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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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ab.
    Der Mann stürzt neben mir zu Boden, greift sich an die Brust, und ich krieche weg, habe Angst, dass es nur eine Finte ist, aber zwischen seinen Fingern quillt Blut hervor. Während ich mich mühsam aufrappele, merke ich, dass ich nicht richtig Luft holen kann. Ich glaube, sein Tritt hat mir eine Rippe geprellt.
    Der Kurier führt die größeren Mädchen hinaus, und Elise läuft zu mir. Sie trägt das gleiche alberne Kostüm wie die anderen.
    »Umarme mich nicht«, keuche ich und zwinge mich zu lächeln, damit sie keine Angst hat.
    Ihr Gesicht wird trotzdem blass. »Araby?«
    »Henry wartet auf dich«, sage ich und nicke ihm zu, versuche, nicht das Gesicht zu verziehen. Elise legt beschützend ihren Arm um ihn, als wäre er derjenige, der gerettet worden ist. Einige der Mädchen springen auf den Zehenspitzen auf und ab, und die Spitze und die Federn ihrer Kostüme wirbeln um sie herum.
    »Wir müssen gehen«, sage ich. Mina trägt ein Mädchen, das kaum älter als ein Baby ist, und April ist gleich hinter ihr.
    Und ich gehe von dem Mann weg, den ich erschossen habe. Der erste Mensch, den ich jemals getötet habe.
    Die Kinder drehen und winden sich. Einige Mädchen sitzen auf den Stufen, andere legen sich in den Dreck, machen ihr weißes Kostüm schmutzig. Es ist fast ganz still, und plötzlich hören wir das Geräusch von Rädern, die über Pflastersteine holpern.
    Beinahe alle Kutschen, die es noch gibt, gehören Prospero. Diese Mädchen wurden in seinem Namen eingesammelt. Seine Männer kommen. Wir müssen weg.
    »Jede nimmt sich eine Partnerin und hält sie fest«, ruft April. »Große Mädchen und kleine Mädchen zusammen. Ihr müsst alle die Hand von jemandem halten.«
    Sie springen sofort gehorsam auf, sehen sie mit großen Augen an.
    »Lasst eure Partnerin auf gar keinen Fall los. Wir wollen niemanden verlieren. Araby wird uns führen.«
    Ein kleines Mädchen hat keine Partnerin, also nehme ich ihre Hand, führe sie zur Mündung des Tunnels, den wir offen gelassen haben. April bildet die Nachhut, und der Kurier, der die Hand seiner Tochter festhält, ist irgendwo in der Mitte. Mina hält sich dicht bei April.
    Eines der Mädchen stolpert auf den Stufen, und alle kreischen.
    »Seid vorsichtig und ruhig«, ermahne ich sie.
    Der Tunnel ist schmal, was gut ist, um sie alle in Armeslänge bei mir zu behalten, aber jedes Mal, wenn wir einen anderen Tunnel kreuzen, halte ich den Atem an und mache mir Sorgen, dass eines der kleinen Mädchen darin verschwindet.
    Wir haben kein anderes Licht als das, das durch die Ritzen der Pflastersteine über uns fällt. Diese winzigen Tröpfchen aus Beleuchtung dienen lediglich dazu, dass die Dunkelheit nicht ganz so erdrückend wirkt.
    Eines der jüngeren Mädchen stößt sich den Zeh und beginnt leise zu weinen.
    Wir kommen durch eine Reihe von aus Ziegelsteinen aufgemauerten Torbögen, und ich höre Wasser rauschen.
    Und dann spüre ich, wie Wasser in die Spitze meines Stiefels dringt. Möglicherweise sind die Tunnel vor uns geflutet. »Wir müssen einen Weg nach oben finden«, sage ich. »Haltet nach Stufen oder einer Leiter Ausschau.«
    Wir sind an einem Dutzend Leitern vorbeigekommen, aber jetzt sehe ich gar keine, und das Wasser schwappt über meine Füße. Das alles fühlt sich viel zu vertraut an. Meine Rippen klopfen, und die Wunde am Rücken brennt, und jetzt gesellt sich noch Panik dazu. Als ich gerade allen sagen will, dass wir umkehren und eine der Leitern suchen werden, an denen wir vorhin vorbeigekommen sind, öffnet sich einer der Seitengänge zu einer Treppe. Ich stolpere die Stufen hoch, halte das sich windende Kind fest in meinen Armen.
    April scheucht alle auf einen offenen Platz, und obwohl ich nicht weiß, wie viele wir am Anfang hatten, versuche ich, sie zu zählen, denn es scheint mir das Richtige zu sein, so etwas zu tun.
    Ein Schrei lässt uns alle zusammenzucken, und eine Frau läuft auf uns zu. Die Sohlen ihrer Schuhe scheinen bei jedem Schritt ein Echo zu erzeugen. Sie schnappt sich eins der Mädchen und umarmt es.
    Schon bald sind wir von einer Menge umringt, und alle reden auf einmal.
    Wir sind im Debauchery District, in der Nähe des Clubs, daher sollte es mich nicht überraschen, dass Elliott von dem Lärm angezogen wird und uns findet. Er zieht mich mit hoch, sodass wir beide auf dem Sockel einer Statue neben einem steinernen Pferd stehen.
    Die Leute rufen und schreien, und ich höre die Worte »Heldin« und »Rettung«. Elliott nimmt meine

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