Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)
« , wollte Anna wissen, stand ebenfalls auf und hantierte mit den Tellern und Löffeln.
Korbinian schmunzelte. » Der junge Mann ist fünf Jahre alt, Anna. « Er trat zu ihr und sah ihr tief in die Augen. » Meinst du, du kommst ohne mich zurecht, Liebling? «
» Es wird schon gehen, außerdem habe ich mir vor unserer Ehe auch zu helfen gewusst. «
» Davon bin ich überzeugt, trotzdem ist es nicht das, was ich gern gehört hätte. « Er lächelte und legte ihr den Arm um die Taille, um sie zu küssen.
Anna folgte ihrem Mann in die Werkstatt und sah ihm zu, wie er seine Utensilien zusammensuchte.
» Ich werde dir einen Beutel mit Proviant packen « , sagte sie und eilte in die Küche.
Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Einige Leute liefen – die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen – mit unsicheren Schritten über das Pflaster, das von einer Schicht bunten Laubes bedeckt war. Dazu fiel schon seit Tagen heftiger Regen. Es war nicht mehr zu übersehen, dass der Herbst Einzug gehalten hatte. Eine junge Frau gegenüber geriet ins Schlittern und wäre fast gestürzt.
Anna wandte sich um, denn Korbinian betrat den Raum.
» Mir wäre wohler, wenn du mit deiner Reise nach Ansbach warten würdest, bis die Regenfälle nachlassen. «
» Damit der Mann den Auftrag an einen anderen Maler vergibt? Nein, Anna, in Zeiten wie diesen muss ein Buchmaler über jede Anfrage dankbar sein. «
Nachdem alles für die bevorstehende Reise vorbereitet war, begaben Anna und er sich frühzeitig zur Ruhe. Korbinian breitete die Arme aus, und Anna schmiegte sich an ihn, denn sie fröstelte. Nicht, dass es ihr Schwierigkeiten bereiten würde, sich während seiner Abwesenheit um die Kunden des Buchmalers zu kümmern. Er hatte sie gut unterwiesen, und da es wenig zu tun gab, würde sie mit Lenchen die Nachmittagsstunden in der Werkstatt verbringen. Auf ihre Frage, wie sie sich zu verhalten hätte, wenn Konrad Mutz ihn noch einmal zu sprechen wünschte, erwiderte Korbinian, sie solle die Männer einfach fortschicken, schließlich sei alles gesagt.
Die Abende und die Nächte bis zu seiner Rückkehr jedoch waren es, die sie fürchtete. Nie war sie des Nachts allein im Haus gewesen. In ihrer Kindheit waren es die Eltern und die Geschwister gewesen, deren Stimmen und Geräusche sie in den Schlaf gewiegt hatten. Später hatte sie sich mit Sebastian eine Kammer geteilt; seine Anwesenheit zu spüren, war wohl der größte Trost in jener dunklen Zeit gewesen. Und nun lag ihr Gemahl nachts stets an ihrer Seite.
Korbinian schien ihre Gedanken zu spüren, denn er zog sie näher und bettete ihren Kopf an seiner Brust.
Sein Herz schlug gleichmäßig und kräftig an ihrem Ohr.
» Meine Anna « , murmelte er schon leicht schläfrig, » wenn ich wieder daheim bin … Ich hätte gern ein Kind mit dir, weißt du? «
Sie hob den Kopf, betrachtete im schwachen Licht der Kerze seine gelösten Züge. In seinem Blick lag so viel Zuneigung, dass ihr das Herz weit wurde. Anna räusperte sich und strich ihm über die Wange. » Es ist schon spät, lass uns schlafen. Wir reden darüber, wenn du zurück bist, ja? «
» Gut, wir müssen ja nichts überstürzen. Ihr beide werdet mir so sehr fehlen. « Zart strich er ihr noch einmal über den Rücken und schloss die Augen.
Der Abschied am nächsten Morgen fiel flüchtig aus, denn Tucher drängte zum Aufbruch, da er das Kloster vor Sonnenuntergang erreichen wollte.
Korbinian sah Anna tief in die Augen und ließ den Blick von ihr zu Magdalena schweifen, die zu spüren schien, was vor sich ging. Weinerlich verzog sie den Mund und streckte die Ärmchen nach ihrem Vater aus, woraufhin er sie auf den Arm nahm und herzte, bis sie vor Vergnügen gluckste.
» Passt gut auf euch auf, und lasst keine Fremden ins Haus, habt ihr verstanden? «
» Wie Ihr befehlt, mein Herr und Gebieter. « Anna senkte in gespielter Demut den Kopf.
Korbinian lachte und zog sie einige Herzschläge lang an sich. Dann löste er sich von ihr, hob den schweren Rückentragekorb an, auf den Anna noch zwei zusammengerollte warme Decken gelegt hatte, und trat auf den jüngeren Mann zu, der bereits ungeduldig auf ihn wartete.
Als das Fuhrwerk sich in Bewegung setzte, blickte Korbinian sich noch einmal um und winkte ihnen zu, bis er hinter der Wegbiegung aus Annas Sichtfeld verschwand.
KAPITEL 23
I nzwischen war der fünfte Tag nach seiner Abreise angebrochen, und noch immer war Korbinian nicht heimgekehrt. Es war früh am Morgen, und Lenchen
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