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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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die Pistole in meiner Hand sieht. Er spuckt auf die verstreuten Habseligkeiten. Ich sehe die Verachtung in seinen kleinen, gemeinen Augen. Er glaubt nicht, dass ich schießen werde. Ich will ihm beweisen, dass er sich irrt. Denn wenn ich es nicht tue, wird er weitermachen und andere Frauen und Kinder terrorisieren.
    Aber ich habe nur zwei Schuss, und ich brauche vielleicht beide, um Elise zu retten. Ich warte.
    Wohlüberlegt holt der Mann Luft und spuckt erneut aus, diesmal nicht auf die Kleidung auf dem Boden, sondern auf mich. Er trifft mich gleich unterhalb der Haarlinie, und es fühlt sich heiß und eklig an, rutscht hinter und unter meine Maske. Ich halte die Pistole so ruhig, wie es mir möglich ist, zwinge meine Finger, nicht abzudrücken, denn er zieht sich zurück. Der Mann schlendert weg, als hätte er keinerlei Sorgen auf der Welt. Meine Hand zittert etwas, als würde sie ihn am liebsten verletzen. Aber das tue ich nicht.
    Ich richte die Pistole weiter auf den Mann, bis er in eine Seitenstraße einbiegt und aus unserem Blickfeld verschwindet. Die Frau steht auf und zieht das Kind an sich. Ich lasse die Pistole sinken und zwinge mich, nicht die Maske abzunehmen. Nicht an dem klebrigen Fleck zu wischen, der sich unter meinem Wangenknochen gesammelt hat. Auch wenn sich sonst niemand angesteckt hat, ist da immer noch April, jetzt nur ein paar Schritte hinter mir. Ich muss die Maske aufbehalten.
    »Danke«, sagt die Frau leise.
    Ich sehe das Kind nicht genau an, das sie in den Armen hält. Es hat nicht ein einziges Mal geschrien, nicht einmal, als der Mann es aus den Armen der Mutter gestoßen hat. Wenn es schlimm verletzt ist, will ich es nicht wissen. Ich kann nichts dagegen tun.
    »Dahinten ist der Debauchery District«, sage ich und deute in die entsprechende Richtung. »Nehmen Sie Ihr Kind und gehen Sie dorthin. Einer der Soldaten wird Ihnen medizinische Hilfe besorgen, wenn Sie danach fragen.«
    »Araby?«, Mina packt mich am Arm und zieht mich weg. »Wir müssen weitergehen. Er könnte zurückkommen. Mit Freunden.«
    Die Frau beherzigt die Warnung und setzt sich in Bewegung, klaubt beim Gehen ein paar von ihren Sachen auf und steckt sie in den verbeulten Koffer.
    Aber ich stehe mit meiner Pistole in der Hand wie angewurzelt mitten auf der Straße.
    »Araby!« Erst Henrys kleine Stimme holt mich in die Wirklichkeit zurück. Ich schiebe die Pistole zurück in meine Tasche.
    »Gehen wir«, sage ich.
    »Es ist in der Nähe vom Fluss«, erklärt Mina. »In der Unterstadt. Wir müssen uns beeilen. Bleib nicht noch einmal stehen.«
    Sie führt uns in den verlassenen Industriebezirk. Die Gebäude sind gewaltig genug, dass die Sonne keine Chance hat. Sie ragen links und rechts von uns in die Höhe. Die Straßen selbst verschwinden häufig, als würden sie von den Fabriken verschluckt.
    Wir gehen erst eine, dann eine andere Straße entlang. Es sind kaum Leute hier, aber ich halte nach den dunklen Umhängen von Malcontents Männern Ausschau.
    Als wir an einem Zelt vorbeikommen, das im Schatten einer ehemaligen Fabrik steht, stolpert ein Mädchen auf die Straße. Sie kratzt sich an den blutenden Augen. Henry schreit, und wir alle weichen abrupt zurück. Das Mädchen fällt auf die Knie, und bevor ich den Atem ausstoßen kann, den ich angehalten habe, kommt ein Mann aus dem Zelt gerannt. Er sieht, dass wir ihn beobachten, und wirft dem Mädchen eine grobe Decke über. Ich führe unsere kleine Gruppe weiter. Ich bin mir nicht sicher, ob das Mädchen bereits tot war, aber es ist nur eine Frage der Zeit.
    Schon bald erreichen wir den Gestank des Flusses.
    »Da«, sagt Mina schließlich und deutet auf unser Ziel.
    Das Waisenhaus ist ein gedrungenes einstöckiges Gebäude, das von klotzigen Fabriken umgeben ist. Alle Fenster sind verriegelt.
    »Da sind wir also«, sagt April. »Und was jetzt?«
    »Zuerst mal müssen wir einen Keller finden, der einen Zugang zu den unterirdischen Tunneln hat«, sage ich und probiere die nächste Tür aus. Sie ist verschlossen.
    »Araby, als wir letztes Mal in den Tunneln waren –«, setzt April an.
    »Wir müssen eine Möglichkeit haben, schnell aus ihrem Blickfeld zu verschwinden, wenn wir die Mädchen gefunden haben«, schneide ich ihr das Wort ab. »Sucht nach einem Tunneleingang. Prosperos Männer werden uns nicht in Malcontents Domäne folgen.«
    »Sie sind immerhin in Elliots Domäne eingedrungen, um sich Elise zu schnappen«, widerspricht April.
    »Wenn du einen besseren Plan

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