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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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zahlten. Wieder fühlte sie sein Augenpaar auf sich, der Blick des Fremden ruhte unverhohlen auf ihren vollen Brüsten. Ihr Körper war ihr einziges Kapital. Andere Frauen mochten ein hübscheres Gesicht besitzen als sie, aber was nützte das den Kerlen, wenn sie von ihren Weibern nicht bekamen, was sie im Bett bevorzugten? Zum Glück konnte sie da für ein paar Pfennige Abhilfe schaffen.
    Marie öffnete den Mund und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Der Mann schluckte. Sie tauchte den Schwamm ins Wasser, ließ ihn zwischen ihre Beine gleiten und schloss mit einem leisen Aufstöhnen die Augen. Das Wasser plätscherte, als der Mann sich auf sie zubewegte.
    Sie öffnete die Lider. » Soll ich es Euch besorgen? « , fragte sie leise, während sie ihm eine Hand auf die Brust legte und mit den feinen Haaren spielte. » Für fünf Pfennige könnt Ihr mit mir machen, was Ihr wollt. «
    Wieder bewegte sich der Adamsapfel des Fremden. » Ich will das nicht « , brachte er mit heiserer Stimme hervor.
    Sie zog ihren gut einstudierten Schmollmund und legte den Kopf schief. » Gefalle ich Euch etwa nicht? « Aufreizend reckte sie ihm ihre Brüste entgegen. » Seht doch nur, was Ihr verschmäht. « Ihre Hand, die noch immer auf seiner Brust ruhte, ging auf Entdeckungsreise. » Oder habt Ihr zu Hause ein Weib, das Euch vollauf zufriedenstellt? Fünf Pfennige, Herr – dafür mach ich es Euch, bis Ihr die Englein im Himmel singen hört. «
    Die Augen des Fremden wurden schmal. » Red nicht so, Weib. Und nimm die Hand weg. «
    » Ist es Euch vielleicht zu teuer? Ich bin auch mit drei Pfennigen zufrieden. «
    » Ich hab gesagt, du sollst dein Maul halten, du Luder! «
    Sie erschrak und fuhr zurück. » Entschuldigt, wenn ich Euch zu nahe getreten bin, Herr. «
    » Hör mir zu, du kleine Hure! « Mit einer schnellen Bewegung packte er sie am Handgelenk. » Das Ende ist nicht mehr fern. Dann wird Christus erscheinen und die Menschen nach ihren Taten richten. Willst du so vor ihn treten? «
    Marie wich an den Rand des Zubers zurück. Sein Blick war wie loderndes Feuer, die Lippen nur noch eine schmale Linie. Sie erschauerte. Der Kerl war ja nicht normal. Für kein Geld der Welt wollte sie mit ihm das Lager teilen, selbst wenn er ihr einen Gulden geben würde.
    » Lasst mich bitte gehen « , bat sie. » Ich werde Buße tun und drei Vaterunser beten. «
    » Buße, du? « Er ließ ihr Handgelenk los und packte sie am Oberarm. » Du bist ein Werkzeug des Bösen « , zischte er. » Verführst die Männer und bringst sie dazu, die Ehe zu brechen. « Sein Griff wurde fester, und sie stöhnte vor Schmerzen auf. » Weißt du nicht, was die Heilige Schrift über Huren und Ehebrecherinnen sagt? «
    Marie sah sich um. Niemand außer ihnen war im Raum. Die Verachtung, die aus seiner Stimme klang, lähmte ihre Glieder.
    » Bitte, Herr – ich verspreche Euch … «
    Endlich ließ der Wahnsinnige Maries Arm los. Jedoch nur, um im nächsten Augenblick seine Hände um ihren Hals zu legen. Sie riss die Augen auf, wollte schreien, aber seine Fingernägel bohrten sich in ihr Fleisch, drückten zu.
    » Der Herr sagt … « , überdeutlich sprach er die Worte aus.
    Ein Ruck ging durch ihren Leib.
    » … die Ehebrecherinnen … «
    Verzweifelt trat sie um sich, versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. Schon bekam sie keine Luft mehr.
    » … sollst du töten! «
    Das Blut stieg ihr in den Kopf. Noch einmal trat sie nach ihm, aber ihre Kräfte schwanden. Als er ihr etwas ins Ohr flüsterte, konnte sie seine Worte schon nicht mehr verstehen. Kurz darauf senkte sich Dunkelheit um sie.
    Der Mann stieg aus dem Zuber und blickte sich nach dem entseelten Leib um, der mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Wasser trieb. Das Gesicht mit dem starren Augenpaar, von langem Blondhaar umgeben, war zur Decke gerichtet. Er bekreuzigte sich und atmete tief durch. Ein Hochgefühl breitete sich in ihm aus, rann wie guter Wein durch seine Adern und schenkte ihm eine Befriedigung, wie es bisher nicht die willigste Metze vermocht hatte. Einen Moment lang stand er still und mit geschlossenen Augen da, horchte in sich hinein.
    Was hast du getan? Du hast Leben genommen.
    » Aber Herr, das Weib war eine Hure! « , flüsterte er. » Mose hat im Gesetz geboten, solche Weiber zu töten. Ich habe getan, was du befiehlst. «
    Die Stimme in seinem Inneren schwieg, und er entschied, dass es der Satan gewesen sein musste, der zu ihm gesprochen hatte. Immer wieder trat

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