche nicht daran zu denken, dass ich viele von denen, die da brennen, persönlich kannte.
    Achill spielt gerade auf der Leier, als sie kommen: Phoinix, gefolgt von Odysseus und Ajax.
    Ich sitze neben Achill. Ein wenig abseits bereitet Automedon Fleisch für das Abendbrot zu. Achill hat den Kopf in den Nacken gelegt und singt mit heller, süßer Stimme. Als sie sich nähern, ziehe ich meine Hand von seinem Fuß zurück.
    Die drei kommen auf uns zu und bleiben auf der anderen Seite des Feuers stehen. Sie warten, bis Achill zu Ende gesungen und die Leier aus der Hand gelegt hat.
    »Willkommen. Ihr werdet doch hoffentlich mit uns essen?« Er steht auf und schüttelt jedem von ihnen lächelnd die Hand. Die Verwunderung über die herzliche Begrüßung steht ihnen ins Gesicht geschrieben.
    Da ich weiß, was sie zu uns geführt hat, entschuldige ich mich murmelnd: »Ich muss mich um das Essen kümmern.« Als ich mich abwende, spüre ich Odysseus’ Blicke im Rücken.
    Das Lammfleisch brutzelt auf dem Rost. Zischend tropft Fett in die Glut. Durch Rauchschlieren hindurch schaue ich immer wieder zurück auf die Männer am Feuer, die wie Freunde beieinanderhocken. Ich kann nicht hören, was sie sagen, sehe aber, dass Achill immerzu lächelt, scheinbar unbeeindruckt von den grimmigen Gesichtern der anderen. Dann ruft er mich zu sich. Ich kann mich dem Geschehen nicht länger entziehen, bringe das Abendessen und setze mich neben ihn.
    Er plaudert über dies und das, bewirtet seine Gäste und achtet tunlichst darauf, dass kein Teller lange

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