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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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nässende Stelle, und sie trägt deshalb kein Make-up. Ihre Augen sehen nackt aus.
    »Ich bin nicht in ihn verliebt«, sage ich.
    »Du bist wütend auf ihn. Das heißt nicht, dass du nicht in ihn verliebt bist.«
    »Ich bin nicht mehr wütend. Ich verstehe, was Will getan hat. Warum er sich so entschieden hat. Ich bestreite gar nichts, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle. Aber ich bin nicht in ihn verliebt. Ich bin in niemanden verliebt.«
    »Ist das das Gleiche, was du zu Kent gesagt hast?«, fragt sie und dreht mich wieder um. Sie schmiert mir etwas, das nach Lavendel riecht, in die Haare. »April ist mir wichtiger, als Jungen zu küssen«, ahmt sie mich nach. »Er hat dir geglaubt. Ich tue es nicht.«
    Das ist es, was Mädchen eigentlich mit ihren besten Freundinnen tun sollten. Über Jungen quatschen. Mein Mangel an Interesse daran war immer ein wunder Punkt in unserer Freundschaft. Und jetzt … das Gewicht der Welt scheint auf meinen Schultern zu lasten. Ich kann nicht vergessen, dass Vater tot ist, dass April krank ist. Dass ich nicht hier sitzen sollte – ich sollte mir irgendeinen Plan einfallen lassen, egal wie verrückt, um sie zu retten.
    Sie wickelt ein Handtuch um meine Haare und sinkt in einen Sessel, der genauso aussieht wie meiner. Wir sind uns so nah, dass unsere Knie sich berühren.
    »Wer küsst besser?«, flüstert sie. Und dann rümpft sie die Nase. »Wenn es Elliott ist, will ich keine Einzelheiten wissen. Ist es Elliott? «
    »Ich werde dir keine Einzelheiten erzählen«, sage ich unwillig. Aber dann seufze ich, weil sie meine beste Freundin ist und weil sie lange Zeit auf diese Art Unterhaltung gewartet hat, während sie mich zwei- oder dreimal in der Woche in diesen Club mitgenommen hat … Ich seufze erneut. »Elliott ist beharrlich. Intensiv. Bei Will ist es so, dass ich vergesse, dass noch irgendetwas anderes existiert.« Ich spüre, dass mein Gesicht brennt. »Ich weiß nicht«, sage ich leise. »Sie sind beide wichtig für mich. Ohne Küssen.«
    »Aber Küssen macht alles besser«, sagt sie. Unsere Blicke begegnen sich, und ich lache. Ein echtes, wahres Lachen.
    Ich greife nach ihren Händen. »Was können wir für dich tun?«, frage ich, obwohl ich weiß, dass dieser Themenwechsel das Lachen töten wird.
    »Nichts. Kent hat alles versucht. Wenn es ein Heilmittel gäbe, würde er es kennen. Er hat seine Mutter an die Seuche verloren, und er kennt alle, die mit etwas experimentiert oder etwas erfunden haben. Er ist klüger als jeder andere Mensch, dem ich jemals begegnet bin.« Sie strahlt ein wenig, als sie das sagt.
    »Was ist mit deinem Vater? Er hat gesagt, dass er dich heilen könnte.« Deutlicher werde ich ihr meinen verzweifelten Plan nicht verraten.
    »Glaub ihm nicht, Araby. Ich habe darüber nachgedacht und mich gefragt, ob ich hätte bleiben sollen.« Sie lächelt mich traurig an. »Nicht, weil ich bedauere, dass ich dich gerettet habe. Das war der gute Teil.« Sie fährt mit einem Kamm durch meine Haare und entwirrt sie. Und dann wäscht sie sie mit Wasser aus einem kleinen Krug aus.
    Mir sinkt das Herz. Wenn Malcontent sie nicht retten kann, ist sie verloren.
    »Wieso sollten wir ihm nicht glauben?«, frage ich.
    »Weil er ein Lügner ist«, sagt sie. »Und weil er verrückt ist. Wenn er die Seuche heilen könnte, hätte er dann nicht all die Menschen geheilt, die ihm folgen?«
    Aber ich bin mir nicht so sicher. Für Malcontent ist es praktisch, dass er die Seuche nie bekommen hat. Seine Männer halten ihn für einen Heiligen. Aber wir wissen es besser. Er muss ein Heilmittel besitzen, von dem wir nichts wissen. Er ist meine letzte Chance, April zu retten.
    Sie fährt mit ihren Händen durch meine Haare, obwohl die Knoten inzwischen sicher alle weg sein müssen. Ich beuge mich zu ihr hin, durch ihre Berührung getröstet.
    »Will hat mich im Heißluftballon mit nach oben genommen, in dem, der am Dach des Morgue befestigt war«, sage ich. Weil ich es nie jemand anders gesagt habe. Ich habe nicht zugelassen, daran zu denken. Aber in der letzten Zeit schlüpft Will wieder in meine Gedanken.
    »Was? Wieso hast du das nicht schon früher erwähnt? Erzähl mir alles!« Sie ist plötzlich erregt, wirbelt mich herum, damit ich sie ansehe.
    »Er hat mir die Stadt gezeigt und gesagt, dass ich an die guten Dinge glauben muss.« An dieser Stelle sinkt mir das Herz. »Weil er sich darauf vorbereitet hat, mich zu verraten.«
    Tränen steigen mir in die Augen, und ich kämpfe

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