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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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ihn.
    »Wir werden ihn finden und dafür sorgen, dass er am Leben bleibt, aber es wird nicht leicht sein. Nicht wenn so etwas die Runde macht.« Er reicht Kent das Pamphlet, das ich während unserer Flucht aufgegabelt und ins Tagebuch gesteckt habe. »Ist das Wills Werk?«
    Der Wind nimmt zu, und ich wünschte, das Papier würde einfach wegfliegen, aber natürlich hält Kent es gut fest.
    »Nein«, sage ich, ohne es zu wollen. Mehr als alles andere will ich, dass dieses Pamphlet nichts mit Will zu tun hat. Er muss es gedruckt haben, nachdem unsere Freundschaft angefangen hatte. Noch so ein Verrat.
    »Will ist der Einzige in der Stadt, der derart gut ist«, sagt Kent zögernd. Sein Blick wandert zu mir. »Aber Araby, selbst wenn er es gedruckt hat, ist es immer noch ums Überleben gegangen. Er hat die Druckerei des Geldes wegen laufen lassen, um sich und die Kinder zu ernähren.«
    »Vielleicht«, sagt Elliott. »Vielleicht ist er aber auch unter die Fuchtel eines gewissen Reverend Malcontent geraten. Vielleicht hat unser Will eine kleine religiöse Wandlung hinter sich?«
    Unter uns sind Apfelgärten, eine Reihe wunderschöner Bäume neben der anderen. Ich versuche, mich auf die Schönheit dieses Anblicks zu konzentrieren und nicht auf die Tatsache, dass Will seine freie Zeit damit verbracht hat, Pamphlete zu drucken, in denen zum Tod meines Vaters aufgerufen wird.
    Will hat einmal gesagt, dass die Wissenschaft versagt hat. Könnte es sein, dass er für Malcontent gearbeitet hat? Wenn das der Fall war, war es dann überhaupt ein Irrtum, dass er den Gefangenen hat gehen lassen? Es wirkt jetzt noch unheilvoller.
    »Will hat nie für Malcontent gearbeitet«, sagt Kent mit einer Gewissheit, die eindeutig mit ihrer langjährigen Freundschaft zu tun hat. Aber er hat keinen Grund, an Will zu zweifeln. Er deutet auf eine Stelle in der Ferne und wechselt geschickt das Thema. »Ich setzte euch an der Biegung des Flusses da ab. Ihr werdet mit wenig Gepäck reisen wollen.«
    Ich drehe mich um und begebe mich in die Kabine, um mir ein paar Dinge zu holen.
    »Ich habe Will nie getraut«, murmelt Elliott, als er mir in die Hauptkabine folgt. »Und jetzt erst recht nicht.«
    Henry schläft noch in der Kabine, aber Elise ist wach. Sie sitzt dicht bei April, die ihre Haare ordentlich geflochten hat.
    Elliott öffnet eine Truhe in der Ecke und holt eine Ansammlung von Münzen heraus, die er in verschiedene kleine Lederbeutel schüttet. »Für den Fall, dass wir getrennt werden.«
    April sieht von einem zur anderen. »Gehen wir heute Abend in die Stadt zurück?«, fragt sie. Ich hasse es, sie zu verlassen, aber die Wunden breiten sich bei ihr mittlerweile auf eine Weise aus, dass die Leute sofort sehen würden, dass sie die Seuche hat. Sie wäre auf der Straße nicht sicher. Und sie ist nicht stark genug, um sich zu wehren und zu kämpfen.
    »Wir beide. Du nicht«, sagt Elliott. Dann wendet er sich an mich. »Es wird heute Nacht kalt werden. Nimm ein paar Decken mit.«
    Während April mürrisch dreinblickt und ich die Decken hole, hängt Elliott sich einen ziemlich unförmigen Mantel um, in dessen verborgenen Taschen ein paar Messer verschwinden. Dann schnappt er sich eine Reisetasche und sortiert etwas, das wie ein Chemiebaukasten aussieht. Er fügt verschiedene Nadeln und Phiolen hinzu, aber als er meinen Blick auffängt, steckt er sich eine silberne Spritze ein.
    Ich erröte, erinnere mich an all die Male, in denen ich ihn diese Spritze habe benutzen lassen, um mir zu helfen zu vergessen. Er sieht die Röte auf meinen Wangen und lächelt in sich hinein.
    »Ich gehe mit euch.«
    Wir drehen uns beide um. Will steht in der Tür.
    »Nein«, sagt Elliott. Er berührt den Bluterguss über seinem Auge und lässt die Hand dann sinken. »Das tust du nicht.«
    »Bist du dir sicher, dass du Araby beschützen kannst?« Will macht einen Schritt auf Elliott zu, und obwohl er nicht so muskulös und trainiert ist wie Elliott, ist er doch groß und selbstsicher. Die beiden zusammen würden einen potenziellen Angreifer dazu bringen, zweimal nachzudenken, ehe er auf uns losgeht.
    April lehnt sich wieder an die Wand und verfolgt das Gespräch mit großem Interesse.
    »Wer kümmert sich um die Kinder?«, fragt Elliott. »Würdest du sie allein lassen?«
    »Kent. Er hat das schon einmal gemacht.« Wills Stimme klingt eisern.
    »Das ist nicht dein Kampf«, sagt Elliott.
    »Liegt nicht das Schicksal der gesamten Stadt in unseren Händen?«, fragt Will.

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