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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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ein Mann, hält mich – nur einen Moment lang – fest. Es genügt, damit der Prinz verschwinden kann.
    Und mich zwingt, das Spiel weiterzuspielen.
    Ich finde am hinteren Ende des Raumes eine Tür, die zu zwei Treppen führt. Die eine führt nach oben, die andere nach unten. Welche soll ich nehmen? Am Ende werden sie mich sicher alle dahin zurückführen, wo Prospero möchte, dass ich hingehe.
    Ich halte den schwarzen Beutel mit dem Messer dicht an mich gedrückt und gehe nach oben und durch einen Torbogen in einen Raum, der meine Augen schmerzen lässt. Alles leuchet orangefarben.
    Schlangenmenschen vollführen Tricks auf einer hell erleuchteten Bühne, und Bedienstete in orangefarbener Kleidung gehen mit Drinks umher.
    Gäste küssen sich in den Ecken, auf niedrigen Diwanen und auf der Tanzfläche. Mein Gesicht brennt, als ich mir meinen Weg zwischen ihnen hindurch bahne. Ein Diener reicht mir ein gekühltes Getränk, aber statt es zu trinken, halte ich mir das kühle Glas an die Stirn. In diesem Raum ist es sehr heiß.
    Dutzende von glänzenden Gegenständen hängen an beinahe transparenten Fäden von der Decke, sodass es so aussieht, als würden sie schweben. Ein Brillant fängt das Licht ein und blitzt. Ich kann Elliotts Ring nicht entkommen. Sooft ich ihn auch eingetauscht oder weggegeben habe, kehrt er doch immer wieder zu mir zurück. Diesmal mit einem Finger darin. Er hängt schimmernd von der Decke. Das Nagelbett des abgetrennten Fingers ist mit getrocknetem Blut bedeckt. Ich versuche, mir nicht vorzustellen, wie es dazu gekommen ist oder wem der Finger gehört hat.
    Ich ziehe den Ring vom Finger und lasse ihn in meinen schwarzen Beutel fallen. Noch bevor der Gong ertönen kann, stolpere ich aus dem Raum in einen langen Korridor. Niemand hält mich auf oder folgt mir. Meine Schritte hallen von den Wänden wider.
    Nach all der Dekadenz im letzten Raum ist dieser hier ziemlich leer und trübsinnig. Kann es sein, dass ich den Weg verloren habe, dem ich eigentlich hätte folgen sollen? Aber nein, sämtliche Türen des Korridors sind mit Zeichen bekritzelt. Elliotts Symbol mit dem Auge. Die rote Sense. Ich bleibe vor einer Tür stehen, die mit mathematischen Gleichungen versehen ist. Sie erinnert mich an das unablässige Gekritzel meines Vaters und an den robusten, verlässlichen Kent. Ich habe etwas, das mich an Elliott erinnert, an Finn, an Will, und an den Debauchery Club. Könnte das Nächste etwas mit meinem Vater zu tun haben?
    Ich wähle die Tür mit der Gleichung, aber ich habe keine Ahnung, ob es die richtige Entscheidung ist. Der Raum dahinter ist ruhig; hier findet kein verschwenderischer Ball statt.
    Als ich mich umsehe, begreife ich, dass er sich vertraut anfühlt. Er ist fast genauso wie unser Wohnzimmer in den Akkadian Towers. Ich nähere mich auf Zehenspitzen den weißen Vorhängen. Dahinter ist ein Garten, der fast identisch mit unserem ist, abgesehen davon, dass ein verkrüppelter Ahornbaum in der Mitte steht.
    Eine Gestalt in einem schwarzen Gewand lehnt am Stamm. Eine Maske mit roten Tränen bedeckt vollständig ihr Gesicht. Sie hält eine Sense in der Hand.
    Wenn Prospero Reverend Malcontent ergriffen hat, wieso sollte er ihn dann in diesen Garten bringen, statt ihn als Teil seiner scheußlichen Unterhaltung zu benutzen?
    Aber dann rückt die Gestalt die Maske mit einer Hand zurecht, und ich erkenne die Hände. Die gleichen Hände haben mich während der Parade gehalten, haben mich beruhigt, haben mir in vielen endlosen Nächten einen Schlaftrunk gegeben.
    Ich fürchte den Tod wie alle anderen, aber dies ist nur mein Vater.
    Und dann sieht er mich. Er hebt die Hand, als wollte er fragen, was ich hier tue. In seinem dunklen Gewand macht er sich auf den Weg zu der Glastür, die uns trennt. Auf meiner Seite ist sie in einen Alkoven eingelassen, der ziemlich ähnlich wie der Wandschrank im Penthouse A aussieht, durch den Elliott mich geführt hat.
    Die Tür zum Garten öffnet sich.
    »Araby«, sagt er und legt mir eine Hand auf die Schulter.
    »Vater.« Ich schlinge meine Arme um ihn.
    »Nicht zu nah«, sagt er. Trotzdem zieht er mich zu sich heran, drückt mich an seine Brust. »Such deine Mutter und geh von hier weg, so weit du kannst.«
    Ich muss nicht fragen, wieso er hier ist. Angesichts seiner Verkleidung und angesichts all dessen, was der Prinz unserer Familie angetan hat, ist Vater der Rache wegen hier.
    Und er hat sich seine Rache verdient. Aber ich habe meine Sicherheit gegen seine

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