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Das Lied des Todes

Das Lied des Todes

Titel: Das Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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wunderbarer Einfall gekommen, Graf», sagte Poppo beschwingt. «Darf ich Euch um etwas bitten?»
    «Nur zu! Wenn es in meiner Macht steht und ich für Euch nicht gerade einen goldenen Apfel pflücken soll.»
    Poppo druckste ein wenig herum, bis er mit seinem Anliegen herausrückte. «Ich würde gern auf unserem Packtier, dem Esel, in die Stadt reiten.»
    Thankmar starrte den Bischof ungläubig an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus.
    Der Bischof verzog das Gesicht. Nach einer Weile sagte er: «So wie Jesus einst nach Jerusalem einzog, um das gottlose Treiben zu beenden, so möchte ich in Haithabu einziehen: Man soll Zweige wie Palmwedel auf die Straße legen, und ich werde darüber hinwegreiten. Dann wird Gott die sündigen Tempel der Heiden reinigen!»
    «Hier gibt es keine Palmwedel», entgegnete Thankmar belustigt.
    Aber dann dachte er, wenn der verrückte Bischof unbedingt als eselreitender Priester in die Stadt reiten wollte, sollte er doch.
    Thankmar ließ den Trupp halten und winkte den Soldaten zu sich, der das Maultier an einem Strick hinter seinem Pferd herzog.
    «Ladet die Kisten vom Esel auf das Pferd des Bischofs um», befahl er.
    Die Männer waren zwar überrascht, aber sie taten, was der Graf von ihnen verlangte. Schließlich bezahlte er sie genau dafür.
    Als der Bischof aber ein noch wundersameres Anliegen vorbrachte, zögerten die Soldaten.
    «Legt eure Waffen ab», sagte Poppo. «Wir haben zwar keine Palmwedel, aber stattdessen sollt ihr Zweige nach Haithabu tragen.»
    «Zweige?», riefen die Soldaten wie aus einem Munde und starrten Poppo an, als sei der nicht ganz bei Verstand.
    Ernust wandte sich an Thankmar. «Wir sind Soldaten, Herr, und keine Rutenträger.»
    Bevor Thankmar etwas sagen konnte, rief Poppo: «Als arme Diener des Herrn gehen wir zu den Dänen, damit sie die Macht Gottes erkennen: Wir werden unbewaffnet, barfuß und barhäuptig sein, und dennoch hat unser Gott die Macht, die Götzen zu verjagen, denn er ist ihnen in jedem Belang überlegen. Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, Amen!»
    Da dachte Thankmar, dass der Bischof vielleicht doch nicht völlig verrückt sei. Es könnte die Barbaren in der Tat beeindrucken, wenn jene Männer, die ihre Herren waren, ohne Waffen daherkamen.
    Würde es nicht Thankmars wahre Stärke zeigen?
    «Tut, worum der Bischof euch gebeten hat!», rief er. «Hängt die Waffen an eure Pferde, sucht Äste im Wald und dann raus aus den Stiefeln und runter mit den Helmen!»
    «Aber, Herr», entgegnete Ernust entsetzt, «damit machen wir uns lächerlich …»
    «Ich bezahle dich nicht, damit du meine Befehle in Frage stellst», sagte Thankmar scharf.
    Dann beugte er sich zu Ernust herunter und flüsterte: «Was ist schon dabei? Tun wir ihm den Gefallen. Und wenn etwas geschehen sollte, hängt dein Schwert griffbereit am Sattel. Also los!»
    Mit einem Blick, als sei er in einen Kuhfladen getreten, ging Ernust voran in den Wald. Die anderen Soldaten folgten ihm.
    Als Thankmar mit Poppo allein war, sagte er: «Ich hoffe, Ihr verlangt nicht auch von mir, dass ich mein Schwert ablege, Herr Bischof.»
    «Nun ja, eigentlich … aber nein, lasst gut sein.»
    Bald darauf setzte sich der Trupp wieder in Bewegung. Der Bischof ritt auf dem Esel vorneweg, die Soldaten gingen neben ihren Pferden her, barfuß und unbewaffnet. Thankmar folgte ihnen reitend, die Hand am Schwertgriff.
    So kamen sie eine weitere halbe Meile voran. An den größer werdenden Rauchsäulen glaubte Thankmar zu erkennen, dass sie nicht mehr weit von Haithabu entfernt waren. Alles verlief nach Plan! Bis sie hinter einer Kurve auf mehrere Baumstämme stießen, die quer über dem Weg lagen.

6.
    Der Rabe kehrte zurück, und Hakon machte sich bereit, dem Tod ins Auge zu blicken.
    Über den Wipfeln drehte der Vogel eine weite Runde, dann flog er herab und ließ sich in der Krone der Eiche nieder, hinter der Hakon Posten bezogen hatte. Der Rabe breitete seine Flügel aus, schlug sie kräftig durch und stieß ein leises Krächzen aus.
    Hakon winkte ihm mit der rechten Hand.
    Wenn ich das hier überstehen sollte, dachte er, bekommst du ein großes Stück Fleisch.
    Was würde er ohne den Vogel machen, der ihn auf der wichtigsten Reise seines Lebens begleitete? Sicher hätte er sie auch ohne seinen treuen Gefährten angetreten – hätte sie antreten müssen. Aber das Tier leistete ihm wertvolle Dienste, die ein Mensch niemals hätte erfüllen können.
    Hakon hatte längst aufgehört, sich

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