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Das Lied des roten Todes

Das Lied des roten Todes

Titel: Das Lied des roten Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethany Griffin
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hat. Wir sind die Kinder von Mördern, wurden von unseren Vätern verlassen. Wir tun Dinge, die andere sich nicht einmal im Traum vorstellen können. Aber hier in diesem Garten können wir vergessen.
    Also nehme ich meine Maske ab und küsse ihn.
    Und er küsst mich zurück. Seine ganze Intensität und meine ganze Sehnsucht scheinen sich zwischen uns emporzuranken.
    Der Ring fällt mir aus der Hand und auf die Erde.
    »Ich liebe dich«, flüstert Elliott an meinem Hals, und ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber andererseits muss ich auch nichts sagen, denn er küsst mich erneut. Als ich die Augen einen Moment später wieder öffne, habe ich den Eindruck, dass in den seinen eine sich langsam steigernde Wut schwelt. Und doch küsst er mich immer noch.
    Und dann hört er abrupt auf. Ein Schatten fällt auf uns.
    »Araby?« Vaters Stimme klingt heiser.
    Ich springe sofort auf, rücke mein Kleid zurecht.
    Vater presst die Lippen zusammen. Er sieht müde aus, ansonsten aber so wie immer. Seine Haare sind zerzaust, und seine Hände sind voller Tintenflecken. Ich werde von einer Woge von Liebe für ihn überwältigt und schlinge meine Arme um ihn. Er riecht nach Zedernholz und Tabak.
    Obwohl es ihn vielleicht schockiert hat, mich so eng umschlungen mit Elliott zu sehen, zieht er mich dicht an sich. Vielleicht hat er geglaubt, mich niemals wiederzusehen, mich niemals wieder umarmen zu können.
    »Dr. Worth.« Elliott steht jetzt auch, und seine Stimme klingt kalt, aber nicht überrascht. Er ist vollkommen beherrscht. Er wusste, dass Vater hierher in den Garten kommen würde. Dass er uns finden würde.
    Er hat alles geplant – er hat mich reingelegt.
    Genau wie vorhin, nachdem April und ich die Kinder gerettet hatten, steckt Elliott in gewisser Weise seinen Bereich ab. Der Brillantring liegt noch auf dem Boden, und ich lasse ihn dort liegen.
    Vater ignoriert Elliott und streicht mir die Haare aus dem Gesicht. Seine Augen füllen sich mit Tränen.
    »Ich hatte Angst, dass du bei der Explosion umgekommen bist, aber dann habe ich deine Nachricht gefunden.«
    Die Explosion – oh Gott. Er hat mir gesagt, ich solle auf dem Dampfschiff mit Elliott wegfahren, aber ich bin nie an Bord gegangen, denn Will hat mich an Malcontent ausgeliefert.
    »Ich möchte, dass du so tust, als wärst du mir nie begegnet. Dass du jemand anders wirst«, spricht Vater weiter. Seine Augen sind gehetzter, als ich es je zuvor bei ihm gesehen habe. Er weiß, dass ich es weiß. Das mit der Seuche. Alles. Er schämt sich.
    »Das geht nicht«, antworte ich langsam. Es besteht jetzt kein Zweifel mehr daran, dass er schuldig ist. »Das könnte ich nicht. Aber du musst es mir erklären. Ich möchte es von dir hören.«
    Er antwortet nicht. Ein kindlicher Teil von mir hofft immer noch, dass er seine Unschuld beteuern wird und ich es irgendwie schaffe, ihm zu glauben.
    Die Stille zieht sich in die Länge. Ich bin diesen ganzen weiten Weg hierhergekommen, und er antwortet mit Schweigen.
    Aber ich bin nicht nur in die Stadt zurückgekehrt, um ihn das zu fragen. Ich bin gekommen, um April zu retten.
    »April ist am Schwärenden Tod erkrankt. Sie stirbt. Wirst du ihr helfen? Kannst du das?«
    Vater zieht die Brauen hoch. »Du weißt, dass man nichts tun kann.« In seiner Stimme schwingt nicht die geringste Hoffnung.
    Und das ist irgendwie noch schlimmer als alles, was vorher war. Denn wenn er April helfen kann, kann er ein bisschen von dem Unheil, das er angerichtet hat, rückgängig machen. In seinem Tagebuch habe ich einen Mann erlebt, der unter Gewissensbissen gelitten hat, aber auch einen Mann, der bereit war, Entschuldigungen für seine eigenen Taten zu finden. Einen schwachen Mann. Ich möchte, dass mein Vater stark ist. Um die Lage zu retten.
    Ich packe Vater am Ärmel. »Aber die Gerüchte. Du hattest etwas, das du weggeworfen hast, als Finn gestorben ist. April stirbt meinetwegen. Wir müssen ihr helfen!«
    »Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, glaubst du, dann wäre Finn gestorben?« Die Art und Weise, wie er den Namen meines Bruders sagt, ist nur ein weiterer Stich in mein Herz.
    »Das ist es also?«, frage ich leise. »Nachdem Finn gestorben ist, hast du einfach aufgehört, nach Heilmitteln zu suchen, und stattdessen weiter Möglichkeiten erschaffen, um noch mehr Leute zu töten?«
    Vater taumelt zurück, weg von mir. Sein Gesicht ist kreidebleich.
    »Es war das Einzige, das der Prinz mich tun ließ«, sagt er mit dem gleichen verlorenen Blick,

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