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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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in Ordnung ist. Wir warten einfach, wir drei, stehen zusammen da, aber nicht nah genug beieinander, dass ich einen der beiden berühren könnte.
    Das Schiff wird zum größten Teil von den Wolken verdeckt, aber als es durch die Wolkendecke bricht, ist es wie Magie. Wie etwas aus einer Kindergeschichte.
    Kent lenkt es heran, und als Will und Elliott anfangen, es festzubinden, springt Kent aufs Dach, um ihnen zu helfen.
    Die Holztreppe senkt sich, und noch während die Jungen daran arbeiten, das Schiff zu sichern, kommen Henry und Elise herunter, umarmen mich und ziehen unbeabsichtigt an meinen Haaren. Etwas Klebriges hängt an meiner Wange, es zieht sich bis zur Stirn hoch. Bevor ich es wegwischen kann, tritt Mina zu uns.
    »Aprils Zustand hat sich verschlechtert«, sagt sie. Aber eigentlich muss sie gar nichts sagen. April ist direkt hinter ihr. Ich schnappe nach Luft. Sie sieht schrecklich aus. Erschöpft. Die Haut ist leichenblass, die Augen sind eingesunken. Ich achte sorgfältig darauf, meine Maske nicht zu offensichtlich geradezurücken, bevor ich sie umarme, aber dann ist Elliott da und nimmt sie in den Arm.
    »Ich bringe sie nach unten«, sagt er. Kent folgt ihnen.
    Die Luft weicht aus dem Ballon, und sie haben das Schiff bereits komplett mit grauem Stoff bedeckt. Ich bezweifle, dass man darauf aufmerksam werden würde, wenn man nicht gerade auf dem Dach steht und nach ihm sucht.
    Will bleibt vor mir stehen. »Elliott hat mich gebeten, heute Nacht etwas quer durch die Stadt zu bringen«, sagt er. »Irgendeine Nachricht für einen seiner Offiziere. Können die Kinder in deinem Zimmer schlafen?«
    Ich reibe an dem klebrigen Zeug, das Henry mir ins Gesicht geschmiert hat. »Natürlich«, sage ich. »Ich habe sie vermisst.«
    Wills Lächeln erscheint im Licht der Laterne schnell und strahlend.
    »Wo ist Thom?«, frage ich, an Kent gewandt.
    »Er wollte nicht bis hierher mitkommen. Weil man ihm so deutlich ansieht, dass er krank ist. Wir haben ihn in den Außenbezirken der Unterstadt abgesetzt.«
    Aprils Zimmer liegt auf dem gleichen Flur wie das von mir und Elliott. Kent steckt sie ins Bett; Mina geht zu einem Feldbett in ihrem Ankleideraum. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass April es bequem hat, ziehe ich mich in mein eigenes Zimmer zurück. Elliott verzieht das Gesicht, als er sieht, dass die Kinder mit mir kommen.
    Aber ich bin erleichtert. Es kann keine Wiederholung dessen geben, was am Nachmittag passiert ist. Ich hatte so etwas wie das nie mit Elliott teilen wollen. Ich war immer klug genug gewesen, es nicht zu tun.
    Ich liege eine lange Weile wach. Ich kann mich nicht umdrehen, denn Henry hat sich auf der einen Seite an mich geschmiegt und Elise auf der anderen. Ich kann das Bild von April nicht aus meinem Kopf kriegen, ihre Blässe nicht vergessen. Wenn es mir nicht bald gelingt, meinen Vater zu finden, muss ich zu ihrem gehen, wie Thom es vorgeschlagen hat.
    Und während ich darüber nachdenke, mich Malcontent selbst auszuliefern, begreife ich, dass ich in dem Fall, dass die Kinder, die rechts und links von mir liegen, in Gefahr wären, genau das Gleiche tun würde wie das, was Will getan hat. Dass ich ihm seinen Verrat nicht länger vorhalten kann.
    Ich vergebe ihm. Und mit diesem Gedanken schlafe ich ein.
    Am nächsten Morgen strömt Sonnenlicht durch das Fenster. Henry streckt die Hand über mich hinweg aus, um Elise zu zwicken, und sie schlägt sie weg. Ich schiebe beide wieder auf ihre Seiten des Bettes zurück und setze mich auf, sodass ich auf sie hinuntersehen kann. »Ich habe euch ein paar Tage nicht gesehen«, sage ich. »Habt ihr viele Abenteuer erlebt, während wir getrennt waren?«
    »Wir haben Tiere im Wald gesehen«, sagt Henry. »Pumas und wilde Hunde. Kent hat gesagt, dass wir vielleicht ein Kaninchen zähmen können, damit ich ein Haustier habe.«
    Finn und ich hatten eine Katze, als wir klein waren. Sie ist schon bald, nachdem wir mit Vater in den Keller gezogen waren, verschwunden.
    Henry wird immer aufgeregter, als er mir erzählt, was er im Wald gesehen hat. »Und dann haben wir ein großes Tier gesehen, von dem ich dachte, dass es ein Pferd ist, aber es hatte Hörner –«
    »Ein Geweih«, berichtigt Elise und schüttelt den Kopf über ihren kleinen Bruder. »Kann ich was essen?«
    »Wir müssen uns erst anziehen und dann nach unten gehen«, sage ich. Ich zeige ihnen den Ankleideraum. »Nehmt euch, was ihr wollt.«
    Ehe ich michs versehe, trägt Henry einen Mantel, der fast

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