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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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haben?
    Auf der anderen Seite des Raumes befindet sich zwischen zwei Fackeln ein tiefer Schatten. Da hier fast überall freie Fläche ist, sind diese Schatten die einzigen Stellen, an denen Prospero etwas verborgen haben könnte. Ich zwinge mich, mich zu bewegen, folge dem Licht der Fackeln.
    Aber der Schatten ist nur eine nackte, raue Mauer.
    Ich taste mich an den Wänden entlang; kleine Stücke von blauer Farbe blättern unter meinen Fingern ab. Es ist dunkel in diesem Raum. Wie soll ich etwas finden …?
    Die Mauer ist zu Ende. Als ich um die Ecke biege, komme ich in einen Alkoven, in dem zierliche Füße direkt vor meinen Augen baumeln.
    Die Dienerinnen, die mir die Haare gemacht und mir ihre Hilfe angeboten haben, schaukeln schlaff an Galgen. Ich schlucke mühsam. Sie können noch nicht lange tot sein. Vielleicht so lange wie April.
    Ich wirbele herum. Der Prinz beobachtet mich sicher, ergötzt sich an dem Schrecken, den er zusammengebraut hat. Daran, mir zeigen zu können, dass er von meinem Plan, April und Will zu befreien, erfahren hat. April kann er nichts mehr tun, aber was mag er mit Will gemacht haben?
    Ich suche den Saal nach irgendeinem Hinweis darauf ab, dass er zusieht, aber ich sehe um mich herum nur spärlich bekleidete Tänzer, von denen sich einige gemeinsam auf einem erhöhten Podest winden, während andere über die Tanzfläche wirbeln.
    Ich zwinge mich, einen Blick zurückzuwerfen. Ich habe diese Mädchen getötet. Ich habe sie um Hilfe gebeten, und irgendwie hat er es herausgefunden. Die Kleine ist in der Mitte, ihre praktischen Stiefel hängen etwas höher als die übrigen. Ich mache zwei Schritt auf sie zu. Dann noch einen. Ein dunkelblaues Band ist an ihrem Knöchel befestigt. Etwas hängt daran. Zwei weitere Schritte, und ich erkenne es. Elliotts silberne Spritze.
    Etwas, das eine besondere Bedeutung für mich hat.
    Mutter hat Prospero nichts davon erzählt. Sie weiß es gar nicht.
    Aber es besteht kein Zweifel daran, dass es für mich gedacht ist.
    Um sie mir nehmen zu können, muss ich dieses arme tote Mädchen berühren. Ich mache mich bereit und stelle mich auf die Zehenspitzen, strecke die Hand aus, taste, beschämt darüber, dass ich mich von Prospero zu diesem entsetzlichen Spiel zwingen lasse.
    Die Spritze fühlt sich kühl in meiner Hand an. Ich starre sie an und begreife, dass ich sie nie zuvor angefasst habe. Elliott hat sie immer in der Hand gehabt, wenn er das Vergessen in meine Venen gespritzt hat.
    Die Musik hört auf.
    So schrecklich die stampfenden Trommeln auch waren – in der plötzlichen Stille das leise Rascheln der Petticoats der toten Mädchen zu hören, ist schlimmer.
    Ich ziehe mich aus dem Alkoven zurück und schiebe die Spritze in den Beutel.
    Irgendwo tief im Schloss schlägt eine Uhr. Die Tänzer blinzeln. Jemand prallt gegen mich, und einer der Saphire an meiner Halskette ritzt in die Haut über der Kehle. Heiße Blutstropfen fallen auf mein Kleid, aber statt von dem schweren Satin aufgesogen zu werden, rollen sie weiter und verschwinden auf dem Boden.
    Die Uhr schlägt sieben Mal.
    Dann hämmern die Trommeln weiter, und der treibende, archaische Rhythmus setzt wieder ein.
    Ich mustere die Position der Fackeln. Ein weiterer Satz, von hier aus kaum sichtbar, befindet sich am anderen Ende des Raumes und erzeugt den gleichen Eindruck wie der, unter dem ich stehe. Die Fackeln sind so in Abständen aufgestellt, dass sie die Illusion erzeugen, etwas würde sich zwischen ihnen befinden.
    Also ist die richtige Tür vielleicht gar nicht gekennzeichnet. Ich sehe dorthin, wo die Schatten am dunkelsten sind, und nachdem ich mich in einem fast vollständigen Kreis herumgedreht und mit den Händen über das Dunkelblau der Mauern getastet habe, sehe ich endlich die Tür und trete in den nächsten Raum.
    Dieser wird von glühenden Gaslichtbirnen in einem riesigen Lüster erhellt, der tief über den Köpfen der Tänzer hängt. Der Boden besteht aus kühlen, eleganten Mosaikfliesen. Die Mauern sind purpurn, haben eine goldene Borte und sind mit antiken Porträts geschmückt. Feine Ladys und Gentlemen mit großen Perücken posieren mit unnatürlich dünnen Hunden. Einige zeigen Gentlemen auf Pferden. In den Ecken des Raumes nippen Damen Tee aus Porzellantassen. Einige haben ihre Beine entblößt, andere tragen bodenlange Röcke, wie es vor der Seuche der Fall war.
    Hier sind die Türen nicht versteckt. Vielmehr gibt es viel zu viele. Dutzende von weißen Säulen säumen die

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