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Das Lied des Todes

Das Lied des Todes

Titel: Das Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel S. Meyer
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abzulassen.
    «Du bist dreckig wie ein Schwein, Kleiner», sagte er mit abschätzigem Blick auf Akis Kleidung. «Lebst wohl im Wald, was?»
    Dann wandte er sich an einen anderen Soldaten. Der hatte die Aufgabe, auf eine Kiste aufzupassen, in der die Waffen der Marktbesucher gesammelt wurden.
    «Guck dir den verlausten Kerl an, Arnulf», sagte das Narbengesicht. «Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, der ist nur hergekommen, um zu klauen.»
    «Meinst du wirklich?», sagte der Mann, der Arnulf hieß. «Fürs Aufgreifen von Dieben gibt’s eine Belohnung, Gevehard.»
    Die Situation wurde für Aki immer bedrohlicher. Inzwischen waren mehrere Leute in der Nähe auf ihn aufmerksam geworden. Er überlegte, ob er versuchen sollte wegzulaufen. Aber der Eingang war von den nachdrängenden Besuchern verstopft.
    «Der hat wahrscheinlich nicht einmal Geld dabei», warf das Narbengesicht Gevehard ein.
    «Wenn er ein Dieb ist, ganz gewiss nicht», meinte Arnulf. Er schlug den roten Mantel zur Seite und legte eine Hand an den Griff seines Schwerts.
    Da tat Aki das Einzige, was ihm einfiel. Ohne nachzudenken, zog er den Lederbeutel hervor und zeigte ihn den Soldaten.
    «Ich … ich habe genug Geld», sagte er.
    Als sich die mürrischen Gesichter der Blutmäntel aufhellten, merkte Aki, dass er einen Fehler gemacht hatte. Ehe er sichs versah, hatte ihm Gevehard den Beutel aus der Hand gerissen und die Münzen hervorgeholt.
    «Der hat ja wirklich Geld und sogar eine ganze Menge!», stellte er fest.
    «Bestimmt alles gestohlen», sagte Arnulf grinsend.
    Aki ballte die Hände zu Fäusten. Seine Wut gewann die Oberhand über die Angst. Die Kerle waren drauf und dran, ihm das Geld wegzunehmen. Aber was konnte er dagegen tun? Er war einen Kopf kleiner und unbewaffnet. Außerdem wären die übrigen Blutmäntel binnen weniger Augenblicke zur Stelle. Aki konnte es ja nicht mal mit einem von ihnen aufnehmen. Dennoch durfte er sich die Münzen nicht einfach abnehmen lassen, zu viel hing davon ab.
    «Das Geld gehört mir», sagte er. «Mein Vater ist ein angesehener Bauer. Er hat mich hergeschickt, um Lebensmittel zu kaufen.»
    «Ach so, ein angesehener Bauer ist er?», meinte Gevehard. «Welcher Bauer schickt denn einen so schwachbrüstigen Kerl wie dich mit so vielen Münzen allein zum Markt?»
    «Die Münzen gehören mir!», wiederholte Aki und schaute dem Soldaten fest in die Augen. «Außerdem bin ich nicht allein. Ich bin unterwegs in einen Graben gefallen. Daher hat mein Vater mich vorausgeschickt, damit ich mir neue Sachen kaufe. Vater und die Knechte werden jeden Moment eintreffen.»
    Gevehards Blick flackerte. «Warum sagst du das nicht gleich?»
    Aber Arnulf, der die Münzen noch immer in der Hand hatte, meinte: «Ich glaube dem Kerl kein Wort. In einen Graben gefallen und dann allein vorgeschickt worden? Das stinkt doch! Er hat das Geld gestohlen und will sich rausreden.»
    Das schien Gevehard nicht zu überzeugen. «Wenn er die Wahrheit sagt, könnte man uns bestrafen. Du weißt doch, dass der Graf keinen Ärger will. Die Leute könnten sonst von den Märkten fernbleiben.»
    Bei der Erwähnung des Grafen blitzte Furcht in Arnulfs Augen auf.
    «Gib’s ihm zurück», forderte Gevehard ihn auf.
    Arnulf schüttete einen Teil der Münzen in den Beutel zurück, sechs behielt er aber und gab drei davon Gevehard ab.
    «Du hast noch keinen Eintritt bezahlt, Junge», sagte er und hielt Aki den Beutel hin.
    «Sechs Münzen? Wofür?», entgegnete Aki. «Keiner von den anderen muss etwas dafür bezahlen, nur um auf den Markt zu kommen.»
    Arnulf drehte sich weg und sagte: «Sag mal, Gevehard, hast du hier irgendwo einen blonden, verlausten Bauernknaben gesehen, der behauptet, wir hätten ihm sein Geld weggenommen, obwohl er es selbst für unnütze Dinge ausgegeben hat?»
    Gevehard steckte die Münzen ein. «Nein, so einen habe ich nicht gesehen. Aber wenn uns so einer mit solchen Vorwürfen kommt, sollte er sich in Acht nehmen. Wem würde man wohl mehr Glauben schenken?»
    Die Soldaten klopften sich gegenseitig auf die Schultern und wandten sich lachend den wartenden Menschen hinter Aki zu.
    Wutentbrannt stapfte Aki auf den Marktplatz.
    Die Sachsen hatten ihn fast um die Hälfte des Geldes gebracht. Was hätte er dafür nicht alles kaufen können? Wenn Ketils Gott dabei seine Finger im Spiel gehabt hatte, sprach das nicht für ihn.
    Dennoch war Aki einigermaßen glimpflich davongekommen, wenn er es recht bedachte. Immerhin hatten die

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