Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
Euch, Sebastian? Habt Ihr inzwischen Arbeit gefunden? «
» Leider nicht. «
» Seid Ihr in der Lage, einen Pferdekarren zu lenken? «
» Warum fragt Ihr? «
» Hans, unser Fuhrmann, hat sich am letzten Sonntag das Bein gebrochen, für ihn könnten wir einen Ersatz gebrauchen. «
» Wenn Sebastian und ich für Euch arbeiten, Frau Dürer, wer passt dann auf Lenchen auf? « , wandte Anna ein.
» Auch darüber haben Albrecht und ich bereits gesprochen. An den Tagen, an denen Ihr bei uns seid, würde Susanne auf die Kleine achtgeben. Ihr könnt sie ja dafür bezahlen. « Sie leerte ihren Becher und leckte sich den Bierschaum von den Lippen. » Es wird Zeit für mich. Mein Mann hat in vier Tagen Geburtstag, deshalb muss ich mit Susanne noch einiges vorbereiten. « Die Dürerin erhob sich und strich ihr Gewand glatt. » Pirckheimer, Spengler und etliche andere Herren haben ihr Kommen zugesichert. Obwohl meinem Albrecht gar nicht nach Feiern zumute ist. «
» Die Melancholia? « , wollte Anna wissen.
» Wenn es nur das wäre « , seufzte Frau Dürer. » Letzte Nacht hatte er wieder hohes Fieber, gleichzeitig hat er gefroren, dass es ihn nur so schüttelte. Immer wieder hat er im Schlaf aufgeschrien und vom Satan gesprochen, der überall lauere und die Menschen verderbe. Seit Längerem klagt er über Leibschmerzen, und aus dem heimlich Gemach, das ich nach unserer Wiederkehr aus den Niederlanden bauen ließ, kommt er an manchen Tagen kaum noch heraus. «
Tiefe Sorge spiegelten in diesem Moment die Züge der verhärmt wirkenden Frau wider. Wenn Anna es nicht besser wüsste, hätte sie diese gewiss auf beinahe sechzig geschätzt.
» Ich fürchte, ich werde Albrechts Freunde wieder ausladen müssen, wenn es ihm weiterhin so schlecht ergehen sollte. «
» Die Herren haben gewiss dafür Verständnis « , sagte Anna, während sie Frau Dürer hinausgeleitete.
Dort reichte die Ältere ihr die Hände. » Ich danke Euch, Anna. «
» Ich danke Euch für Euren Besuch und Eure freundlichen Angebote. Wir sehen uns dann morgen. Bitte richtet Eurem Gatten meinen Gruß aus. Ich hoffe, er erholt sich rasch. «
Tatsächlich ging es dem Meistermaler am nächsten Tag bereits besser, als Susanne die Geschwister ins Haus bat und in die Stube führte.
» Deine Herrin sagte, du wärest bereit, auf Magdalena aufzupassen? « , sprach Anna sie an.
Susanne strich dem Kind übers Haar. » Das mache ich sehr gern, Frau Dietl. Ich mag die Kleine. «
» Ich weiß. Trotzdem sollst du es nicht umsonst tun. «
» Wie Ihr wünscht, Frau Dietl. « Die junge Magd fasste nach Lenchens Hand, ignorierte deren ängstlich verzogenen Mund und lachte. » Wir werden unseren Spaß haben, Kleines. Komm nur, hier sind einige Kinder aus der Nachbarschaft, die dich gern kennenlernen möchten. « Mit diesen Worten ging Susanne mit dem kleinen Mädchen an der Hand hinaus.
In der Stube warteten der Hausherr und seine Frau bereits auf Anna und Sebastian. Albrecht Dürers Züge wirkten zwar noch mitgenommen, Anzeichen von Fieber vermochte Anna in seinem Antlitz aber nicht mehr zu erkennen. Sein Blick war klar, und ein leichtes Lächeln vertrieb die letzten äußerlichen Anzeichen seines Leidens.
» Frau Dietl, wie schön, dass Ihr das Angebot meiner Frau angenommen habt. Unsere Susanne ist glücklich, Hilfe zu bekommen. Bitte entschuldigt mich, ich habe zu tun. Sachsens Kurfürst erwartet mich. «
» Mein Mann arbeitet an einem weiteren Porträt Friedrichs des Weisen « , erklärte Agnes Dürer, nachdem ihr Mann den Raum verlassen hatte.
Sebastian hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und trat von einem Fuß auf den anderen.
» Sebastian – ich darf dich doch so nennen, oder? « , fragte Frau Dürer.
» Natürlich. «
Die Hausherrin läutete eine Glocke. Kurz darauf erschien der dunkle Lockenkopf eines jungen Burschen in der Tür. » Georg, das ist Sebastian. Zeig ihm, was zu tun ist. «
Annas Bruder folgte dem Mann hinaus.
» Das war Georg Schlenk, der Schüler meines Mannes, der unsere Susanne heiraten möchte « , erläuterte Frau Dürer. » Ich habe Euch von ihm erzählt. Er kann Albrecht nicht für den Unterricht bezahlen, deshalb arbeitet er als Diener bei uns. «
» Wann findet die Hochzeit denn statt? « , erkundigte sich Anna.
» Im Herbst. Doch zuvor haben wir ein anderes Fest vorzubereiten. «
» Den Geburtstag Eures Gatten. «
» Ganz genau. Kommt mit mir in die Küche, Anna. «
Dort war eine Frau in Agnes Dürers Alter damit
Weitere Kostenlose Bücher