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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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schreit eine Eule. Elliott dreht sich etwas, sodass wir auf dem Boden liegen. Einen kurzen Moment lang kann ich nur daran denken, dass es anders mit ihm ist als sonst. Er hebt mein Kinn mit der Hand, und er ist unsagbar sanft, als würde er wollen, dass dieser Augenblick ewig währt. Und das tut er. Es vergeht viel Zeit, bevor ich mich von ihm löse und zittrig einatme.
    »Wir müssen eine Möglichkeit finden, wie wir ein bisschen allein sein können«, flüstert er. »Schon bald.«
    Ich lege mein Gesicht auf seine Brust, um mich davor zu schützen, ihn zu mehr zu ermutigen. Will ich mit Elliott allein sein? Wie kann ich auch nur daran denken, wenn mein Vater verschwunden ist und seine Schwester sterben wird? Ich hatte Kent gesagt, dass ich an Romanzen nicht interessiert wäre. Elliott ist nicht der einzige Lügner unter uns.
    »Schlaf jetzt, Araby. Es wird früh genug Morgen.«
    Er setzt sich auf, und ich erinnere mich daran, dass er die erste Wache halten und uns vor … was auch immer da draußen in der Nacht ist, beschützen soll. Statt mich zu küssen.
    »Ich kann eine Wache übernehmen«, biete ich ihm an, da ich mir sicher bin, dass ich nicht einschlafen werde.
    »Es scheint mir hier draußen ziemlich ruhig zu sein, und niemand rechnet mit unserer Rückkehr«, sagt Elliott und starrt in die Dunkelheit. »Ich bin nicht müde. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich Will wecken muss.«
    »Ich bin wach«, sagt Will.

Sechs
    M ein Gesicht wird in der kalten Dunkelheit heiß, und mein gesamter Körper wird von Hitze durchströmt. Will ist wach. Er hat uns den Rücken zugekehrt, aber er ist wach. Die ganze Zeit schon.
    »Nun, dann kannst du die Wache ein paar Stunden lang übernehmen«, sagt Elliott. Er stochert einmal im Feuer herum, dann legt er sich dicht zu mir. Ich bleibe ganz still, versuche, mich klein und unbemerkbar zu machen.
    Nach einer Weile, die ewig zu währen scheint, werden Elliotts Atemzüge gleichmäßiger.
    Will sagt nichts. Er sitzt einfach nur da und starrt ins Feuer. Ich lausche den Klängen des Waldes, wünsche mir, dass er etwas sagt. Er muss wissen, dass ich wach bin. Die Nacht ist endlos. Bei Morgenanbruch legt Will noch mehr Holz ins Feuer und beginnt, frischen Tee zu brauen.
    Ich setze mich auf und ziehe einen Zweig aus meinen Haaren, und dann noch einen.
    Will streckt mir einen Becher entgegen, ohne mich anzusehen. »Willst du etwas …?«
    Ich nehme den Becher, runzle die Stirn über den Inhalt. »Es ist ganz schön verwegen von Elliott, dieses Zeug hier Tee zu nennen.«
    »Elliott mangelt es nicht an Verwegenheit«, erwidert Will.
    Elliotts Lippen zucken ein bisschen. Ich stoße ihn leicht mit dem Fuß an. »Du kannst die Augen aufmachen. Ich weiß, dass du zuhörst.«
    »Natürlich höre ich zu«, sagt er und streckt sich. »Denn das ist das, was verwegene Leute tun.« Er schenkt sich selbst etwas dampfenden Tee ein. »Ihr beide werdet hoffen müssen, dass wir die Stadt schnell erreichen. Das ist alles an Frühstück, was wir haben.«
    Will nimmt den Wasserkübel und geht zum Fluss. Ich werfe Elliott einen Blick zu, aber dann folge ich ihm. Ich weiß nicht, was ich zu Will sagen soll, aber nach seinem langen Schweigen letzte Nacht muss ich etwas sagen. Ich muss mich entschuldigen.
    Er schöpft etwas Wasser aus dem tiefsten Teil des Flusses. »Seit wir wissen, dass sich der Rote Tod auch durch das Wasser verbreiten kann, wünschte ich, er würde zur Stadt fließen und nicht von ihr weg«, sagt er. Er muss die Leichen nicht erwähnen, die jetzt vermutlich die Straßen säumen.
    »Weil es irgendwie besser ist, wenn er vom Sumpf kommt?«
    Will seufzt. »Wir haben nicht gerade die Wahl, was?«
    Ich könnte ihn fragen, ob er immer noch die Wasserversorgung meint, aber ich will es eigentlich gar nicht wissen. Und ich muss es auch nicht wissen.
    Er stellt den Wasserkübel ab und sieht mich an. »Sei vorsichtig, Araby.«
    Ich ziehe die Augenbrauen hoch und warte darauf, dass er weiterspricht.
    »Mit Elliott.«
    Elliott ist nicht der Einzige, der verwegen ist. Ich werde dieses Gespräch nicht führen. Ich drehe mich um, um zu unserem Lager zurückzugehen, und rutsche auf einem nassen Stein aus. Ich falle nicht, aber die schnelle Bewegung, mit der ich es schaffe, das Gleichgewicht zu bewahren, zerrt an meiner verletzten Schulter. Ich schnappe nach Luft.
    »Ich sollte sie mir später ansehen«, sagt er.
    Ich versteife mich, versuche, den Schmerz zu unterdrücken, aber ich bin froh über den

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