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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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war jetzt wichtiger herauszufinden, ob Merten hier in der letzten Zeit gesehen worden war. Er berührte also leicht ihren Arm und fragte: »Frau Franziska, wir suchen Merten. Ihr wisst schon, den jungen Gecken, der oft bei meiner Schwester zu Gast ist.«
    »Ja, ja. Ich kenne Merten. Hab ihn aber seit Tagen nicht mehr gesehen. Ich hab auch so viel mit den Enkeln zu tun, ich bin nicht immer in der Gaststube. Der Simon, der weiß vielleicht, ob er hier war. Der vertreibt sich jeden Abend mit den Männern die Zeit und säuft mein gutes Bier.«
    »Es wird ihm schmecken. Nehmt es als Kompliment, Frau Wirtin.«
    »Kompliment – ich kann’s jede Woche neu ansetzen, und der Björn schummelt mir Zauberdinger rein. Schierling hat er neulich in die Würze getan, und die Gäste haben Engel und Dämonen tanzen sehen.«
    »Manche davon nisten sich gelegentlich auch unter Eurer Kopfbedeckung ein, nicht wahr, Franziska? Und manche davon flüstern Euch böse Worte ein.«
    Die Wirtin fuhr sich mit der Hand unter das Kopftuch und zerrte daran.
    »Glaubt Ihr? Können die das?«
    »Sie haben es vor geraumer Zeit gründlich getan. Und aus diesem Grund werdet Ihr von mir keinen Wein mehr bekommen. Dass meine Tochter Euch verziehen hat, dass Ihr sie des Mordes an ihrem Gatten beschuldigt habt, ist ihre Sache. Ich hingegen bin da weit nachtragender.«
    Als Frau Franziska eine Litanei der Entschuldigungen anstimmte, drehte sich Marian mit einer gemurmelten Begründung um und verließ die Braustube. Er wollte nicht Zeuge werden, wie seine Mutter der Wirtin die Federn ausrupfte.
    Simon, ein großer, muskulöser Mann mit einer ordentlichen Wampe, schwang den Schmiedehammer, und Funken flogen vom Amboss. Sein Helfer bemerkte Marian, brüllte etwas, und der Schmied übergab sein Werkzeug mit einigen Anweisungen seinem Sohn, der ebenso groß und stark war wie er selbst.
    »Marian!«
    »Simon. Ihr seht gut aus.«
    »Kräftige Arbeit macht kräftige Männer.«
    »Und kräftiges Essen auch.«
    Der Schmied tätschelte seinen Bauch.
    »Mein Weib ist ein Widerborst, aber kochen kann sie. Was führt Euch her? Ein Teller Suppe und ein geräucherter Schinken?«
    »Diesmal nicht, sondern der Wunsch nach geistiger Nahrung. Simon, vor zwei Jahren war Yskalt der Friese für eine Weile Euer Knecht.«
    »Möge seine Seele in der Hölle schmoren.«
    »So die Friesen eine Hölle haben. Ihr erinnert Euch, dass man ihn in den Kerker des Turms hier sperrte und er einige Tage später … mhm … befreit wurde?«
    »Hab ich gehört. Hat mich gewundert. Aber er ist tot, sagte man mir.«
    »Ist er, Master John war bei ihm, als er starb. Zuvor hatte man ihn im Burggraben drüben in Dellbrück aufgelesen, fiebernd und besinnungslos. Im Turm erzählte man uns, Landsleute hätten ihn abgeholt, um ihn ihrer eigenen Gerichtsbarkeit zu übergeben. Kennt Ihr einen Enno van Nijkerk oder einen Reemt op de Kamp?«
    Simon wischte sich die Hände an einem Lappen ab und runzelte die Stirn.
    »Nein. Nein, die Namen sagen mir nichts. Vielleicht Reisende, die ihn mit zurücknehmen wollten?«
    »Vielleicht, aber warum hätten sie ihn dann nach Dellbrück bringen sollen?«
    »Seltsam. Ihr hättet damals schon fragen sollen.«
    »Damals glaubten wir, was die Wächter sagten.«
    »Jetzt nicht mehr?«
    »Nein, jetzt nicht mehr. Fragt bitte Eure friesischen Freunde nach den beiden Männern. Möglicherweise erinnert sich jemand an sie.«
    »Mach ich. Und wenn man sie nicht kennt?«
    »Dann bestätigt sich unser Verdacht. Simon, wir suchen Merten. Habt Ihr ihn in den vergangenen Tagen gesehen?«
    Der Schmied nickte bedächtig. Er war kein Mann von vielen Worten, aber er schien verstanden zu haben, wohin Marians Gedanken gingen.
    »Kommt alle paar Wochen mal her. Lasst mich nachdenken.«
    Sie verließen die rauchige Schmiede, und Simon setzte sich auf einen Hackklotz, Marian lehnte sich an die Stallmauer.
    »Er kommt mit Kumpanen her. Manchmal trinkt er auch mit den friesischen Kaufleuten. Das letzte Mal muss jetzt zwei Wochen her sein. Dienstag nach Ostern war es, richtig. Junge Hühnchen am Spieß gab es und endlich wieder mit Speck gewürzten Kohl. Zwei Begleiter hatte er, einen jungen Gecken mit einem roten und einem grünen Bein und einen Bärtigen im Lederwams. Isenburg oder so, glaube ich, nannte er den.« Der Schmied kratzte sich die kurzen Haare und bekam einen grimmigen Ausdruck. »Die Lotta … ja, die Lotta solltet Ihr fragen. Sie hat ein Gekreisch gemacht, weil der eine … Also, der

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