Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
Vom Netzwerk:
den Boden streift, mit sorgfältig aufgerollten Ärmeln, und einen Frauenhut mit zwei Federn.
    Es ist nicht genau das, was ich erwartet habe, als ich meinte, er könne nehmen, was er will, aber Elise fängt an zu kichern und kann nicht mehr aufhören. Ihr Lachen ist ansteckend. Wir alle lachen, bis wir von einem leichten Klopfen an der Tür unterbrochen werden.
    »Guten Morgen.« Es ist Will. Beim Klang seiner Stimme schlägt mein Herz schneller, und ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Alles hat sich verändert und doch auch wieder gar nichts. Ich kann ihm nicht einfach sagen, dass ich ihm vergeben habe, und er wird es in meinem hinter der Maske verborgenen Gesicht kaum erkennen.
    »Sieh nur, wie hübsch Araby ist«, verkündet Elise laut. »Sie hat sich noch nicht mal das Gesicht gewaschen und sieht trotzdem hübsch aus.«
    »Doch, ich habe mir das Gesicht gewaschen«, sage ich und spüre, wie ich erröte.
    »Sie riecht gut«, fügt Henry hinzu.
    »Ich bin begeistert, dass ihr den Abend mit einer so hübschen und wohlriechenden jungen Dame verbringen konntet«, sagt Will. Er hat mich noch nicht richtig angesehen, und sein Gesicht wirkt mitgenommen.
    »Was ist passiert?«, frage ich.
    »Der Rote Tod – es gibt noch mehr Fälle. In einigen Gebieten hat er sich völlig ausgebreitet.« Er will noch mehr sagen, aber dann sieht er die Kinder an und schließt den Mund.
    »Möchtest du, dass ich sie mitnehme und ihnen etwas zu essen besorge?«
    »Ich habe eine der Bediensteten gebeten, Frühstück in mein Zimmer zu bringen.« Er lächelt. »Ich komme mir vor, als wäre ich hier der Hausherr und nicht nur ein besserer Diener.« Er gähnt.
    »Komm, ruh dich etwas aus«, sage ich. »Ich sollte nach April sehen.«
    »Es sieht nicht gut aus, Araby«, sagt er leise. Und fügt dann, als wir alle den Flur entlanggehen, hinzu: »Nimm deine Maske nicht ab.«
    Er nimmt die Kinder mit, lächelt still, als sie drauflosplappern, und ich bleibe vor Aprils Zimmer stehen. Dort steht schon eine Bedienstete mit einem Tablett in der Hand. »Ich gehe da nicht rein«, sagt sie. »Was immer Mr Elliott auch sagt.«
    Also weiß es das Personal bereits. Ich kann ihr keinen Vorwurf dafür machen, dass sie nicht reingehen möchte. Sie hat eine Maske, aber niemand traut den Masken vollständig.
    »Ich bringe es rein.« Ich nehme ihr das Tablett aus den Händen, und sie sieht mich argwöhnisch an, als hätte ich auch die Seuche.
    Ich schiebe die Tür auf, aber April schläft. Ich lege ihr die Hand auf die Stirn. Sie fiebert, aber sie atmet ruhig und gleichmäßig. Das Beste, was sie jetzt tun kann, ist schlafen. Ich stelle das Tablett neben ihr Bett und gehe auf Zehenspitzen wieder hinaus.
    Unten im Esszimmer sitzt Elliott an einem großen Tisch und spricht mit einigen seiner Offiziere.
    »Ich gehe nach draußen«, verkünde ich.
    Er zieht seine blonden Augenbrauen hoch.
    »Wir haben noch nichts getan, seit wir hier sind. Ich weiß nicht, wo mein Vater ist, aber hier ist er nicht. Ich muss etwas tun. April –«
    »Ich begleite dich«, sagt er. »Ich möchte ein Gefühl für die Straßen um den Club herum bekommen. Solange es dich nicht stört anzuhalten, um Leichen zu verbrennen.«
    »Ich sehne mich danach, meine Tage genau damit zu verbringen«, sage ich. »Die Toten zu verbrennen.«
    Er nickt den Männern zu, und wir verlassen das Gebäude und treten in die vormittägliche Sonne. Elliott spielt mit einem Streichholz, das er aus der Tasche genommen hat, sagt aber nichts.
    »Was sollen wir tun?«, frage ich. »Hast du vom Uhrmacher gehört? Eigentlich wollten wir schon gestern die Akkadian Towers überprüfen.«
    »Der Uhrmacher hat mir versprochen, mit mir Kontakt aufzunehmen, wenn er etwas erfährt. Und um zu den Towers zu gelangen, brauchen wir eine Dampfkutsche.«
    »Dann sollten wir zurückgehen und sie holen.« Hat er nicht gesehen, wie todkrank April ist? Kent hat sein Schiff in Gefahr gebracht, um sie früher nach Hause zu bringen. Aber Elliott scheint es nicht eilig zu haben.
    »Es ist zu gefährlich, die Dampfkutsche tagsüber zu benutzen«, sagt er. »Aber ich werde dich heute Abend hinbringen. Das verspreche ich dir. Und ich schicke jemanden los, der sich um den Uhrmacher kümmert. Um sicherzugehen, dass er tut, was er angekündigt hat.«
    Er bleibt stehen, um ein paar Leichen in einem Hof hinter dem Morgue zu verbrennen. Ich muss ihm zugutehalten, dass er mich nicht bittet, nicht hinzusehen. Um meinetwillen wende ich

Weitere Kostenlose Bücher