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Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied des Falken: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sich über den Tisch.
    Alyss erhob sich und trat zum Fenster.
    Es schüttelte sie.
    Eine der Mägde besah sich die Bescherung und trat dem Herrn Job von Vollbach, der besinnungslos vom Stuhl gefallen war, mit der Schuhspitze in die Seite. Ein mitfühlender Blick traf Alyss.
    »Ich hole die Herrin.«
    Duretta betrat kurz darauf den Raum, und erstmals nahm Alyss an ihr einen Ausdruck des Widerwillens wahr. Aber nur sehr kurz, dann begann sie die Mägde zu beschimpfen, die dem wohledlen Herrn offensichtlich verdorbenes Essen vorgesetzt hatten. Dann führte sie Alyss wieder in ihre Kemenate, die ihr diesmal wie ein erwünschter Zufluchtsort erschien.
    »Ach wie schlimm, wie schlimm. Hat er dir wenigstens seinen Antrag unterbreitet, Liebschen?«
    Kurz bevor Alyss ein »kann dieser Abschaum überhaupt sprechen?« über die Lippen kam, verschloss sie sie fest, griff nach dem Rosenkranz und ließ ihn durch ihre Finger gleiten.
    »Liebschen, ich habe dich etwas gefragt!«
    »Richtet meinen Eltern aus, dass ich ins Kloster gehen werde. Mein Herr Vater wird das begrüßen«, flüsterte sie mit versagender Stimme.
    »Ja, wenn du meinst. Aber bedenke, er wünscht, dass seine Familie Bestand hat. Und der Herr Job wird dir prächtige Kinder schenken. Er hat schon vier Bastarde gezeugt, alles kräftige und gesunde Kinder.«
    Die im Schweinekoben aufwachsen und sich im Misthaufen suhlen.
    Laut sagte Alyss: »Das Kloster, Duretta. Ich bitte Euch. Das Kloster.«
    »Man wird sehen. Dein Vater bestimmt, welchen Weg du zu gehen hast.«
    Kalt und herzlos klangen die Worte, das süße Gesäusel war verklungen. Duretta half ihr auch nicht aus dem Gewand, und die nächsten Stunden verbrachte Alyss allein, ohne Speis und Trank auf ihrem Lager und versuchte herauszufinden, was der Sinn dieser Scharade gewesen war.
    War Duretta wirklich so dumm zu glauben, dass, wenn man ihr einen völlig unpassenden Anwärter auf ihre Hand vorsetzte, sie bereitwillig einen anderen zu ehelichen bereit war?
    Sie würde das Spiel mit dem Kloster weitertreiben und sehen, wie ihre Entführer darauf reagierten.
    Irgendwann schlief sie ein, und in ihrem Traum kreiste ein weißer Gerfalke über dem Turm, in dem sie gefangen saß. Und als sie aufwachte, bedauerte sie, dass der Traum zu Ende war, denn der Falke hatte sich in den Mann verwandelt, nach dem sie sich sehnte, und hatte ihr süße Küsse geschenkt.

29. Kapitel
    J ohn erwachte von einem mörderischen Kreischen, das direkt unter ihm ausgestoßen wurde, und kam mit einem Satz auf die Füße. Er stieß den Fensterladen auf und bekam eben mit, wie sich Jerkin gegen den wütenden Herold zur Wehr setzte.
    Wieso befand sich der Falke auf dem Hühnerhof?
    John warf sich das Hemd über, packte seinen Dolch und raste die Treppe nach unten.
    Das Schauspiel artete zu einem Schlachten aus. Jerkin hackte nach dem Hahn, Gog schnappte nach dem Falken, Benefiz tanzte kläffend um das Gebalge herum, und Malefiz biss eben einem Küken den Hals durch. Auf dem Boden lag Lucien und hielt sich den Bauch vor Lachen.
    Er hielt auch eine Schnur in der Hand, mit der er dem Falken die Flügel gefesselt hatte, sodass der nicht fliehen konnte.
    Mit einem Satz sprang John auf den Jungen zu, trat ihm heftig in den Bauch und schnitt die Schnur durch. Jerkin erkannte seine Freiheit und hüpfte ein Stück von dem angriffslustigen Herold weg. Der setzte ihm nach. Wieder flogen Federn. Blut floss. John warf den Dolch, und der Hahn fiel in den Staub. Dann näherte er sich vorsichtig dem Falken, der hektisch um sich blickte. Frieder, ebenfalls nur im Hemd, kam von der anderen Seite.
    »Decke!«
    Frieder machte kehrt, kam sogleich mit Jennets Decke und warf sie über den Vogel. Der beruhigte sich im Dunkeln allmählich, und John drehte sich zu Lucien um. Der Junge saß auf dem Boden und hielt sich den Bauch, den der heftige Tritt getroffen hatte. Mit beiden Fäusten packte John ihn am Wams und zog ihn auf die Füße. Dann holte er aus und verpasste Lucien eine schallende Ohrfeige.
    »Rein mit dir!«
    Er schubste den stammelnden Jungen die Stiege nach oben, öffnete die kleine Kammer unter dem Dach, wo die Körbe mit Schmutzwäsche auf die Wäscherinnen warteten, und stieß ihn hinein.
    »Hier bleibst du, bis wir uns eine passende Strafe überlegt haben, rascal .«
    »A… aber …«
    »Ein Gerfalke wird mit Gold aufgewogen. Ein Hahn wie Herold mit Silber. Überdenk deine Tat, young idiot .«
    John knallte die Tür zu und schob den Riegel vor.

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