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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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sie, bevor sie sich zur Wand umdreht. Die Unterhaltung ist vorbei. Danach sagen wir nichts mehr zu ihr.
    Henry ist eingeschlafen. Ich lege ihn auf das Feldbett und breite eine Decke über ihm aus, bevor ich nach draußen gehe.
    Der Wind ist stärker geworden, obwohl gnädigerweise keine Wolken am Himmel sind. Ich glaube nicht, dass ich mich jemals an diese Art zu fliegen gewöhnen kann.
    »Und wohin geht es jetzt?«, frage ich und sehe von Elliott zu Kent. Ich halte den Atem an. Ich werde nicht zum Palast des Prinzen gehen. Ich werde mich hier absetzen lassen, wo immer wir auch sind. Aber ich weiß nicht so recht, wie weit ich ganz allein kommen werde.
    »Zurück in die Stadt«, sagt Elliott. Ich warte darauf, dass er mich ansieht, aber stattdessen lässt er den Blick über die Wildnis unter uns schweifen. »Meine Stadt braucht mich. Mein Volk braucht mich.«
    »Tagsüber können wir nicht rein.« Kent lächelt. Er weiß so gut wie ich, dass dies unsere beste Chance ist, April zu retten. Aber dann runzelt er die Stirn. »Sie haben uns abgeschossen, als wir weggeflogen sind, und da war es fast dunkel. Wir müssen das Schiff in einer Nacht reinbringen, in der kein Mond scheint. Und Neumond ist in fünf Nächten, von jetzt an gerechnet.«
    In fünf Nächten? So viel Zeit hat April nicht mehr. »Wir können nicht warten …«, setze ich an.
    »Ich gehe jetzt rein«, erklärt Elliott uns. »Ich bin es leid zu warten. Kent kann mich in der Nähe des Stadtrands absetzen. In fünf Tagen habe ich das Dach des Debauchery Clubs so weit, dass das Schiff sich verbergen lässt.«
    Kent nickt. »Ich kann dich einen halben Tagesmarsch von der Stadt entfernt runterlassen. Du kannst morgen gegen Mittag drin sein.«
    »Wir werden alles bereit haben«, sage ich.
    Elliott und Kent drehen sich beide zu mir um. »Du könntest hier mit uns warten. Mit April«, sagt Kent. »Wir werden wieder in der Stadt sein, ehe du dichs versiehst.« Er mustert Elliott, als würde er auf irgendeinen Hinweis darauf warten, was Elliott von mir erwartet.
    Elliotts Stimme ist nachdenklich. »Es wäre sicherer für mich, wenn ich allein gehe.«
    »Du brauchst mich«, sage ich.
    Er fragt nicht, warum. Oder was meine Anwesenheit meiner Meinung nach bewirken könnte. Elliott wird Vater ohne mich nicht finden, aber ich weiß nicht, wie ich ihn davon überzeugen kann.
    Und das muss ich auch gar nicht, denn er nickt.
    Kent presst die Lippen zusammen, und ich bin sicher, dass es ihm nicht gefällt. Fünf Nächte allein mit Elliott in der Stadt. Die Vorstellung ist … abschreckend. Elliott lächelt mich an. Es ist kein freundliches Lächeln, sondern ein spöttisches, zweideutiges. Ich gehe nicht vor allem deshalb in die Stadt zurück, um ihm Gesellschaft zu leisten, und das muss er erfahren.
    »Wir müssen so schnell wie möglich meinen Vater finden, damit er April helfen kann. Damit er uns allen helfen kann.«
    »Du wirst ihn finden«, sagt Kent. Er zumindest meint das, was er sagt.
    Ich schaue nach draußen, halte mich an der Reling fest. Wir befinden uns nicht mehr über dem Sumpf. Stattdessen gleiten wir über ordentliche rechteckige Äcker. Es gibt Obstwiesen und Felder und Höfe und Silos, in denen Korn gelagert wird. Ich deute darauf, verblüfft darüber, wie ordentlich und hübsch das alles ist.
    Elliott lacht. »Was hast du denn gedacht, wo das Essen herkommt? Es wird nicht in der Stadt angebaut.« Er wendet sich an Kent und spricht weiter. »Nehmt das Gold, alles. Kauft so viele Nahrungsmittel wie nötig. Sie müssen allmählich knapp werden.«
    »Der ansteigende Sumpf bedroht diese Gehöfte genauso«, sagt Kent. »Sie brauchen bessere Möglichkeiten, wie sie das überschüssige Wasser abfließen lassen können.«
    »Immer geht es um Wasser«, sinniert Elliott. Dann wendet er sich an mich. »Wir sollten ihm das Tagebuch geben, für den Fall, dass uns etwas zustößt. Ist das in Ordnung?«
    Er fragt mich bei etwas um Erlaubnis? Unglaublich.
    »Vater würde wollen, dass er es liest«, sage ich. Vater weiß, dass ich es eigentlich nicht verstehen würde, und er hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass er Elliott hasst.
    Kent nimmt es ehrfürchtig entgegen. »Ich werde es genau lesen. Und wir werden darüber reden, wenn wir wieder zusammen sind. Elliott, du musst Dr. Worth finden. Sorge dafür, dass er in Sicherheit ist. Er ist der Schlüssel zu allem.«
    Elliotts leicht versengte Augenbrauen ziehen sich zusammen. Er mag meinen Vater nicht mehr als mein Vater

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