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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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bewahrt hat. Kannst du mir sagen, wo sie sind?«
    »Das Gebäude ist in der Nähe der Stelle, wo wir zuletzt gewohnt haben. Es war der Grund, warum mein Bruder mich aus der Stadt schaffen wollte, wieso wir weggelaufen sind …«
    Ich hole das Buch mit den Karten heraus und lege es auf den Tisch, fordere sie auf, mir zu zeigen, wo wir suchen müssen. Nach einem Moment runzelt sie die Stirn. Sie versteht die Karten nicht.
    »Ich könnte dich hinbringen«, sagt sie schließlich. »Aber die hier … es tut mir leid.«
    »Wir müssen Elise finden«, sage ich. »Und die Tochter dieses Mannes. Wenn du die Karten nicht lesen kannst, wirst du uns dann führen?«
    Mina nickt, aber ihre Augen sind größer als sonst. Entsetzt. Meine Wertschätzung ihr gegenüber steigt erheblich.
    »Ich begleite euch«, sagt April und schwingt die Beine über die Bettkante. »Wo sind meine Schuhe?«
    »Du kannst nicht mitkommen«, sage ich. »Du musst dich ausruhen. Und ich möchte, dass du auf Henry aufpasst.«
    »Ich habe mich den ganzen Tag ausgeruht«, entgegnet sie.
    »Ich werde dich nicht in Gefahr bringen. Und ich werde auch Henry nicht in Gefahr bringen. Wenn ihm irgendetwas zustößt, wird Will es mir nie vergeben.«
    »Dann wirst du wohl hierbleiben müssen, nehme ich an. Bestell mir noch etwas Pudding, ja?« Und damit rauscht April aus dem Zimmer.

Vierzehn
    H enry und ich bleiben einen Moment in der Tür zu Aprils Zimmer stehen. Mir fällt kein anderer Weg ein, April dazu zu zwingen hierzubleiben, als sie in ihrem Zimmer einzusperren. Was im Debauchery Club allerdings nie funktioniert hat, jedenfalls nicht nach meiner eigenen Erfahrung.
    »Warte!«, rufe ich und laufe in mein Zimmer, um die kleine Pistole zu holen, die Elliott mir gegeben hat. Ich hole sie alle bei einem Schrank ein, wo April steht und Umhänge verteilt. Im Gegensatz zu denen, die Malcontents Männer tragen, bestehen diese hier aus Samt und sind mit Satin gesäumt. Aber sie sind schwer genug, um unseren Körperbau ein bisschen zu verbergen. Man muss uns schon sehr nahe kommen, um zu erkennen, dass es sich um drei Mädchen handelt, die allein mit einem Mann und einem Kind unterwegs sind.
    Ich habe keine Ahnung, wie wir Elise und die anderen entführten Mädchen retten sollen. Meine Gedanken rasen, als ich versuche, mir irgendetwas einfallen zu lassen.
    Wir verschwinden durch eine Seitentür und gehen eine Gasse entlang. Ich halte Henry gut fest, und als wir die Straße erreichen, drängt er sich noch dichter an mich. Wie Elise hatte er nie nach draußen gehen dürfen. Ich drücke seine Schulter.
    Die Straßen sind heute belebt. Gruppen, Familien – oder was von ihnen noch übrig ist – mit Gepäck, die zum Teil in Elliotts Sicherheitszone gehen, andere in schönen Kleidern, die hoffen, sich ihren Weg auf Prosperos Maskenball erbetteln oder durch Bestechung kaufen zu können. Zweimal hören wir jemanden weinen. Diskretes Schluchzen durch ein offenes Fenster und dann lautes Klagen aus einem Hof. Ich bezweifle, dass Elise und die Tochter des Kuriers die einzigen Mädchen sind, die geraubt wurden.
    Als wir um die Ecke biegen, wird meine Aufmerksamkeit von einem Mann erregt, der sich drohend über eine Frau beugt, die ein schmutziges Kind in den Armen hält. Ihr Koffer ist offen, der Inhalt hat sich zum Teil auf die Straße ergossen. Ich lasse sie nicht aus den Augen, während unsere kleine Gruppe die Straße überquert und wir uns unserem Ziel nähern. Der Mann leert den Koffer ganz aus, dann schlägt er der Frau das Kind aus den Armen.
    »Henry, fass Miss April an der Hand«, sage ich leise.
    Leute gehen achtlos vorbei, aber ich kann meinen Blick nicht davon abwenden. Ich muss etwas tun.
    Der Mann richtet sich zu seiner vollen Größe auf und greift nach der Waffe, die auf seinem Rücken befestigt ist. Er hat bereits bemerkt, dass diese Frau nichts hat, das zu stehlen sich lohnt, und doch geht er nicht weiter.
    Ich gehe über die Straße, während die Frau sich über den Jungen wirft.
    Ich halte meine Pistole vor mir. Ich kann mich nicht einmal erinnern, dass ich sie aus der Tasche gezogen habe.
    Sie hat nur zwei Schuss, also muss ich vorsichtig sein.
    Er hält einen Holzknüppel in der Hand. Es ist eine hässliche Waffe; rostige Nägel ragen aus dem Holz.
    Er holt aus, macht sich bereit, die Frau mit dem Knüppel zu schlagen.
    »Los, verschwinden Sie.« Meine Stimme wird lauter bei den letzten Silben.
    Der Mann hebt den Kopf und blickt spöttisch drein, bis er

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