Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)
Armes junges Weib. Arme junge Mutter.« Und dann hob er seinen Kopf schließlich und sagte: »Ich habe ein Messer.«
»Ich auch, Magister Jakob. Und ich versichere Euch, es wird sein Ziel finden.«
»Welches werden Eure nächsten Schritte sein?«
»Erkundungen. Ich werde mich diesem Edgar an die Fersen heften, und wenn ich seiner habhaft werde, wird er Lieder singen.«
»Gebt mir Bescheid, Master John, wenn er in Eure Hände gefallen ist. Ich bin geübt in der Kunst der Befragung. Und ich bin ein Notarius mit einem Siegel. Diesmal wird kein falscher Zeuge ihn vor Strafe schützen.«
»Ich werde daran denken.«
»Und nun sucht das Haus derer vom Spiegel auf. Die von Isenburg sind dem Herrn möglicherweise bekannt, der Vater jenes Edgar war mit einer Blitza vom Spiegel vermählt. Sie starb bei der Geburt ihres Kindes, sagen die Annalen.«
»Ein weiterer Hinweis, danke. Und nun gehabt Euch wohl, Magister Jakob.«
»Wohl, Master John, wird mir lange Zeit nicht mehr sein. Gott, dieses arme Kind.«
Es wurde auch nicht leichter, dass andere mit ihm fühlten, und der schwerste Gang stand ihm nun noch bevor. Aber möglicherweise hatte Marian seinen Eltern die niederschmetternde Nachricht schon überbracht.
Man bat ihn in die Bibliothek, und hier war die Botschaft bereits eingetroffen. Marian stand neben seinem Vater und hatte die Hand auf dessen Schulter gedrückt. Um Lady Almut hatte Catrin ihre Arme geschlungen. Sie hatten beide vom Weinen gerötete Augen, in denen von Lord Ivo indes brannte eine schwarze Flamme. Erschreckend war sein Gesicht, und The Lord of Vengeance erhob seine Stimme.
»Bringt ihn mir her, Falkner. Lebend.«
»Versprechen kann ich das nicht, My Lord.«
»Lebend.«
John neigte zustimmend den Kopf.
»Doch zuvor muss ich fragen, ob Euch die von Isenburg bekannt sind.«
»Mein Vater kannte den Godefrid, Vater des jetzigen Ritters von Isenburg. Eine Schwestertochter heiratete ihn, verstarb aber bereits nach einem Jahr. Es geschah in der Zeit, in der ich im Kloster weilte.«
»Ich habe im vergangenen Jahr eine Duretta von Isenburg kennengelernt«, murmelte Lady Almut. Dann räusperte sie sich und sprach lauter. »Die Hochzeit von Gerlis mit Peter van Auel in Lohmar – da war diese Duretta eingeladen. Eine Schwester oder Base des Burgherrn, ich habe es nicht behalten. Sie war mir widerlich. Ein kaltes, aufgeputztes Weib mit süßlicher Stimme und bösen Augen.«
»Wo finden wir den Sitz der Isenburger?«
»Hinter Mülheim, vor Dellbrück.«
»Constantin vamme Thurme!«, entfuhr es John. »Er hat uns etwas verschwiegen.«
»Er wird reden«, sagte Marian. »Lass uns planen, John. Und Hilfe suchen, wenn nötig.«
»Was immer Ihr braucht, Falkner, bedient Euch meiner Schatulle. Bringt mir meine Tochter her. Lebend und unversehrt.«
»Ich verspreche es Euch, My Lord. Und Euch, My Lady.«
Diese stand auf und trat dicht vor ihn. Dann tat sie etwas völlig Unerwartetes. Sie legte ihm die Arme um den Hals und drückte ihren Kopf an seine Schulter. Fest umarmte er sie und ließ das bebende Schluchzen sein Wams durchfeuchten.
Sie war eine Lady von hoher Ehre, ein Weib von großer Würde und unendlicher Herzlichkeit. Er liebte sie mehr als seine eigene Mutter, die immer kühl und zurückhaltend gewesen war. Er hatte Lady Almut fluchen hören, sie kichern gesehen, ihres Mannes Donnerwetter trotzen und mit schlammigen Füßen im Weingarten wühlen gesehen. Sie weinte um ihre Tochter und um ihren Enkel, und sie vertraute ihm.
Er hoffte, nicht nur für sich selbst, dass er Mistress Alyss wirklich unversehrt zu ihr zurückbringen konnte.
27. Kapitel
G islindis hatte das Haus derer vom Spiegel am Morgen verlassen. Die Prellungen und Kratzer, die der bösartige Angriff der Fischweiber hinterlassen hatte, schmerzten sie zwar noch immer, aber es war nicht ihre Art, sich jammernd im Bett zu verkriechen. Mats brauchte sie, wenn auch nicht unbedingt auf dem Markt, so doch im Haus. Es war gütig von Frau Almut gewesen, ihr zwei Tage Ruhe zu gönnen, und noch nie in ihrem Leben war sie derart verwöhnt worden. Köstlichkeiten hatte man ihr ans Bett gebracht, ein Schaff heißes Wasser hatte man ihr zum Baden vor dem Kamin hingestellt, eine Magd mit kundigen Händen hatte ihr die Haare gewaschen und ihr in eine saubere, ganz neue Cotte aus weißem Leinen geholfen.
Ja, und Marian …
Marian war, wann immer er Zeit gefunden hatte, zu ihr in die Kammer gekommen und hatte ihr berichtet, welche Fortschritte sie
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