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Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Lied vom Schwarzen Tod: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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zu halten. Ein weiterer, nicht minder kräftiger Hieb traf seine Nase. Vor Schmerz trat ihm Wasser in die Augen. Ferdinand hob erneut drohend die Hand, da hörte Sebastian Barbaras Ruf.
    » Komm mit! «
    » Ja, verschwinde « , zischte Sepp. » Ich hab doch gesagt, du bist ein Judas! Elia wird froh sein, wenn er dich endlich los ist! Lass dich bloß nie wieder bei uns blicken! «
    Barbara hatte die Haustür des zweigeschossigen Fachwerkhauses schon geöffnet . » Komm schnell hinein « , brachte sie hervor, immer noch außer Atem.
    Die beiden hatten den größten Teil des Weges zum Wollnertor im Laufschritt zurückgelegt, denn Ferdinand und Sepp waren noch eine ganze Weile hinter ihnen hergerannt. Sebastian beugte sich vor und stieß den Atem aus. Wie eine kleine Wolke stand er in der kalten Luft . Gott sei gedankt, dass Sepp nicht wusste, wo sich Barbaras Elternhaus befindet, durchfuhr es ihn. Das Mädchen zog Sebastian in eine Diele, von der nur drei Türen abgingen. Eine schmale Stiege führte ins Obergeschoss des Hauses. Barbara öffnete eine der Türen, und Sebastian folgte ihr in die Küche. Zwei Buben, denen die dunklen, lockigen Haare über die Ohren fielen, saßen auf einer Holzbank an dem blank gescheuerten Küchentisch und starrten Sebastian mit großen Augen an. Vor dem gemauerten Herd stand eine Frau, die sich nun umwandte. Genau wie Barbara trug sie das blonde Haar zu einem Zopf geflochten, hatte ihn aber hochgesteckt. Ihre ebenmäßigen Gesichtszüge ähnelten denen des Mädchens.
    » Mutter « , Barbara küsste sie auf die Stirn, » das ist Sebastian Stäubling. Er hat mich damals nach Hause gebracht, als … du weißt schon. «
    Die Miene der Frau erhellte sich. » Natürlich, Kind « , nickte sie ihrer Tochter zu und drehte sich zu Sebastian um. » Ihr seid das also gewesen. Endlich können mein Mann und ich uns bei Euch bedanken. « Sie deutete auf einen Schemel. » Bitte, setzt Euch. «
    Sebastian tat wie ihm geheißen.
    » Ihr seid verletzt. Lasst mich einmal sehen. « Vorsichtig hob sie sein schmerzendes Kinn an. » Da hat aber jemand kräftig zugeschlagen « , murmelte sie, drehte sich um und zog eine Lade des Küchenschrankes auf.
    Die beiden Knaben verfolgten das Ganze mit geöffneten Mündern. Ihre Mutter nahm ein zusammengelegtes Tuch heraus und tauchte es in eine mit Wasser gefüllte Schüssel. Ein Mann steckte den Kopf zur Tür herein. Die Barthaare, die auf seinem Kinn und den vollen Wangen sprossen, waren bereits ergraut.
    » Wir haben Besuch? «
    » Stell dir vor, mein Lieber – dies ist Sebastian Stäubling, der junge Mann, der damals unsere Tochter nach Hause gebracht hat, als dieser Kerl sie belästigte. «
    » Wie schön, Euch kennenzulernen, Stäubling! « , unterbrach der Hausherr seine Frau und zwinkerte Barbara zu. Mit wenigen Schritten durchmaß er die Küche und reichte Sebastian eine kräftige Hand. » Ich bin Michael Freisler, Steinmetz. Das ist meine Frau Katharina, und die beiden Burschen am Tisch, die den Mund gar nicht mehr zukriegen, heißen Paul und Endres. « Der Mann furchte die Stirn. » Was ist mit Euch geschehen? Seid Ihr unter die Räuber gefallen? «
    Sebastian biss sich auf die Lippen. » Sehe ich so schlimm aus? «
    Barbara ging zum Schrank, nahm einen handtellergroßen Spiegel heraus und hielt ihn Sebastian vors Gesicht. » Und ob . Sieh selbst. «
    » Verdammt « , entfuhr es ihm. Mit der blutverschmierten Nase, dem angeschwollenen Kinn und den wild in die Stirn hängenden Haaren bot er wahrlich keinen schönen Anblick.
    » Das bekommen wir schon wieder hin « , ließ sich Frau Freisler vernehmen.
    Vorsichtig tupfte sie Sebastian das Blut aus dem Gesicht, während sich ihr Mann neben den beiden Jungen niederließ, einen Beutel und eine Pfeife hervorzog und diese mit getrockneten Kräutern zu stopfen begann.
    » Wo ist Euer Zuhause, Stäubling? « , wollte er wissen, ohne aufzublicken.
    » Nennt mich bitte Sebastian « , bat dieser und nickte Frau Freisler zu, die ihr Werk beendet hatte und das Tuch in der Schüssel auswusch. Dann blickte er zu ihrem Mann, der aufgestanden war, um die Pfeife am Herd zu entzünden. » Um Eure Frage zu beantworten: Bis gestern hatte ich ein Bett in der Kammer meines Freundes Sepp in der Schildgasse. Damit ist es nun allerdings vorbei. «
    » Du hast bei diesem Kerl gewohnt? « , fuhr Barbara auf.
    Müde hob Sebastian die Schultern. » Ja, seine Eltern waren so freundlich und haben mich aufgenommen. Sie können ja nichts für

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