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Das Lied des Dunklen Engels

Das Lied des Dunklen Engels

Titel: Das Lied des Dunklen Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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kaum schwerer als ein Kind. Er ging auf die durchweichte Wiese zurück.
    »Ihr Verbrecher!« brüllte er.
    Der Vogt machte sich wortlos davon, während Gurney und Catchpole neben ihn traten.
    »Corbett, was ist los?«
    »Die alte Frau ist tot!« entgegnete Corbett. »Diese Verbrecher haben sie umgebracht!«
    Er ging weiter und legte den Leichnam der Frau auf einen Tisch vor der Schenke. Er gab sich Mühe, sie ordentlich hinzulegen, und zog ihre Röcke über ihre mageren Beine, durch deren Haut die Adern schimmerten. Ein weiteres Mal fühlte er ihren Puls. »Tot, entweder durch Ertrinken oder vor Schreck.« Er schaute Gurney an. »Egal was auch immer, Sir Simon, diese Frau wurde ermordet.«
    Zwei von Gurneys Männern führten den blonden jungen Mann in seine Richtung. Corbett ging ihm entgegen, legte die Hand sanft unter sein Kinn und hob seinen Kopf. Gilbert war ganz offensichtlich ein schlichtes Gemüt. Er ließ meist den Mund offen und hatte einen stieren Blick. Unter einem Auge war eine häßliche Schwellung, und blutiger Schaum hing in seinen Mundwinkeln. Von Kopf bis Fuß war er außerdem grün- und blaugeschlagen.
    Corbett ließ sich von einem von Gurneys Gefolgsleuten einen Weinschlauch geben und schob dem jungen Mann das Mundstück zwischen die Lippen.
    »Das ist ein Mörder!« brüllte Robert, der Vogt. Mit einer Menge aus dem Dorf im Rücken hatte er seinen Mut wiedergefunden. Corbett schaute in das fette, anmaßende Gesicht des Vogtes. »Ihr und Eure Freunde seid die Mörder!« rief er. »Gunhilda ist tot, und das Blut dieser Frau klebt an Euren Händen!«
    Gilberts ersticktes Stöhnen war wie ein Echo seiner Worte. »Diesem Mann«, rief Corbett heiser, »muß vor den Richtern des Königs ein ordentlicher Prozeß gemacht werden. Er ist ab sofort mein Gefangener.«
    Father Augustine bahnte sich einen Weg nach vorne. Gurney, der jetzt neben Corbett stand, gab ihm ein Zeichen, näherzukommen.
    »Pater, hättet Ihr das nicht verhindern können?«
    Der Geistliche ließ seinen Blick von Gurney zu Corbett wandern. Er leckte sich über seine schmalen trockenen Lippen und schaute dann beschämt auf den Leichnam der alten Frau.
    »Ich habe es versucht«, murmelte er, »aber die wollten Blut sehen. Ihr könnt ihnen dafür nicht die Schuld geben, Sir Hugh. Marinas Leiche liegt kalt in meiner Kirche. Wer ist sonst für ihren Tod verantwortlich?«
    Gurney schnalzte mit den Fingern in Richtung seines Gefolges. »Bringt die Leiche der Frau zur Kirche. Ich werde ihr Begräbnis bezahlen.«
    »Und der junge Mann?« Corbett nickte in Richtung von Gilbert, der sich aus dem Griff seiner Häscher loszumachen versuchte und den übel zugerichteten Leichnam seiner Mutter immer noch mit offenem Mund anstarrte.
    »Bringt ihn ins Herrenhaus!« befahl Gurney seinen Männern. »Master Selditch soll sich um seine Wunden kümmern!« Corbett schaute in die Runde der Dorfbewohner.
    »Der König und sein Hof sind ganz in der Nähe in Walsingham. Er wird über diese gewalttätigen Ausschreitungen kaum begeistert sein. Jeder, der die Hand gegen Gilbert erhebt, muß mit der Ächtung rechnen.«
    »Sir Hugh spricht die Wahrheit«, bestätigte Gurney. »Ein fürchterliches Übel hat sich dieses Ortes bemächtigt. Mehr Morde sind hier in den letzten Monaten geschehen als seit Menschengedenken. Geht jetzt! Geht zurück in eure Häuser!«
    Und sie gingen. Einige Hitzköpfe murrten zwar noch, aber die Abgeklärten waren inzwischen in der Mehrheit. Die Menge zerstreute sich, die Frauen scheuchten ihre Kinder zurück in die Häuser, und die Männer erinnerten sich, daß gepflügt und geeggt werden mußte. Gilbert wurde auf das Pferd von einem aus dem Gefolge gesetzt, und Gurney führte äußerst schweigsam den Weg an, zum Herrenhaus zurück. Kurz vor dem Tor blieb er mit seinem Pferd zurück, bis er auf der Höhe von Corbett war.
    »Hugh, ich danke Euch.«
    Corbett schaute ihn an.
    »Ich weiß, was Ihr denkt«, sagte Gurney. »Vielleicht hätte ich entschlossener auftreten sollen, aber das sind meine Leute. Ich habe Marina über das Taufbecken gehalten.«
    Corbett nahm seinen Arm.
    »Sir Simon, ich bin nicht Euer Richter«, sagte er. »Es kann schon sein, daß Gilbert der Schuldige ist, dann soll er aber auch für sein fürchterliches Verbrechen hängen. Andererseits kann er uns vielleicht auch helfen. Habt Ihr einen Kerker?«
    Gurney nickte.
    »Dann bringt ihn dorthin, sorgt aber dafür, daß es ihm an nichts fehlt.«
    Gurney stimmte zu, und sie ritten

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