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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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insgeheim, ob ich den Schaden an meinem eigenen Kleid reparieren kann. Elliott zählt ein paar zusätzliche Münzen auf den Tisch, aber der Mann will das Geld nicht nehmen.
    »Wir sind froh, dass Sie zurückgekehrt sind«, sagt er. »Mein Bruder hat früher zu Prosperos Wachen gehört. Als er zu Ihrer Sache übergelaufen ist, hat ihm die Rebellion etwas gegeben, wofür er leben kann.«
    Elliott nickt langsam. »Verbreiten Sie die Nachricht. Wir brauchen einen Ort, an dem wir uns treffen können …«
    »Einige Männer haben sich bereits hier versammelt.«
    »Hervorragend. Ich werde morgen um die Mittagszeit zurückkehren, um mich mit all denen zu treffen, die Sie erreichen können.«
    Der Wirt strahlt, aber seine Frau blickt skeptischer drein. Sie hat ihre Tochter verloren. Nichts, was Elliott tut, kann daran etwas ändern.
    Der Wirt sorgt dafür, dass einer seiner Arbeiter uns in einer unerlaubten Dampfkutsche quer durch die Stadt fährt. »Ich würde sie Ihnen überlassen«, erklärt er Elliott, »aber wir benutzen sie, um Vorräte zu beschaffen, und ohne Transportmöglichkeit …«
    »So etwas würde ich nie von Ihnen erbitten.« Elliott gibt dem Mann einen Klaps auf die Schulter; nach außen hin wirkt er für alle bereits wie ein Herrscher. Aber ich sehe, wie er die Kutsche ansieht, als wir nach draußen gehen. Sie ist nicht so schön wie die von April, und sie ist auch nicht frisiert wie die, die er früher hatte, aber sie genügt als Transportmittel in einer Stadt, in der die Möglichkeiten, sich zu bewegen, begrenzt sind. Er wird sie sich heute nicht nehmen, aber das muss er auch gar nicht. Wir alle haben gesehen, dass der Wirt sie in einem verlassenen Gebäude hinter seiner Schenke versteckt. Er gibt uns einen Fahrer und eine Wache mit. Die Wache hat zwei Gewehre und steht hinten auf einer Plattform, die der ähnelt, auf der sich Aprils Wachen normalerweise aufgehalten haben.
    »Fahr am Fluss entlang«, bittet Elliott den Fahrer. »Ich möchte einen Blick auf die Fabriken werfen.«
    Eine Leiche versperrt die Straße, und die Wache steigt aus und schiebt sie mit einem dicken Stock beiseite, den der Mann für genau diesen Zweck bereitzuhalten scheint.
    »Es gibt anscheinend nicht viele Kutschen zu mieten«, bemerkt Elliott und sieht mit einer gewissen Sehnsucht zu, wie der Fahrer die Steuerung bedient.
    »Prinz Prospero hat sie beschlagnahmt«, sagt der Mann. »Seine Männer nehmen sie sich mit Waffengewalt.«
    »Noch eine weitere Herausforderung, wenn es darum geht, die Stadt mit Nahrungsmitteln zu versorgen«, sagt Elliott.
    Wir fahren an einem Häuserblock entlang, der gebrannt hat. Einige Wände sind noch intakt, es gibt sogar noch ein geschwärztes Fenster. In einer unvollständigen Wand befindet sich ein einsamer, aus Ziegeln aufgemauerter Kamin, verkohlt und verlassen.
    »Haben Prosperos Soldaten versucht, sich diese Kutsche zu holen?«, will Elliott wissen. Er mustert die Gebäude, die den Fluss säumen.
    »Mehr als einmal«, sagt der Fahrer. »Aber wir kennen ein paar Verstecke.«
    Elliott grinst zustimmend. »Ich mag Männer, die Prosperos Fallen entkommen können«, sagt er. Der wortkarge Fahrer nickt.
    »Bieg da vorn ab«, sagt Elliott. »Wir möchten uns der Universität von der Oberstadt aus nähern.«
    Wir sind weniger als eine Woche weg gewesen, und doch betrachte ich die Stadt jetzt mit anderen Augen. Ich sehe Will an. Früher einmal hat er versucht, mich auf ihre Schönheit aufmerksam zu machen, aber davon ist nur wenig übrig geblieben. Alles zerbröckelt, ist schmutzig und grau. Ein widerlich süßer Geruch durchdringt alles, und ich gebe mir Mühe, nicht zu würgen.
    Herrenlose Gegenstände liegen auf der Straße herum. Die Haarschleife eines Kindes, ein Holzsoldat, ein schöner Silberflakon, der einmal für jemanden wertvoll gewesen sein muss.
    Statt bei diesen Dingen zu verweilen, richte ich meine Aufmerksamkeit auf die Gebäude. So viele sind nur noch Hüllen und Ruinen, aber die Stadt wirkt dadurch nicht leerer. Hinter einem eingestürzten Appartementgebäude sehen wir weitere Mietshäuser, einen freigelegten Keller; es ist, als ob die Schichten der Stadt abgeschält worden wären, sodass mehr und mehr zum Vorschein kommt. Das Loch, das einst ein Keller war, ist jetzt mit grünlichem Wasser gefüllt.
    Elliott bezahlt den Fahrer und salutiert sowohl der Wache als auch dem Fahrer, bevor er sie wieder durch die Stadt zurückschickt. Wir stehen auf der Hauptstraße, und während die

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