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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ich ihr erzählt, was damals wirklich passiert ist. Und darum ist sie nach Köln.«
    Lore hatte das Gefühl, dass ihr Hals immer enger wurde. Was Hanna ihr eben erzählt hatte, war so schrecklich. Mit Mühe würgte sie heraus: »Um was zu tun?«
    »Den Mann, der den Jungen ersäuft hat, um Geld zu bitten. Für die Fibel, verstehst du?«
    Lore verstand. Weit besser, als Hanne wissen konnte.
    »Hat sie dir gesagt, wie sie den Mann finden wollte?«
    »Ja, der war oft in dem Haus der Frau. Da hat sie ihn kennengelernt. Er war der Stiefsohn des Hausherrn.«
    Lore zwang sich, das Bild von dem kleinen Jungen im Wasser wegzuschieben. Sie musste mehr wissen. Mühsam formte sie ihre nächste Frage: »Ist die Luitgard ganz alleine zu ihm gegangen?«
    Sie schob das Krabbelkind, das ihr auf den Kittel sabberte, mit dem Fuß zur Seite. Hanna nahm es hoch und setzte es sich auf ein Bein. Gesund sah das Kleine nicht aus, die Augen waren verschorft, und der Grind klebte in seinen Haaren. Mager war es auch, und jetzt lutschte es stumm am Daumen.
    »Die Schwägerin ist mitgegangen, die hat eine Base bei den Nonnen. Aber mehr weiß ich nicht. Nur, dass der Herr nach zwei Tagen auch nach Köln ist und dann zwei Tage später mit der toten Frau zurückkam. Er hat nicht viel gesagt, der Herr. Jetzt arbeitet er von früh bis spät, und ich hab die Blagen am Hals und denk, ich hätte besser den Mund gehalten.«
    »Ist manchmal besser, wenn man nix weiß. Aber die Luitgard hätte ja auch nicht nach Köln gehen müssen. Nur wegen der Fibel. Ostern wär auch ohne die gekommen und gegangen.«
    »Ja, stimmt auch. Sie wollte unbedingt ein neues Kleid. Und das ging nicht. Und dann aber wenigstens die Fibel, weil da so Glitzersteine drauf waren. Nun ist sie wegen ihrer Eitelkeit ersoffen.«
    Lore nickte und erlaubte sich einen langen Blick über die kahlen Weinstöcke. Einige schienen den Brand überlebt zu haben, erst weiter hinten im Feld waren die jungen Pflanzen zu sehen. Aber das Bild des kleinen Jungen, der unter Wasser gedrückt wurde, wollte nicht weichen.
    Die Tür neben ihnen knarrte, und die wohledle Frau trat, gefolgt von dem Winzer, aus dem Haus. Der verbeugte sich mehrmals und stammelte einen Dank.
    »Lore, spann die Jennet wieder an. Wir wollen vor der Dämmerung zurück sein.«
    Stumm machten sich Lore und das Messveech an die Arbeit.
    Sie zockelten schweigsam an den Feldern vorbei auf die Stadtmauer zu. Catrin war in ihre Gedanken versunken. Franz der Winzer war gesprächig gewesen, als sie ihm die Fibel überreicht hatte. Ein schlichtes Schmuckstück, aber hübsch gearbeitet und sicher der Stolz der Familie. Die Rheinkiesel glitzerten, das Silber hatte sie gründlich geputzt, nachdem Robert ihr die Fibel zu Ostern geschenkt hatte. Es hatte sie gefreut, aber die Geschichte, die mit diesem Kleinod verbunden war, hatte sie schmerzlich berührt. Einmal hatte sie die Fibel angesteckt, dann aber in ein Kästchen gelegt. Sie hatte Luitgard damals kennengelernt, als die die Ammenstelle bei Alyss angenommen hatte, und sie hatte das Unglück miterlebt, eine abgrundtiefe Trauer über den Verlust des lebhaften Bürschchens mit ihrer Ziehschwester geteilt und verstanden, dass diese Luitgard nicht eben freundlich des Hauses verwiesen hatte.
    Ihren weiteren Weg hatte auch sie nicht verfolgt, aber überrascht hatte es sie nicht, dass Luitgard einen Mann gefunden hatte, der ihr ein einigermaßen anständiges Leben geboten hatte. Franz war kein Mensch, der seine Gefühle offen zur Schau stellte, doch als sie ihm das Familienerbstück zurückgegeben hatte, hatten Tränen in seinen Augen gestanden.
    Und er war bereit, über sein verstorbenes Weib, die Mutter seiner drei Kinder, zu sprechen.
    Luitgard war arbeitsam, aber oft zänkisch und sehr auf ihren Putz bedacht. Dass ein Teil des Weingartens abgebrannt war, hatte sie zwar zur Kenntnis genommen, nicht aber die Folgen daraus bedacht. Weshalb sie mit seiner Schwester nach Köln gewandert war, um ihre ehemalige Arbeitgeberin, die Weinhändlerin Alyss vom Spiegel, um Hilfe zu bitten. Er hatte sich nicht viel davon versprochen, aber sie war sehr beredt gewesen, und seine Schwester hatte sie unterstützt. Frau Alyss war das Weib eines reichen Händlers, ihr würde es nichts ausmachen, ihnen das Geld für die Fibel vorzustrecken, hatten beide Frauen argumentiert. Und bei der Base, die in Machabäern den Schleier genommen hatte, würden sie sicher im Gästehaus des Klosters unterkommen. Zwei Nächte wollten

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