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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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Das also passiert, wenn ich weitergehe, ohne dass ich in meiner Suche erfolgreich war. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, als wollte ich ihn herausfordern, aber das Ausmaß seines Lächelns beunruhigt mich, und schließlich trete ich zurück. Es ist schließlich Prosperos Palast. Er stellt die Regeln auf.
    Aprils Mutter beobachtet mich. Sie hebt ihren Kelch wie zum spöttischen Toast. Er ist silbern, genauso wie derjenige, den der Prinz benutzt hat, um mich zu vergiften. Was weiß sie? Als Aprils Mutter ihren Kelch auf den Tisch stellt, sehe ich, dass ein purpurnes Band um den schweren Fuß von einem der anderen Kelche gebunden ist, und ich stürze darauf zu.
    Henrys Spielzeug-Luftschiff ist darin.
    Ich lasse es in meine Hand fallen. Soll es mir sagen, dass Henry in Gefahr ist und der Prinz irgendwie nicht nur das kostbare Spielzeug, sondern auch das Kind gefunden hat? Ich weigere mich, der plötzlich lähmenden Angst nachzugeben. Henry und Elise sind in Sicherheit. Will ist derjenige, um den ich mir Sorgen machen muss. Als ich das Spielzeug in den Beutel stecke, verschmilzt Aprils Mutter mit der Menge. Und der Glockenschlag der Uhr erklingt wieder, klar, laut und tief.
    Kündigt sie die Stunden an oder meinen Fortschritt? Es kommt mir nicht so vor, als wäre bereits eine Stunde vergangen.
    Ich straffe meine Schultern und gehe weiter, ignoriere die zu Dutzenden offenen Türen. Stattdessen gehe ich zurück zu der Wand, die mit den purpurnen Seidenvorhängen bedeckt ist. Ich schiebe den ersten beiseite und finde nichts als nackten Stein, aber der zweite gibt einen schmalen Gang frei. Er führt zu einem Raum, der komplett grün ist, angefangen von den Wandbehängen bis zur Dekoration der Tische.
    Eine Frau stellt sich mir in den Weg und sagt: »In deinem Alter solltest du verheiratet sein.« Als ich ihr ausweiche, lande ich auf der Tanzfläche, pralle beinahe mit einem Pärchen zusammen, das zu den Feiernden gehört. Ich stolpere aus dem Weg, und als ich aufschaue, sehe ich eine Gestalt von der anderen Seite des Raumes näher kommen. Er sieht in seinem dunklen Anzug und der Weste nicht anders aus als die anderen Feiernden. Aber die schwarze Maske betont seine blonden Haare.
    Als ich das erste Mal an diesem schrecklichen Ort war, hat Prinz Prospero gesagt, dass ich auf einem Maskenball nicht einmal seinen Neffen erkennen würde.
    Aber ich kenne Elliott. Er ist ganz unterschwellige Anmut und elegante Bedrohung.
    Elliott ist neben mir. Er kann mir durch dieses Labyrinth helfen. Er kann mir helfen, Prospero zu finden und zu töten.
    Auf dem grün gefliesten Boden wimmelt es von Tänzern.
    Aber irgendwo beobachtet mich jemand, verzeichnet mein Vorankommen, während ich es Elliott gestatte, mich in die Arme zu nehmen, und seine eine Hand dann an meine Schulter wandert und die andere an meine Taille. Ich weiß, dass dieses Treffen unter Prosperos Bedingungen stattfindet, ob Elliott das begreift oder nicht. Dass ich mich nicht der Erleichterung darüber hingeben kann, nicht allein zu sein. Selbst wenn ich in Elliotts Armen bin, heißt es immer noch: ich gegen Prospero.
    Wir schweben über die Tanzfläche, ohne etwas zu sagen.
    Schließlich sagt er: »Wenn du Will siehst, sag ihm, dass ich den Gehstock zurückhaben möchte. Er hat einmal dem Bürgermeister der Stadt gehört, und als solcher war er für mich lange Zeit sehr kostbar. Ich dachte, er wäre alles, was ich noch von meinem Vater übrig–«
    »Prospero hat Will und meine Mutter«, schneide ich ihm das Wort ab. Sein stichelnder Ton gefällt mir gar nicht.
    »Wo ist April?«
    Ich hasse es, es ihm auf diese Weise sagen zu müssen, inmitten all dieser vielen Leute. Ich strecke meine Hand aus, lege sie auf seinen gut geschnittenen Mantel. Und dies ist der Moment, in dem ich sehe, dass eine schmale grüne Schleife rechts über der Westentasche befestigt ist. Irgendwie hat Prospero Elliott mit hineingezogen und ihn zum Teil des Spiels gemacht. Hoffentlich weiß er nichts davon. Zumindest muss ich jetzt nicht mehr in diesem Raum suchen. Was ich brauche, ist direkt vor mir. Aber zuerst muss ich ihm von seiner Schwester erzählen.
    »Elliott, April ist tot.«
    Er verpasst einen Tanzschritt. Und dann noch einen. Ein anderes Tanzpaar stößt gegen uns, ziemlich heftig, und ich werde aus Elliotts Armen gestoßen. Er steht benommen da, schuldbewusst und viel zu jung für das Maß an Verantwortung, das er übernommen hat.
    Das Paar, das in uns hineingekracht ist, findet seinen

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