Das Lied des Kolibris
Prozedur nicht über dich ergehen lassen müssen. Deshalb werde ich dich morgen dem Sohn unseres Senhors zuführen. Wenn er seinen Samen in dich verströmt und du seinen Sohn gebierst, dann wirst du in der Senzala mehr Macht besitzen als andere Frauen. Und die Aufseher und Vorarbeiter werden ihre Finger von dir lassen müssen.«
Ich war nicht angetan von der Vorstellung, irgendeinem Weißen zu Willen zu sein. Aber so, wie Samba es mir erklärte, schien es mir noch die am wenigsten widerwärtige Qual zu sein. Außerdem, so Samba, habe man mich als Amme gekauft und sei nun enttäuscht, dass meine Brüste keine Milch mehr hatten. Wenn ich schnell schwanger würde, könnte ich bald als Amme eingesetzt werden, und das sei eine wesentlich angenehmere Arbeit als die auf den Feldern.
»Der Junior ist gar nicht mal so übel. Und er mag Frauen wie dich, die direkt aus Afrika kommen und in seinen Augen noch wild sind«, versuchte sie mich aufzumuntern.
»Aber ich bin die Frau von Uanhenga! Wenn ich die Kinder eines anderen Mannes gebäre, wird große Schande auf mich und meine Familie fallen!«
»Uanhenga gibt es nicht mehr. Deine Kinder, dein Dorf, deine Ahnen – all das existiert hier nicht mehr. Je eher du dich mit deinem neuen Leben als Imaculada abfindest, desto weniger schmerzvoll wird es für dich sein.«
»Nein!«, sträubte ich mich. Ich hatte Samba für eine Frau mit mehr Charakter gehalten. Dass sie sich auf die Machenschaften der Verbrecher einließ, enttäuschte mich sehr.
Aber ich hatte keine Wahl. Schon tags darauf schleppte Samba mich an den Hintereingang der Casa Grande, wo ein dicklicher Weißer uns erwartete.
»Hier ist sie, Sinhô Sebastião. Genau wie Ihr sie mögt, nicht wahr?«
Der dicke Jüngling glotzte mich an, als habe er noch nie eine Frau gesehen. Dann kniff er mich in eine Hinterbacke und grunzte: »Hm, festes, schwarzes Fleisch, frisch aus dem Busch.« Er lachte gackernd über seine Feststellung. Dann scheuchte er Samba fort, nahm mich grob am Arm und schleppte mich in einen Schuppen, in dem das Gerät für den Obstgarten der Casa Grande aufbewahrt wurde. Dort schob er ohne viel Federlesens meinen Kittel nach oben, drehte mich mit seinen dicken Patschhänden zur Wand hin und machte sich von hinten an mir zu schaffen. Während er noch an seiner Hose herumnestelte, fielen mir mindestens drei Möglichkeiten ein, mich aus dieser Lage zu befreien. Mit diesem verweichlichten Burschen konnte ich es allemal aufnehmen. Allerdings hatte ich durchaus begriffen, dass mir eine schwere Strafe drohte, wenn ich mich dem Kerl widersetzte. Ich beschloss, es über mich ergehen zu lassen. Dennoch presste ich instinktiv die Beine zusammen und hoffte, dass er angesichts meines Unwillens die Lust verlöre. Aber das Gegenteil war der Fall. Ich spürte sein hartes Glied an meinen Pobacken, und ich zuckte zusammen, als er sich mit den Fingern gewaltsam Einlass zu meiner geheimsten Stelle verschaffte. Der Mann roch ekelhaft, und sein Glied verströmte einen fischigen Gestank. Ich musste würgen und mich sehr zusammenreißen, um mich nicht zu erbrechen und dadurch mein eigenes Todesurteil zu fällen.
Es dauerte eine Weile, bis er eingedrungen war, denn ich war alles andere als bereit für ihn. Der Vorgang war ein wenig schmerzhaft, doch als sein Geschlecht einmal in mir war, spürte ich nicht mehr viel davon. Es war lächerlich klein. Der Kerl schien sich von meiner Abneigung gegen ihn nicht stören zu lassen, denn schon kurze Zeit später stöhnte er und ergoss sich in mich. Dann zog er seine Hose wieder hoch und verließ den Schuppen.
Ich rannte zu dem Waschtrog, hob meinen Kittel und setzte mich breitbeinig hinein, um den Samen meines Peinigers fortzuschwemmen. Die Vorstellung, die Brut dieses Mannes auszutragen, erfüllte mich mit Ekel.
»Bist du verrückt geworden?«, vernahm ich da die aufgebrachte Stimme Sambas. »Du musst schnell schwanger werden, erst dann lässt er von dir ab. Also komm sofort da heraus!«
Ich gehorchte.
»Und dann bringe ich dich zu den anderen aufs Feld«, fuhr sie fort.
Ich nickte.
»Der Vorarbeiter wird ab sofort die Finger von dir lassen, denn du bist für den Sinhô Sebastião reserviert.«
Immerhin etwas, dachte ich. Der Vorarbeiter war ja noch widerlicher als der junge Dicke.
»Wie viele Frauen hat der Häuptlingssohn?«, wollte ich von Samba wissen.
»Eine natürlich. So ist das bei den Weißen hier. Sie dürfen nur eine Frau haben. Aber da wir Schwarzen ihnen gehören,
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