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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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nicht hier. » Ich bitte Euch um die Namen der beiden Männer, die meinen Gatten gefunden und begraben haben. «
    Der Ratsangestellte legte den faltigen Kopf schief. » Ich verstehe, Frau Dietl. « Damit trat er an eine Regalwand, holte ein in dickes Leder gebundenes Buch hervor und legte es auf den Schreibtisch, um darin zu blättern. Wenig später hielt er inne, offensichtlich zufrieden. » Die Namen der beiden lauten Clemens Münzberger und Diethelm Lamprecht. Sie sind gemeinsam nach Ansbach gereist. Lamprecht findet Ihr in der Spitalgasse und Münzbergers Instrumentenwerkstatt hinter dem Goldenen Stern am Hohen Pflaster . «

KAPITEL 25
    F erdinand, Sepp und Sebastian bogen in die Gasse ein, an deren Ende sich Augustin Hofers Haus und die Brauerei des angehenden Ratsmitgliedes befanden. Während die drei auf das vierstöckige Gebäude nahe der Pegnitz zugingen, fiel Sebastians Blick auf einen Bettler, der sich soeben vor dem Türstein niederließ. Auch dieser Mann besaß nur noch ein Bein, wie Sebastian erkannte. Als Sepp, Ferdinand und er das Portal des Hauses erreicht hatten, rutschte der Alte ein Stück beiseite. Sepp würdigte ihn keines Blickes, während Ferdinand nach dem Türklopfer griff und zweimal gegen das Holz schlug.
    » Eine milde Gabe, Ihr jungen Herren « , ließ sich der Bettler mit matter Stimme vernehmen, » nur ein paar Pfennige. Es wird Euch im Himmel belohnt werden. «
    Ferdinand wandte den Kopf. Der Blick, mit dem er den Einbeinigen bedachte, war kühl. In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Augustin Hofer erschien. Als der rotbärtige Brauereibesitzer des Bettlers gewahr wurde, wedelte er unwillig mit der Hand, als wollte er ein lästiges Insekt vertreiben.
    » Verschwinde, aber hurtig. «
    » Ach, Herr Hofer, ich bitte Euch … «
    » Du hast gehört, was der Mann gesagt hat – pack dich! « , stieß Ferdinand anstelle des Hausherren hervor. Die Gleichgültigkeit, mit der er den Alten gemustert hatte, war unverhohlener Verachtung gewichen.
    Als dieser nicht sogleich Anstalten machte, nach der neben ihm liegenden Krücke zu greifen und sich zu erheben, trat Sepp vor. Er packte den Mann am Kragen seines schmutzigen, abgerissenen Mantels, zerrte die zerlumpte Gestalt vom Eingang des Hauses fort und stieß sie in einen Laubhaufen.
    » Der Teufel soll Euch holen! « , würgte der Alte hustend hervor, aber Sepp und Ferdinand lachten nur.
    » Pfui, Ihr solltet Euch schämen « , erklang in diesem Moment eine helle Stimme hinter Sebastian.
    Er drehte sich um. Ein junges, zierliches Mädchen schritt an ihm und Sepp vorbei und trat auf Ferdinand zu. In der Hand hielt sie die Krücke des Bettlers.
    » Was hat Euch der alte Mann getan? «
    Diese Stimme, die honigblonden Haare. Als sie Sebastian ihr schmales Gesicht zuwandte, schnappte dieser nach Luft. Barbara. Das Mädchen, das hinzugekommen war, als Sepp ihn um Hilfe gebeten hatte, weil er mit dem Bewusstlosen nicht fertig wurde. Jene Barbara, die ihm seither nicht mehr aus dem Kopf ging. Das Mädchen mit dem zu einem Zopf geflochtenen Blondhaar hatte ihn ebenfalls erkannt, was er an dem Aufblitzen ihrer Augen bemerkte.
    Ihr Blick heftete sich auf Sepp und sie schnaubte verächtlich. » Und du bist auch dabei? Natürlich, das passt zu dir … «
    » Ihr kennt euch? « Ferdinands Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
    Sepp schüttelte den Kopf. » Keine Ahnung, wer die Metze ist. Muss mich wohl verwechseln « , meinte er, um im nächsten Augenblick aufzuschreien, denn Sebastian hatte sich auf den Freund gestürzt und ihn am Kragen gepackt.
    » Was bist du nur für ein Mensch? « , brüllte er und zog Sepp noch näher an sich heran.
    Im nächsten Moment stöhnte er auf, denn der Sohn des Sattlers hatte ihm blitzschnell das linke Knie in den Unterleib gerammt. Jäh lockerte sich Sebastians Griff, er taumelte und sank auf die Knie. Aus den Augenwinkeln sah er Ferdinand näher treten. Schon zog der junge Mann mit den kurzen blonden Haaren ihn in die Höhe.
    » Was sollte das denn eben? « , zischte er. » Was fällt dir ein, auf einen Glaubensbruder loszugehen? «
    Sebastian stieß pfeifend die Luft aus den Lungen. Der Schmerz zwischen seinen Beinen raubte ihm beinahe den Verstand. Kalter Schweiß brach ihm aus allen Poren. » Bruder? « , brachte er endlich mühsam hervor. » Ich pfeif auf solche Brüder! Ihr seid doch alle wahnsinnig! «
    Der Faustschlag, der ihn am Kinn traf, verschlug ihm den Atem, aber es gelang ihm, sich auf den Beinen

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