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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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fahren«, ergänzte Robert.
    »Ja, aber zuerst müssen wir ihn finden«, sagte Frieder mit grimmiger Miene.
    »Ich habe eine weitere Spur.« Marian fuhr sich mit den Fingern durch seine üblicherweise glänzend gebürsteten Locken. Er sah aus wie ein zerzauster Staubwedel, und seine Augen sprühten vor Wut.
    »Sprich.«
    »Mats, Gislindis’ Vater, hat sich an einige Kleinigkeiten erinnert, bevor man ihn niederschlug und zu Arndts Leiche schleppte. Er hat an jenem Abend im ›Adler‹ auch Merten gesehen. Der war allerdings nur kurz dort und verschwand, eben bevor Caspar begann, den Gästen Runden auszugeben. Damals hat sich niemand Gedanken darum gemacht. Aber da wir nun wissen, dass Merten von der Magd der Witwe in Riehl Nachricht erhalten hat, dass sein Stiefvater zu diesem Zeitpunkt zurückgekehrt war, können wir wohl annehmen, dass er sich mit ihm getroffen hat.«
    »Und zuvor Caspar mit Münzen und Bilsentinktur versorgt hat, um Mats trunken und benommen zu machen?«, fragte John.
    »Richtig, Merten wird ihm das Geld gegeben haben, und die Behauptung, der Bettelstudent sei zu Geld gekommen, weil er Arndts Börse geraubt hat, war eine Annahme, die Merten uns glauben lassen wollte. Und wir haben den zeitlichen Ablauf nicht bedacht. Als Caspar im ›Adler‹ war, hielt Arndt sich im Hurenhaus auf, höchst lebendig, wie uns Wynfridas Dirne bestätigte. Er hat die ›Eselin‹ erst in den Morgenstunden verlassen und wurde dann erstochen.«
    » Damned! «
    »Wir haben einen Fehler gemacht«, sagte auch Robert. »Verdammt. Wir hätten darauf kommen müssen.«
    »Selbst dann hätten wir Merten nicht als Arndts Mörder erkannt, denn wir wussten ja nicht, dass er von der Rückkehr seines Vaters Kenntnis hatte. Das haben wir jetzt erst herausgefunden.«
    »Und es hilft auch nichts«, sagte Lauryn bedächtig. »Frau Alyss müssen wir als Erstes finden.«
    »Ja, Maid Lauryn, da habt Ihr recht.«
    »Ich habe die Bücher im Kontor durchgesehen, Master John. Und ich habe mir alle diejenigen notiert, denen Merten Wein geliefert hat. Hier ist die Liste.«
    Sie legte eine Wachstafel auf den Tisch, und John beugte sich über sie. Dann gab er sie Marian und Robert weiter, denen Frieder über die Schulter schaute.
    »Den Jens Husmann kennen wir, das ist ein achtbarer Mann, drüben in Merheim«, sagte Frieder.
    »Der von Gyr ist ein seniler Trottel, und der Johann TenBergen ein zünftiger Tuchhändler. Beide würde ich nicht verdächtigen«, meinte Robert. »Aber der da«, er tippte mit dem Finger auf die Tafel.
    »Ja, der Name tauchte schon mal auf – einer von Mertens Freunden.«
    »Edgar von Isenburg. Heute noch erwähnte Simon der Schmied ihn, dass er gelegentlich mit Merten und vamme Thurme im ›Adler‹ seine Schoppen getrunken hat.«
    John sah Marian fragend an.
    »Wer ist der Mann?«
    »Ich habe noch nie von ihm gehört. Wir werden Magister Jakob fragen. Oder meinen Vater. Isenburg – es gibt einen Rittersitz drüben auf der Mülheimer Seite.«
    »Frag du deinen Vater, Marian, ich werde den Magister besuchen.«
    Es wanderte die Mittagssonne über die Giebel der Stadt, der Schlamm auf den Straßen trocknete zu harten Krusten, und die Fenster und Türen der schmalbrüstigen Häuser standen wieder offen. Korbflechterinnen und Besenbinder hatten ihre Waren auf den Stufen ausgestellt und saßen auf ihren Hockern daneben, an einer Straßenecke entstand ein neues Haus, Maurer karrten Steine herbei, Mörtelmacher rührten in ihren Trögen, es wurde gesägt und gehämmert.
    John eilte vorbei, ohne ihnen auch nur einen Blick zu schenken. Noch immer war er aufgewühlt von dem, was Maid Lore und Mistress Catrin erfahren hatten. Merten war ihm nie sonderlich angenehm gewesen, aber er hatte ihn für einen eitlen Gimpel gehalten, der sich durchs Leben schmarotzte. Dass er den Sohn seiner Mistress ertränkt hatte, war eine Tat von solcher Boshaftigkeit, die zu fassen er kaum in der Lage war. Arndt van Doorne zu erstechen – dazu hatte er gelegentlich selbst Lust gehabt, der Mann war ein dummer, gefährlicher Verbrecher. Caspar war vor ihren Augen umgebracht worden – nach einem von Merten provozierten Streit. Mit Absicht vermutlich, um den Mord an Arndt zu vertuschen. Zumindest der Grund war ersichtlich. Aber ein dreijähriges Kind zu ertränken …
    Das Warum würden sie später klären. Jetzt galt es, den von Isenburg ausfindig zu machen.
    Ein herbes Weib öffnete auf sein Pochen die Tür zu dem Haus hinter dem Alter Markt, das der

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